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Meine Lektüre & ich: Kafka und der „Parlograph“
Helmut Hickel
Helmut Hickel
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:34 Uhr

Ich lese (fast) ;–) alles. Und neulich stieß ich durch Zufall darauf, dass Franz Kafka (1883-1924) – obwohl er in seinen Büchern und Geschichten mit der ausweglosen Nicht-Kommunikation arbeitete – ein Vorreiter moderner Kommunikationssysteme war. Vor hundert Jahren (22. Januar 1913) beschreibt er in einem Brief an seine Verlobte Felice Bauer den „Parlographen“.

Überall müsse er aufgestellt werden, in Hotels, Eisenbahnen, Zeppelinen und, und, und. Man könne hineinsprechen, das Gesprochene wird von mobilen Diensten in Schrift verwandelt, der Post übergeben oder gleich mit dem (noch jungen) Telefonnetz verbunden. Kafka selbst hatte ureigenes Interesse am „Parlographen“ – Felice war weit weg. Und so schreibt er: „Übrigens ist die Vorstellung ganz hübsch, daß in Berlin ein Parlograph zum Telephon geht und in Prag ein Grammophon und diese zwei eine kleine Unterhaltung miteinander führen.“ Das Buch, aus dem ich mich bediene, erschien 1989. Der Autor bezeichnete Kafkas Vision als „mediale Kommunikationsphantasie“. Das ist gerade mal 24 Jahre her und die Wirklichkeit hat die „Phantasie“ schon längst überholt.

Deutsche Dichter, vom Mittelalter bis zur jüngeren Gegenwart, hg. Von Gunter E. Grimm und Frank Rainer Max, acht Bände, Reclam.

 
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