Ich lese (fast) ;–) alles. Und durfte unlängst feststellen, dass der Dichter Charles Baudelaire (1821-1867), der mit den bösen Blumen, einen richtigen Hass auf die Belgier hatte. 1864-66 bereiste er das Land, einerseits Vortragsreise, andererseits Flucht vor seinen Gläubigern in Paris.
Er sammelte Eindrücke, die er später in dem Buch „Armes Belgien“ veröffentlichen wollte. Allzu Schmeichelhaftes findet sich da nicht. Die Belgier, „ein pfeifendes Volk, wie die dummen Vögel“. Oder „Alle Belgier, ohne Ausnahme, sind Hohlköpfe.“ Politisch völlig unkorrekt zieht Baudelaire über die Belgier her, nicht mal an ihren Kindern lässt er etwas Gutes: „…von abscheulicher Häßlichkeit. Verlaust, schmutzig, rotzig, Gesindel.“
Da schiebt der Poet aber einen gewaltigen Brass. Auch über den Geruch mokiert er sich. So habe jedes Land, jede Stadt einen bestimmten Geruch. Paris zum Beispiel nach Sauerkohl, das Kap nach Hammel, Russland nach Leder und Lyon nach Kohle. Aber Brüssel! Nach Schmierseife, alles rieche nach Schmierseife: Hotelzimmer, Betten, Servietten und Trottoirs. Und das Leben erst. Alles so fad – Zigarren, Gemüse, Blumen, Obst, Küchen, Augen, Haar, „alles ist fad, alles ist traurig, schal, schläfrig“.
Was Baudelaire so aufgebracht hat? Ich weiß es nicht. Zur Vollendung von „Armes Belgien“ kam es jedenfalls nicht mehr. Nach einer schweren Erkrankung (ausgerechnet in Belgien) verstarb er am 31. August 1867 in Paris. Seine Belgien-Aufzeichnungen lassen sich in seiner Werkausgabe nachlesen (acht Bände, zweitausendeins). Mich hat die Lektüre nicht nur erheitert, sondern mir auch einen völlig neuen Blick auf „Asterix bei den Belgiern“ eröffnet.
Meine Lektüre & ich: Das Leben, alles so fad
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