Ich lese (fast) ;–) alles. Und konnte nicht widerstehen, als vor mir eine aktualisierte Neuausgabe von Annemarie Schimmels Rückert-Biografie lag. Herausgegeben zum 150. Todestag (31.1.2016) des Schweinfurter Dichters und Orientalisten (1788-1866). Interessant zu lesen, schildert Schimmel Rückerts Dilemma: Er fühlte sich unverstanden in seiner Doppelrolle als Dichter und Gelehrter, vor allem als Dichter bedrückte ihn der Zorn auf das „Lumpenpack der Rezensenten“. Auch wenn ihm Zeitgenossen Nachruhm versprachen, er wollte zu Lebzeiten ernst genommen werden. Er schrieb von „kritischen Hunden“, die über ihn herfielen, „um mir den dürftigen Lorbeer, der die erbleichten Haare schlecht verhüllt, vom Kopf zu reißen“. Seine gewaltigen Übersetzungswerke seien zur damaligen Zeit weder von Orientalisten noch vom Publikum so recht in ihrer Bedeutung wahrgenommen worden. Doch Rückert bewies auch genügend Selbstbewusstsein und schrieb grimmig: „Lobt niemand mich, lob' ich mich selber / und leg' es schweigend in den Kasten.“
Annemarie Schimmel: Friedrich Rückert, Lebensbild und Einführung in sein Werk; Wallstein Verlag.