Auf Eis und Schnee können wir jetzt gerne verzichten, hörte man in den vergangenen Tagen. Die meisten Deutschen freuen sich über die niedrigen Energiekosten im Dezember und Januar und einige auch ganz unverhohlen über die Klimaerwärmung. Aber bis die Sonne wieder richtig wärmt, kann es noch lange dauern. So drehen wir die Heizung etwas mehr auf, hüllen uns in kuschelige Decken, trinken etwas Heißes und erinnern uns an die frostige Kälte früherer Zeiten, als die Menschen noch ohne Thermokleidung und gefütterte Stiefel ganz der Natur ausgeliefert waren.
Kälte wollte nicht enden
Aus Erzählungen, auch aus eigenem Erleben kennen wir die Not im Hungerwinter 1947/48. Im zerstörten und ausgeplünderten Land fehlten Öfen und Brennmaterialien, die Infrastruktur war zusammengebrochen, es mangelte an allem. Schon im November sanken die Temperaturen, eine zweite Frostwelle folgte im Dezember, neue Minusrekorde zeigte das Thermometer im Januar. Und die grimmige Kälte wollte und wollte nicht enden. Auch die Lage im übrigen Europa, vor allem in der Sowjetunion, war dramatisch. In Großstädten litten die Menschen unter Frost und Hunger, Hunderttausende, so schätzen Historiker, starben.
Noch bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war es eine Katastrophe, wenn die Saat erfror und der Ernteertrag nicht ausreichte. Das Jahr über galt die Sorge der Familien den Vorräten für die kalte Jahreszeit: Gemüse und Früchte kochte man ein, Frauen strickten Wollpullover und Mützen, füllten Kissen und Bezüge mit Federn. In Klöstern gab es seit dem Mittelalter beheizbare „Kalefaktorien“. Solche Wärmestuben richteten auch Gemeinden, wie die Dörfer der Rhön, für die arme Bevölkerung ein. Man sammelte Brennholz und häufte Stroh und Heu für Schlafstellen von Mensch und Tier. Zu Hause heizte man sparsam mit Holz oder Kohle, aber nur Wohnzimmer und Küche. Die Schlafzimmer blieben kalt. Deshalb ging Jung und Alt gut eingemummelt zu Bett, mit Schlafmütze oder Haube, mit selbst gefertigten Bettjacken und Bettschuhen. Ziegelsteine wurden erhitzt, mit Tuch umwickelt, sie erwärmten Matratzen und Kissen vor dem Schlafengehen. Ebenso Bettflaschen, vorzugsweise aus leitfähigem Kupfer, welche dann mit heißem Wasser gefüllt wurden. Diese halfen auch bei Magengrimmen und Verspannungen, wie auch bei Wilhelm Busch nachzulesen ist. Um Verbrennungen zu vermeiden, umhäkelte man sie liebevoll.
Schlafen unterm Plumeau
Glücklich durfte sich schätzen, wer unter einem Plumeau schlafen konnte. „Plumeau“, aus dem Französischen von la plume (die Feder), hieß das Federbett, das die Wärme besonders gut hält. Wohlhabende schätzten ihre kleinen Extraplümos für Füße und Unterleib. Und in ungeheizte Räume, auch in die Kirchen, trug man eigene Fußwärmer aus Ton oder Metall gearbeitet und gefüllt mit glühender Holzkohle.
Wärme war in unseren Breiten immer ein kostbares Gut. Als „kleine Eiszeit“ wird die Zeitspanne vom 15. bis Mitte des 19. Jahrhundert bezeichnet, eine kühle Periode mit erheblichen Klimaschwankungen. Immer wieder wurde von strengem Frost und nasskalten Sommern berichtet, in der Folge von Missernten, Hungersnöten, Seuchen, sozialen Unruhen und Kriegen. Gemälde aus dieser Zeit zeigen vereiste Landschaften. Märchen, wie Sterntaler oder Hänsel und Gretel, berichten von Elend und weit verbreiteter Armut.
Kältephasen in relativ kurzen Zeiträumen sind nichts Ungewöhnliches und Eiszeitalter kamen in der Erdgeschichte immer wieder vor. Als wahrscheinliche Ursachen diskutieren die Wissenschaftler periodische Schwankungen der Sonnenaktivität, verstärkten Vulkanismus oder Einschläge aus dem All. Auch Verschiebungen der Kontinente und damit die Umlenkung von Meeresströmungen hatten schon enorme Auswirkungen auf das Wetter.
Neue Vorhersagen
Russische und amerikanische Klimatologen prognostizierten 2013 ein baldiges Ende der Erderwärmung, berichteten Medien, wie der „Focus“, im November. Im Visier steht eine veränderte Luftzirkulation als Folge der Gletscherschmelze im Polargebiet. Auch die Sonnenaktivität habe sich unvorhergesehen verringert, wird in den nächsten Jahren weiter absinken und die Sonne damit weniger Wärme ausstrahlen, so die Voraussage.
Für uns aber scheint der Winter, hoffentlich, seine Schrecken verloren zu haben. Dank nachhaltiger Energiequellen und neuer Wärmetechniken fühlen wir uns gut gerüstet. Denn Wärme bedeutet Lebensqualität, und frieren wollen wir nie wieder!