Es qualmt und stinkt gewaltig. Zigarettenrauch ist für viele Jugendliche ein täglicher Begleiter. Fast jeder vierte Deutsche über 14 Jahren raucht. Viele der Nichtraucher sind vom Passivrauchen betroffen, werden von Eltern, Geschwistern und Freunden mit dem blauen Dunst eingehüllt.
Um frühzeitig über die Gefahren des Tabakkonsums aufzuklären, hat sich eine Gruppe aus Würzburger Medizinstudenten zur Arbeitsgemeinschaft Aufklärung gegen Tabak (AGT) zusammengeschlossen. Sie gehen in Schulen und diskutieren gemeinsam mit den Schülern die Folgen des Rauchens.
„Wir wollen Informationen geben, aber den Jugendlichen nichts vorschreiben“, erklären die Studierenden. Ramtin, Friederike, Laura und Valeria erarbeiten seit dem Sommersemester ein Konzept zur Kampagne. „Das Projekt stammt ursprünglich aus Gießen, wird inzwischen aber von Studenten in vielen Städten angeboten“, sagt Friederike.
Bei den vier Würzburger Hauptkoordinatoren sind die Rollen klar verteilt. Ramtin ist der Supervisor, Friederike die Schulkoordinatorin, Valeria ist für sämtliche Finanzfragen verantwortlich, Laura besorgt die notwendigen Materialien und Unterlagen. Hierzu zählt beispielsweise ein von der Gesundheitsfirma "Fisher und Peykel" gesponsertes Lungenmodell, das einen gesunden und einen Raucherlungenflügel zeigt.
Tierversuche schockieren
Premiere hatte ihr Projekt nun am Deutschhaus Gymnasium in Würzburg. Die siebte Klasse ist überrascht, wie präsent Tabak und Nikotin sind. „Mehr als die Hälfte der Schüler ist aufgestanden, als wir fragten bei wem Familienmitglieder rauchen“, sagt Laura. Die Studierenden verdeutlichen in ihrer Präsentation auch, wie sehr das Wasserpfeifen-Rauchen und E-Zigaretten verharmlost werden. Ramtin appelliert an die Schüler: „Wir würden euch ans Herz legen, dass ihr gar nicht damit anfangt. Man verpasst nichts.“
Ein Bild von Tierversuchen öffnet sich in der Powerpoint-Präsentation. Kleine süße Hunde, die durch Schläuche Zigarettenrauch inhalieren. Ein Raunen geht durch das Klassenzimmer. Ein Mädchen flüstert: „Menschen gehören geschlagen.“ Die Kids sind schockiert.
Noch immer wirkt Rauchen unter vielen Jugendlichen als cool und die meisten unterschätzen die negativen Folgen. Laura erklärt, dass Raucher mit jeder Zigarette eine kleine Dosis Gift über einen langen Zeitraum inhalieren. „Eine Schachtel pro Tag bedeutet, dass man nach einem Jahr knapp eine Tasse Teer getrunken hat.“ Die Schüler sind angewidert von der Vorstellung.
An der Tafel sammeln die Siebtklässler sämtliche Suchtarten, die ihnen bekannt sind. In Gruppen arbeiten sie dann die Folgen des Rauchens für einzelne Körperorgane aus. Laura, Luisa und Eugenia geben zu, dass sie schon einiges über das Rauchen wussten. Die Folgeschäden waren den 12-Jährigen allerdings nicht bekannt. „Von der Zahl der Toten war ich überrascht“, sagt Luisa. Besonders schlimm finden die drei die Tierversuche. „Das ist unverantwortlich von den Menschen.“
Christiane Fenner, Suchtpräventionsbeauftragte der Schule, ist erstaunt über das Wissen der Schüler zum Thema E-Zigarette. „Die Klasse ist sehr engagiert und interessiert“, sagt sie. Immer wieder wird betont, dass Rauchen nicht unterschätzt werden darf. Die Folgen seien nicht nur unschöne Falten oder gelbe Zähne. Die Langzeitfolgen „nehmen Einfluss auf das Leben und können euch töten“, betont Ramtin.
Zur Verdeutlichung sollen die Schüler nach leichten sportlichen Übungen durch einen Strohhalm atmen. Das ist anstrengend. „Raucher mit Lungenschaden müssen die ganze Zeit so atmen. Stellt euch vor, ihr atmet so schwer, wenn ihr nur auf dem Sofa sitzt und TV schaut.“ Die Notwendigkeit ihres Besuches machen die vier nochmals am Ende bewusst, denn „in Deutschland töten Tabakprodukte mehr Menschen als Autounfälle, Mord, AIDS, Drogen und Feuer zusammen.“