Was wir diese Woche machen? Wird Zeit, am Drehbuch für den nächsten Franken-„Tatort“ zu feilen. Der spielt in Würzburg, gedreht wird schon im Sommer. Die Messlatte liegt hoch. 12,11 Millionen Zuschauer hatten die Nürnberger bei der Premiere. Wenn die Würzburger das toppen wollen, müssten also, auch wenn's ihnen schwer fällt, die Schweinfurter zuschauen.
Der Plot? Keine leichte Aufgabe. Schließlich soll's nicht allzu provinziell werden, dafür haben wir schon den „Dadord Würzburg“ von Radio Rimpar. Natürlich ist es eine gute Gelegenheit, Würzburg als Unterfrankens Hauptstadt des Verbrechens bundesweit bekannt zu machen. Allein die Bausünden reichen für drei Folgen, dürften in Flensburg oder Garmisch aber mäßig interessieren.
Menschliche Abgründe, das ist doch der Stoff, der am Sonntagabend vor den Fernseher lockt. Wenn auch der Listen-Wechsel-Knatsch von Christiane Kerner und Wolfgang Baumann eine brandaktuelle Vorlage liefert, muss das nicht heißen, dass unbedingt Stadträte oder andere stadtbekannte Persönlichkeiten ein Rolle spielen. Erstens kennt die in Flensburg und Garmisch keiner – und möglicherweise ist dann der OB, der Stadtbaurat, der Theaterintendant oder sonst ein Provinz-Promi beleidigt. Weil er nicht der meuchelnde Psychotäter sein will. Und erst recht nicht „die Leich“. Denn die hat in aller Regel nur einen kurzen Auftritt und sieht dabei meist nicht gut aus.
Nehmen wir lieber einen „Brückenschöppler“. Der liegt tot unter der alten Mainbrücke – und Frau Ringelhahn und Herr Voss, die Franken-Tatort-Kommissare, müssen herausfinden, wer ihn runtergeschubst hat. Theoretisch könnte er auch runtergefallen sein. Weil sein letzter Brückenschoppen schlecht war. Oder weil ihm übel wurde, als er die nahe Wügida-Kundgebung beobachtete. Es ist aber erstaunlicherweise noch nie ein Brückenschöppler von der Brücke gefallen. Also muss es Mord gewesen sein.
Das Motiv? Vielleicht hat ihn ein Radfahrer, der wieder mal an der Trinkertruppe nicht vorbeikam, aus dem Weg geräumt. Hauptsache, prägnante Orte und Würzburger Leben sind zu sehen. Das wird laut Main-Post-Umfrage gewünscht. Mit Alter Mainbrücke, Festungsblick und Schoppengläsern wären die Grundsäulen des Stadtlebens im Kasten.
Die Mozartschule als Tatort im „Tatort“ scheidet aus. Denn eine Befragte meint, „die Probleme unserer Stadt sollten keine Rolle spielen, mit Problemen haben sie im ,Tatort' genug zu tun.“ Mit welchen, hat sie nicht gesagt. Wohl mit denen, wie im ersten Franken-Tatort. Nämlich eine gescheite Handlung zu finden.
Die fällt uns blöderweise auch nicht ein. Allerdings hätten wir zu einem anderen Wunsch, „auch heruntergekommene Orte zu filmen, um zu zeigen, wie Würzburg wirklich ist“, eine Idee. Wie wär's mit einer Leiche im Hochhaus in der Augustinerstraße? Da sich dort auch die nächsten hundert Jahre nix tut, wird sie nie gefunden. Folglich der perfekte Mord. Passiert in der Provinz. Auf Weltniveau, versteht sich.