Ich lese (fast) ;–) alles. Und weil Ferienzeit auch Reisezeit ist, nahm ich mal wieder das Buch „Auf Rückerts Wegen“ in die Hand. Werner A. Widmann und Peter Schöx haben ein „Wanderbuch“ verfasst, das durch das Leben und Schaffen des 1788 in Schweinfurt geborenen Dichters und Gelehrten führt. Ein schönes, interessantes Buch mit vielen Details, aber darum soll es hier nicht gehen, sondern um eine Gewohnheit. Denn was heute gerne getan wird, erfreute sich auch damals größter Beliebtheit: Die Reise nach Italien. Allerdings aus gänzlich anderen Gründen. Während man heute der Entspannung und Bräunung wegen den Sandstränden entgegenstrebt, diente damals die Reise der Bildung, auch der Abrundung derselben. Vor allem adelige Sprösslinge machten sich auf den Weg über die Alpen.
So beschreiben Widmann und Schöx anschaulich, wie Kurprinz Karl Albrecht, der 1715 im zarten Alter von 18 Jahren zu seiner „Kavalierstour“ aufbrach. 1742 erstieg er übrigens als Karl VII. den römisch-deutschen Kaiserthron. Doch zurück zur Reise: Die Reisegesellschaft des jungen Prinzen war „klein“ gehalten, schreiben die Autoren. Aus heutiger Sicht ist es erstaunlich, was man darunter zu verstehen hat – lediglich 67 Personen begleiteten ihn. Darunter Oberhofmeister, Kammerherrn, Beichtvater, Pagen, „Mundtkoch“, „Kavalierkoch“ und ein „Zuckherpacher“. Entsprechend „klein“ gehalten war auch das Gepäck. Unter anderem bestand es aus 45 Koffern und Truhen sowie 36 „Mantelsäckh“. Das muss eine richtige Karawane gewesen sein, die sich durch die Bergwelt schleppte. Wenn auch früher alles besser war („auch die Zukunft“ – Karl Valentin), bei gewissen (gepäcktechnischen) Gepflogenheiten muss man dann doch froh sein, dass sie der Vergangenheit angehören.
Auch Friedrich Rückert zog es nach Italien, aber erst 98 Jahre später. Über sein Reisegepäck steht nichts im Buch, aber es wird erheblich kleiner gewesen sein.
Werner A. Widmann, Peter Schöx, Auf Rückerts Wegen, Eine Art Wanderbuch durch Leben und Schaffen des Dichters und Gelehrten Friedrich Rückert, Stürtz Verlag.