Komische Post ist derzeit mal wieder verstärkt unterwegs, wahrscheinlich nicht nur bei mir in der Gasse, aber eben auch hier. Mit komischer Post meine ich nicht irgendwelche Werbeschwachsinns-, Liebes- oder Bettelbriefe. Und selbst betroffen bin ich auch nicht, sondern Senioren in dieser Stadt, die ich gut kenne. Ältere Menschen, die mit dieser Art Post überfordert sind. Mit scheinbar seriös aufgemachten Betrugsforderungen.
Es macht wütend zu erleben, dass niemand Kriminellen Einhalt gebietet, deren Treiben im Internet dokumentiert ist und die trotzdem munter weiter obskure Rechnungen versenden, um sich scham- und hemmungslos an Menschen zu bereichern, die sie zuvor verwirrt, behelligt, in Furcht versetzt haben.
Verzeihen Sie mir die Erregung! Doch in meinem Falle ist ein 83-jähriger, mir nahestehender Rentner betroffen, der für einen Eintrag seines Namens in irgendeinem Internet-Verzeichnis 930 Euro berappen soll. Womöglich hat er einem anonymen Anrufer am Telefon mal nicht rechtzeitig und laut genug Nein gesagt, ich weiß es nicht. Dieser Mann ist jedoch außerstande, das Internet zu verstehen oder gar zu bedienen, er kennt sich damit schlichtweg nicht aus. Dennoch kam nun aus der Türkei erst per Geschäftsbrief die Rechnung, dann aus London die Mahnung und inzwischen aus Berlin die zweite Mahnung – Irrsinn!
Der ältere Herr wandte sich an mich. Als ich dem guten Mann helfen wollte und die Rechnungssteller um Nachsicht ersuchte, beschied mir irgendein „N. Mitchell“ aus einer Londoner „Agency“ unter Hinweis auf einen Paragrafen 174, ich dürfe gar nicht im Namen des 83-Jährigen auftreten. Und somit werde mein Schreiben abgewiesen.
Wo bleiben bloß Paragrafen, die den unschuldigen Betroffenen bei Derartigem weiterhelfen?