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Meine Lektüre & ich: Die Philosophie des Unterhemds
Helmut Hickel
Helmut Hickel
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:00 Uhr

Ich lese (fast) ;–) alles. Und manchmal frage ich mich, was hat wohl der Autor genommen, um auf so abseitige Einfälle zu kommen? Unlängst passierte mir das mit einem preisgekrönten Werk. Unvermittelt, quasi aus dem Hinterhalt, fiel mich der Satz an: „Die Philosophie des Unterhemds ist die einzige Philosophie, die bleiben wird.“ Wow, starke Worte. Denn sie sei am eigenen Fleisch empfunden, erschwitzt, aus den Rippen heraus. Der Autor legt noch eine Schippe drauf: „Sie ist nicht die Lehre der Turnschuhe, nicht die der Gummimatten und selbst nicht die des Rhönrads, das sich für den Führer ewig dreht als Symbol seiner Vollkommenheit.“ Form, Schnitt, das reduzierte Ärmellose werfe für uns die Frage nach seinem eigentlichen Sinn auf. Diese Frage beantwortet der Autor ein paar Sätze weiter: „Das Unterhemd ist das Unbewusste.“ Chamäleon und Nationalisten werden mit dem Kleidungsstück in Verbindung gebracht, Turnergruppen sowieso und „Es ist nicht die Härte des Kruppstahls, sondern die Falte des Doppelripp, die sich in ungeahnter Stabilität entwirft“. Da hat sich aber mal einer richtig Gedanken gemacht! So wehe das Unterhemd der Philosophie als Wimpel voraus und verweise auf den Wissensfortschritt, „wenn wir dereinst den uns fesselnden Begriff der Seele ablegen und das Nichtfassbare in uns umtaufen in Unterkörper“.

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