Ich lese (fast) ;–) alles. Und ich muss gestehen, Profisport, die Berichterstattung darüber und ich, wir erfreuen uns einer ganz besonderen Beziehung – nämlich gar keiner. Umso erstaunter war ich, als ich im Sportteil eines Nachrichtenmagazins einen Artikel über Fußball las. Die Story handelte von einem deutschen Fußballtrainer, der seit kurzem eine englische Mannschaft trainiert. Wirklich klasse geschrieben. Was ist wichtig für die Mannschaft? Emotion, Motivation, Begeisterung, Zusammenhalt – der Erfolg schien dem Trainer recht zu geben. Richtig belohnt wurde ich einige Zeilen weiter, als Autor Jörg Kramer schrieb, dass der Trainer noch vergleichsweise scheu über seine Erfolge jubele. So drehe er sich oft vom Publikum weg, wenn er vor Freude über ein Tor die geballten Fäuste wirbeln lasse, als sei ihm der Ausbruch von so viel Freude unangenehm: „Sein Jubel ist nichts, was er zeigen will, sondern etwas, das er verrichten muss wie eine Notdurft.“ Genial! Die Bilder, die vor meinem geistigen Auge aufstiegen – unbezahlbar. Ich muss öfter Sportberichte lesen, unbedingt. (Der Spiegel, Nummer 48/2015)
Meine Lektüre & ich: Scheuer Jubel
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