Beim Stichwort Solarenergie denken die meisten an Solarzellen auf Hausdächern. Mit Hilfe der schwarzen Tafeln wird Sonnenlicht zu Strom. Doch Solartechnologie steckt längst auch in anderen Produkten: Es gibt solarbetriebene Werbetafeln und Solargeräte für Handys, MP3-Player oder Autobatterien. Der Bereich galt lange als Boombranche mit rosigen Jobaussichten. Doch heute herrscht dort längst nicht mehr eitel Sonnenschein.
In der Vergangenheit hat sich die Branche rasant entwickelt: Nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft arbeiteten im Jahr 2007 in der Solarbranche mit den Zuliefererbetrieben rund 41 000 Beschäftigte. 2013 soll die Zahl der Arbeitnehmer auf 100 000 angestiegen sein. Doch nach jahrelangem Wachstum geht es der Branche nun schlecht: Zur Jahreswende schloss Solarmodulhersteller First Solar seine Werke in Ostdeutschland. 1200 Beschäftigte mussten gehen. Davor meldeten schon die Solarfirmen Q-Cells und Sovello Insolvenz an. Der Fensterhersteller Schüco legte sein Solarwerk bei Magdeburg still.
Für Schulabgänger, die ihre Zukunft in der Solarbranche gesehen haben, stellt sich nun die Frage, was sie machen sollen. Macht es immer noch Sinn, einen Studiengang mit Schwerpunkt Solartechnik zu wählen? Aktuell gibt es sechs Studiengänge Solartechnologie. Dazu kommen 14 weitere Studiengänge mit einem Schwerpunkt Photovoltaik. Sie alle sind in den letzten Jahren neu entstanden. Neu ist auch die Ausbildung zum Technischen Assistenten – regenerative Energietechnik.
„Es ist auf jeden Fall eine Umbruchsituation“, sagt Prof. Henry Bergmann von der Hochschule Anhalt. Die Hochschule hat dieses Jahr die ersten 17 Absolventen mit einem Bachelor Solartechnik entlassen. Von ihnen seien zwar alle untergekommen. Dennoch: Die Berufsaussichten für Einsteiger sind in Teilen der Branche in den nächsten Jahren durchwachsen.
Berufseinsteiger haben derzeit schlechte Berufsaussichten, wenn sie für Firmen arbeiten wollen, die Photovoltaik-Anlagen produzieren. Früher hätten die Unternehmen massiv Absolventen eingestellt, sagt Prof. Ilja Tuschy von der Fachhochschule Flensburg. Durch die Pleiten vieler Hersteller sind diese Zeiten nun vorbei.
Gute Perspektiven gebe es dagegen nach wie vor in der Forschung. Hier sei Deutschland immer noch breit aufgestellt. Doch eine Anstellung bei einem Max-Planck-Institut oder beim Fraunhofer-Institut bekämen nur die besten Köpfe, warnt Prof. Tuschy. Eine Alternative für jeden sind diese Stellen also nicht.
Gut seien die Perspektiven für angehende Solarexperten zudem in Firmen, die sich auf die Installation und Planung von Solaranlagen spezialisiert haben.
Doch im Moment sind die Berufsaussichten für angehende Solarexperten deutlich schlechter als noch vor ein paar Jahren. „Auf der sicheren Seite ist, wer eine Grundausbildung macht – und sich dann erst auf Solartechnik spezialisiert“, sagt Paul Ebsen, Experte für Solarenergie bei der Bundesagentur für Arbeit. Es ist zum Beispiel ratsam, zunächst ein reguläres Maschinenbaustudium zu machen – und sich anschließend auf den Bereich Photovoltaik zu spezialisieren.
Bei Lehrberufen rät er ebenfalls erst zu einer späteren Spezialisierung. So könne ein Schulabgänger erst eine Lehre zum Dachdecker machen – und sich anschließend zum Solartechniker weiterbilden. Solartechniker sind Fachleute, die Konzepte zur Nutzung erneuerbarer Energien erstellen und umsetzen können.
So hat es auch Boris Hartig gemacht. Er entschied sich nach der Schule zunächst für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. Innerhalb dessen setzte er Schwerpunkte im Marketing sowie im internationalen Management. Erst nach dem Abschluss spezialisierte er sich auf Solarenergie. Beim Technologieunternehmen 3M betreut er in der Abteilung erneuerbare Energien nun als Marketingmanager die Produkte rund um Windenergie und Solarstrom. Dazu gehören Komponenten für Solarmodule, vor allem Folien, Verkapselungsmaterialien, Klebstoffe und Beschichtungen. Das nötige Fachwissen eignete sich Boris Harting „on the job“ an.
„Ich wollte einen Beitrag zur Klimawende leisten und die Welt etwas grüner machen“, erklärt er seine Motivation. Wird sein Fachwissen als Solarexperte einmal nicht mehr gebraucht, kann er entspannt bleiben. Dann kann er immer noch auf sein Fachwissen aus der Betriebswirtschaftslehre zurückgreifen.