Inzwischen ist dieses Haus mit vier anderen Häusern verbunden und hat einen Speisesaal, Schlafplätze für 200 Personen, einen Kindergarten, einen Arzt, einen Zahnarzt und eine Apotheke. Außerdem bietet die Organisation verschiedene Ausbildungen für die Obdachlosen an. Ein Team von Ärzten, Sozialarbeitern, Psychologen und Freiwilligen kämpft für ihre Resozialisierung.
Meine Aufgabe ist es, vor allem im Kindergarten mitzuhelfen. Dort können die Mütter aus den Problemvierteln ihre Kinder hinbringen. So haben sie Zeit, um durch Müllsammeln oder durch Straßenverkäufe ein wenig Geld zu verdienen. Manche sind jedoch so verzweifelt, dass sie sich prostituieren. Der Kindergarten hier unterscheidet sich sehr von den Kindergärten in Deutschland. Von außen sieht er eher aus wie ein Gefängnis. Daran ändern auch die bunt bemalten Gittertüren nichts.
Am ersten Tag wurde mir erklärt, dass diese Gitter notwendig sind, um die Kinder vor den Obdachlosen zu schützen, da ihnen sonst weh tun könnten. Auch zu Hause müssen die Kinder mit schwierigen Verhältnissen kämpfen. So kam zum Beispiel ein Mädchen zu mir und hat mir erzählt, dass ihr Vater sie schlägt. Das war auch deutlich zu sehen. Ich wusste zuerst nicht, wie ich darauf reagieren sollte, also habe ich mit den Erzieherinnen gesprochen, die nun dafür sorgen, dass die Familie vom Jugendamt überprüft wird.
Zu meinen Aufgaben gehört auch, dass ich mit den Kindern spiele. Doch ich möchte ihnen auch Liebe und Aufmerksamkeit schenken, denn davon bekommen viele daheim nicht genug.
Stefanie Bötsch, 18, aus Gramschatz bei Würzburg macht ein Freiwilliges Soziales Jahr in Kolumbien. Für uns berichtet sich regelmäßig darüber.