Pssst! Amerikaner und Briten hören mit. Ich sollte Wörter wie Bombe, Dschihad oder Sabotage besser nicht verwenden. Wenn dieses Prism oder Tempora alles protokolliert, was ich so schreibe – na, herzlichen Glückwunsch.

Anfangs dachte ich, „meine Güte, ich hab' nix zu verbergen“. Klar, mit meinem marokkanischen Freund tausche ich mich per E-Mail schon mal über Dschihad und die Scharia aus. Gut, rein aus Neugierde recherchierte ich vor längerer Zeit, welche Pläne es gibt, ein Atomkraftwerk zu sabotieren. Ja, und natürlich informiere ich mich über Computerviren, die zum Spionageeinsatz verwendet werden. Auf Facebook bezeichne ich meine politische Einstellung als „very liberal“. Zu allem Überdruss arbeitet einer meiner Verwandten in einer Botschaft im Ausland. Da bekomme ich doch etwas Zweifel, ob jemand, der alle diese Informationen isoliert betrachtet und falsch zusammenfügt, nicht ein – sagen wir mal vorsichtig – missverständliches Bild von mir erhält.

Erst recht, wenn man überlegt, dass ich bereits mehrfach London bereist habe, auch im März 2003, als dort gegen den unmittelbar bevorstehenden Irak-Krieg demonstriert wurde. Ohne es zu wollen, stand ich für kurze Zeit an der Spitze des Demonstrationszuges, umringt von mit Palästinensertüchern vermummter Protestanten. Ich fotografierte die Szene direkt vor Scotland Yard, während mehrere TV-Kameras auf mich gerichtet waren.

Und Sie? Denken Sie manchmal darüber nach, welchen Webseiten Sie so im Laufe der Jahre zufällig einen Besuch abstatteten? Und welche Worte Sie in Ihren E-Mails verwenden. Beziehungsweise wie diese verstanden werden könnten, wenn ein fremdsprachiges Computerprogramm sie analysierte?

Kleiner Tipp: Lesen Sie diesen Text nicht noch mal im Internet, auch wenn er dort zu finden ist. Ich denke, Sie wissen schon genau, warum!