Der Heimcomputer mit Bildschirm auf und Rechner unter dem Schreibtisch gehört der Vergangenheit an. Auch tragbare Laptops werden nach und nach von Tablet-PCs und Smartphones abgelöst. Und selbst deren Nachfolger steht schon in den Startlöchern: In Zukunft werden wir wohl mit Datenbrillen kommunizieren. Der bekannteste Vertreter sind die „Google Glasses“.
Man kann Fotos und Videos per Augenzwinkern aufzeichnen, Nachrichten mit einer nur im Display dargestellten Tastatur schreiben und sich von „Google Maps“ direkt den richtigen Weg ins Auge legen lassen. Für den Otto-Normal-Verbraucher klingt das nach ferner Zukunft, die Würzburger Firma „Itizzimo“ verdient damit bereits ihr Geld.
Seit Juli 2012 gibt es „Itizzimo“, im Juni 2013 fusionierte die Firma mit „Buena La Vista AG“, das neue Unternehmen behielt den alten Namen bei und beschäftigt inzwischen 30 Mitarbeiter. Reza Etemadian ist der Geschäftsführer des Unternehmens. „Wir verkaufen die Google Glasses nicht und haben mit der Nutzung als Gadget oder Smartphone-Ersatz nichts zu tun“, erklärt der Geschäftsführer. „Wir programmieren Software für Datenbrillen, speziell für Unternehmen, deren Maschinen, Anlagen oder allgemeine Geschäftsprozesse über eine SAP-Software funktionieren.“
Vereinfacht gesagt ist die SAP-Software eine Art, wie Maschinen, Lager- oder Vertriebssysteme in der Industrie laufen. „Itizzimo“ rüstet beispielsweise Lagerarbeiter mit Brillen aus, die die Arbeiter durch die Halle lotsen, selbstständig Barcodes scannen oder vor Gefahren warnen. Es können Bildschirme ins Sichtfeld eingeblendet werden, so dass Träger der Datenbrille Kollegen oder Vorgesetzte während der Arbeit nach Problemlösungen fragen können. Durch eine eingebaute Kamera kann der Gesprächspartner exakt das Sichtfeld des Brillenträgers sehen. Die Vorteile liegen auf der Hand, beziehungsweise sitzen sie eben im Gesicht: Datenbrillen ermöglichen den Lageristen, beide Hände zum Arbeiten zu benutzen und gleichzeitig alle wichtigen Informationen im Blick zu haben. Laut des Internetauftritts des Unternehmens erhöht das sowohl die Arbeitsgeschwindigkeit, als auch die Arbeitssicherheit.
Die Alltagsreife des Systems konnte das junge Unternehmen gemeinsam mit der Firma „SALT Solutions“ beweisen. Im Showroom der neuen Partnerfirma in der Schürerstraße wurde zu Demonstrationszwecken eine Lagerhalle aufgebaut, in der die, von „Itizzimo“ programmierte, Brille gemeinsam mit einer Logistiksoftware von „SALT Solutions“ getestet werden kann.
Datenschutzrechtliche Bedenken hat Christopher Bouveret, IT-Leiter von „Itizzimo“, nicht: „Um seine Arbeitnehmer auszuspionieren, müsste der Arbeitgeber in die Programmierung der Brillen eingreifen. Das können aber nur wir. Arbeitnehmer können also nicht mehr ausgespäht werden, als auch jetzt schon.“ Außerdem betont Christopher Bouveret, ein seriöses Unternehmen würde seine Mitarbeiter nicht heimlich kontrollieren.
Übrigens verwendet die junge Firma nicht nur die „Google Glasses“, sondern auch die Produkte weiterer Hersteller. „Wir überprüfen, welches Produkt am besten auf die Anforderungen unseres Kunden passt und empfehlen es“, erklärt Reza Etemadian. Mal kommt es auf besonders filigrane oder unauffällige Brillen an, mal müssen die Datenbrillen bruchfest und robust sein. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Deutschlandweit ist „Itizzimo“ das einzige Unternehmen, das Software für die Google Glasses herstellt.