
Der Frühling naht. Die Tage werden länger, die Sonne scheint heller – und bringt leider auch die Schmutzecken erst wieder so richtig zutage. Es ist höchste Zeit für den Frühjahrsputz. Mit ein bisschen Staubsaugen und Durchwischen ist es nicht getan, wenigstens einmal im Jahr sollten die Fenster geputzt, die Schränke von unnützem Ballast befreit, Lampen und Heizkörper gesäubert werden. Wer vor diesem Mammutprogramm nicht kapitulieren will, braucht ein gutes Zeitmanagement.
Am Anfang steht das Aufräumen – „dann putzt es sich gleich viel leichter“, sagt Aufräumcoach Rita Schilke aus Berlin. Die Vorbereitung beginne im Kopf: Brauche ich wirklich alles, was da überall im Weg steht? „Ich muss nicht jedes Urlaubsandenken oder Erbstück aufheben, meine Erinnerungen kann ich auch so bewahren“, erklärt der Aufräumprofi. „Dadurch entsteht wieder Platz für Neues.“
Wer mit anderen Augen durch seine Wohnung gehe, dem falle es viel leichter, sich von vertrauten, aber unnützen Dingen zu trennen. Für Sachen, die einem wichtig sind, sollte sich ein angemessener Platz finden lassen. Damit das Aussortieren schneller von der Hand geht, empfiehlt die Expertin das Vier-Kisten-Prinzip: eine Schatzkiste mit allem, woran das Herz noch hängt, eine Sofort-Weg-Kiste mit defekten Haushaltsgeräten oder nicht mehr tragbarer Kleidung, eine mit Sachen zum Weitergeben und eine für die Zweifelsfälle, die nach ein paar Wochen noch einmal durchgesehen wird.
Grundsätzlich sei es ratsamer, das Putzen und Aufräumen auf mehrere Termine im Jahr zu verteilen, sagt Susanne Woelk, Geschäftsführerin der Aktion Das Sichere Haus (DSH). Zum Beispiel sollte man Teppiche und Matten im Sommer reinigen, wenn sie schneller trocknen. „Ich würde zwei feste Termine im Jahr für das Ausmisten der Schränke einplanen - einen im Frühjahr und einen im Herbst.“ An zwei weiteren festen Terminen werden dann nicht mehr benötigtes Spielzeug oder Kinderbücher aussortiert, auf dem Flohmarkt verkauft oder gespendet.
Wie man sich am besten diszipliniert, um die Putz- und Entrümpelungsaktion auch wirklich durchzuziehen, erläutert die Oldenburger Wohnexpertin Katharina Semling: „Besonders gut funktioniert das, wenn man sich vor etwas anderem drücken will. Im Studium waren das vielleicht die abzugebenden Hausarbeiten oder die Prüfungen, für die man eigentlich lernen sollte.“
Heute ist es vielleicht die Steuererklärung. Ein gutes Druckmittel gegen den inneren Schweinehund sei auch „hoher“ Besuch wie den der Oma oder Eltern oder auch Herrenbesuch, den man beeindrucken will. „Das erste Date in der eigenen Wohnung ist ein prima Putzgrund“, sagt Semling. „Dann stimmt es auch mit der Motivation.“ Wie aber anfangen, ohne gleich wieder die Lust zu verlieren? Vor allem sollte man sich nicht zu viel auf einmal vornehmen und zwischendurch Pausen einlegen.
„Es hat wenig Sinn, sich das ganze Wochenende damit vollzustopfen“, sagt Alexandra Borchard-Becker von der Verbraucher Initiative in Berlin. Eine Riesenaktion lasse sich vermeiden, wenn beim wöchentlichen Putz nach und nach immer noch ein Fenster mit gereinigt wird. Und die Ecken, die erfahrungsgemäß etwas länger dauern – etwa der übervolle Kleiderschrank oder der Schreibtisch – sollten lieber an einem Extratermin erledigt werden.
Leichter fällt der Frühjahrsputz, wenn die ganze Familie mitmacht. Scharfe Reinigungsmittel sind natürlich nichts für Kinderhände. Aber ihr Spielzeug zusammenräumen oder ein bisschen mit dem Lappen hantieren, das können auch schon Vierjährige. Um Kinder und faule Partner zum Mithelfen zu bewegen, packt man sie am besten bei ihrem Spieltrieb, rät Katharina Semling: Mit günstigen weißen Schutzanzügen aus dem Baumarkt als „Tatortreiniger“ ausgerüstet, könne das ein großer Spaß werden.
„Kinder wollen doch immer alles schon so gut wie die Großen können. Und wenn man zwischendurch mal “Rumpelpicknick“ auf dem noch vollgestellten Fußboden macht, und als Belohnung für alle einen Tag im Freizeitpark in Aussicht gestellt wird - dann sollte das klappen“, sagt Semling.
Die Checkliste wird am besten groß auf die Rückseite einer Tapetenrolle geschrieben – mit Spalten für die zu erledigenden Aufgaben und den dafür zuständigen Personen. Mit solch einem Plan lassen sich auch Hektik, Stress und damit Unfälle vermeiden.
Davon abgesehen ist es schon hilfreich, wenn der Gatte am Putztag den Wochenendeinkauf übernimmt, oder sich der Garage, dem Keller und dem Garten widmet. Schließlich soll jeder selbst entscheiden, welche Aufgabe er übernehmen will. Auch die Lieblingsmusik, die mal richtig laut aufgedreht werden kann, macht gute Laune und motiviert.
Wer auf sich allein gestellt ist, geht am besten Raum für Raum vor: zuerst Küche und Bad, dann Wohn- und Schlafzimmer. Geputzt wird immer von oben nach unten und von hinten nach vorn, erklärt Alexandra Borchard-Becker. Alle Utensilien sollten parat stehen. In der Regel reichen Allzweckreiniger, Microfasertücher und Scheuermittel. Dazu empfiehlt die Verbraucherberaterin noch ein paar Hausmittel. „Essig, Essigessenz und Zitronensäure sind Allround-Talente“, erläutert Borchard-Becker. „Sie bekämpfen Kalkablagerungen, Bakterien und schlechte Gerüche.“ Schmutz auf angebrannten Töpfen und Pfannen könne mit Natron aufgeweicht und leichter entfernt werden.
Spiritus eignet sich für Spiegel, Fenster und andere Glasflächen. Mit Glyzerin aus der Apotheke im Wischwasser bleiben Fenster länger staubfrei und klar. Der nahezu in Vergessenheit geratene Wiener Kalk dient als schonendes Scheuermittel beim Polieren von Edelstahlspülen und Herdplatten. Soda in Kombination mit Essig befreit verstopfte Abflüsse.
Wer durchhält, hat sich hinterher eine Belohnung verdient: „Da gibt es einen leckeren Kaffee, wenn das Wohnzimmer wieder blitzt und frisch duftet“, schlägt DSH-Geschäftsführerin Susanne Woelk vor.
„Oder man schenkt sich selbst einen schönen Blumenstrauß, wenn alles geschafft ist.“ Zu guter Letzt hat das Ganze noch einen angenehmen Nebeneffekt: Laut Angaben der Verbraucher Initiative verbrennen 60 Minuten Staubsaugen 282 Kalorien, beim Fensterputzen sind es sogar 332. Wer einen Putztag einlegt, spart sich also gleich das Work-Out, das er sich auch schon länger vorgenommen hatte.