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Meine Bytes & ich: Von wegen: Zeit heilt alle Wunden
Roland Schmitt-Raiser
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:57 Uhr

Die Zeit ist grausam. Sie verwandelte zum Beispiel meine wallende Lockenmähne in grausilbrig schimmernde Kopfflusen und ein faltenfreies Aussehen in ein von Tränensäcken dominiertes Antlitz.

Faszinierend dabei ist, wie sehr ich mich an den morgendlichen Anblick im Spiegel gewöhnt habe und innerlich immer noch das Bild von mir aus den 80ern trage. Da ist oft der Wunsch Vater des Gedankens.

Erschrocken bin ich allerdings bei diesem Spiel, das seit einiger Zeit auf Facebook läuft, bei dem Menschen innerhalb von fünf Tagen fünf Fotos von sich veröffentlichen, die älter sind als 15 Jahre. Da wird einem die Vergänglichkeit der Jugend so richtig vor Augen geführt. Plötzlich erkennt man, wie gut aussehend der Arbeitskollege vor 20 Jahren mal war. Oder dass man sich selbst mit 20 Kilo weniger auf den Hüften im Schwimmbad nicht verstecken musste – anders als heute.

Schlimmer war da nur die Freundschaftsanfrage eines meiner Klassenkameraden, den ich seit 40 Jahren nicht gesehen hatte. Die Erinnerung an ihn als Neunjährigen wäre mir lieber gewesen. Das Gleiche wird er von mir gedacht haben.

 
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