Im Leben eines jeden Amateurfußballers gibt es kleine Anekdoten, an die man sich gerne zurückerinnert. Genauso eine Erfahrung dürfen die U-13- und die U-15 Junioren der 1. JFG Mainfranken und des SV Kürnach alljährlich machen, wenn sie zumindest einmal in ihrem Leben gegen den Nachwuchs eines Bundesligisten auf dem Parkett stehen dürfen. Seit über zehn Jahren locken die beiden Hallenturniere nun schon die großen Namen des deutschen Fußballs an und sprechen bei der U-15-Konkurrenz diesmal auch verstärkt das lokale Publikum an, weil sowohl der Würzburger FV als auch der FC Würzburger Kickers beim Turnier an diesem Sonntag in der Würzburger s. Oliver Arena dabei sind.
Dass die Heimmannschaften dabei sportlich wohl eher keine Chance haben werden, spielt kaum eine Rolle. Es dürfte den Ambitionierten unter den jungen Kickern Ansporn genug sein, dass es ab und zu Spielern aus der Region gelingt, den Sprung zu einem Bundesligaverein zu schaffen – so wie Leonard Langhans, den alle nur Leo rufen und der seit dem vergangenen Sommer seine Fußballschuhe für die U 15 des 1. FC Nürnberg schnürt.
Schulische Leistung hat Vorrang
„Ich bin gut in Nürnberg angekommen und war bisher – abgesehen von einer Verletzung – Stammspieler in der Regionalliga Süd. Deshalb bin ich momentan auch zuversichtlich, dass ich es auch in den nächsten Jahren packen kann“, sagt der 14-jährige offensive Mittelfeldspieler selbstbewusst. Warum er sich trotz anderer Angebote für den Club entschieden hat, hatte am Ende ganz pragmatische Gründe: „Bei den ersten Angeboten meinten meine Eltern, ich wäre noch zu jung. Nürnberg ist relativ nah dran, mit dem Zug gut zu erreichen und eben ein wenig erfolgreicher als Greuther Fürth. Außerdem haben meine Eltern, die beide Lehrer sind, Wert darauf gelegt, dass ich erst wechseln darf, wenn es in der Schule ordentlich läuft, was jetzt der Fall ist.“ Denn eine hoffnungsvolle Karriere als Fußballer kann beispielsweise durch eine Verletzung auch ganz schnell vorbei sein.
Dennoch, den Konkurrenzkampf scheut der Würzburger nicht: „Natürlich ist ein gewisser Druck da, aber wenn ich der Meinung wäre, ich könnte es nicht schaffen, dann würde ich es auch nicht tun“, sagt Leo, der eigentlich viermal in der Woche nach Nürnberg zum Training müsste: „Da ich auf das Deutschhaus-Gymnasium gehe und dort sechs Fußballstunden pro Woche habe, muss ich nur dreimal nach Nürnberg, wobei ich zum Glück die Fahrtkosten erstattet bekomme, was nicht die Regel ist.“ Ob Leo, der zuvor bei der 1. JFG Mainfranken und dem Würzburger FV gespielt und auch in der Bayernauswahl auf sich aufmerksam gemacht hat, am Sonntag tatsächlich auf seine alten Mitspieler trifft, steht natürlich erst fest, wenn der Trainer die Aufstellung verkündet, „aber ich bin zuversichtlich. Wie gesagt, bisher habe ich immer, wenn ich fit war, gespielt.“
Ob Leo es bis ganz nach oben schafft, steht freilich noch in den Sternen. Eine tolle Erfahrung wird sein Engagement beim Club ohnehin sein – und für alle, die nicht so weit kommen, ist es eben ein besonderes Highlight, gegen eine solche Mannschaft anzutreten. „Alles begann damit, dass wir damals mit unserer E- und F-Jugend zu Spielen beim FC Bayern München eingeladen waren. Man sagte uns, dass man auch zu unserem Turnier kommen würde, wenn man ein hochkarätiges Teilnehmerfeld zusammenbekommt, was mit den Bayern als Köder kein Problem war“, beschreibt Organisator Helmut Bolldorf, Abteilungsleiter des Post SV Sieboldshöhe und 2. Vorstand bei der 1. JFG Mainfranken Würzburg, die Umstände, unter denen man zwei so stark besetzte Turniere auf die Beine stellen konnte.
Auftakt in der s. Oliver Arena
Ausgetragen werden beide Wettkämpfe in der Regel in der Kürnacher Höllberghalle, die im Falle des U-15-Turniers aber diesmal nicht verfügbar ist. „Darum werden wir ausnahmsweise in der s. Oliver Arena antreten. Wir haben deshalb auch die beiden großen Würzburger Vereine eingeladen und hoffen dadurch auf eine größerer Resonanz bei den lokalen Anhängern“, erklärt Bolldorf, der bisher in jedem Jahr (ab dem zweiten zusammen mit dem SV Kürnach) die Turniere auf die Beine gestellt hat. Ein Besuch am 20. Januar (U 15 in Würzburg) oder 27. Januar (U 13 in Kürnach) könnte sich allemal lohnen. Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit hoch, den ein oder anderen zukünftigen Star am Beginn seiner Karriere zu erleben. So waren in der Vergangenheit einige Topstars zu Gast, noch ehe ihr Stern am Fußballhimmel aufging. Unter ihnen (heutiger Verein in Klammern): Marko Marin (Chelsea FC), Ron-Robert Zieler (Hannover 96), Thomas Müller (FC Bayern München), Sami Khedira (Real Madrid), Julian Draxler (FC Schalke 04) und Mario Götze (Borussia Dortmund).
Rund um die beiden Junioren-Hallenfußballturniere
11. internationales U-15-Juniorenhallenturnier: Sonntag, 20. Januar, von 9 bis 18 Uhr in der Würzburger s. Oliver Arena. Teilnehmer: Hamburger SV, 1. FC Kaiserslautern, Karlsruher SC, Slavia Prag, Eintracht Frankfurt, Stuttgarter Kickers, 1. FC Nürnberg, SC Freiburg, TSV 1860 München, Austria Wien, Nordbayern Auswahl, Würzburger FV, FC Würzburger Kickers, SV Kürnach, 1. JFG Mainfranken Würzburg.
15. nationales U-13 Juniorenhallenturnier: Sonntag, 27. Januar, von 9 bis 17.15 Uhr in der Kürnacher Höllberghalle. Teilnehmer: FC Bayern München, Eintracht Frankfurt, Karlsruher SC, TSG Hoffenheim, 1. FC Nürnberg, SpVgg Greuther Fürth, Bayer 04 Leverkusen, SV Werder Bremen, Borussia Dortmund, VfB Stuttgart, 1. JFG Mainfranken Würzburg, SV Kürnach.