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Maggi - markante Flasche aus Lohr
Gleich hinter den letzten Wohnhäusern im Lohrer Süden ragt das blaue Fabrikgebäude in den Himmel. Neongelb hebt sich der Schriftzug "Spessart Glas" ab. Die "Glashütte", wie sie von den Einheimischen genannt wird, ist in der 16 300 Einwohner zählenden Kleinstadt seit weit über 100 Jahren ansässig.
Von wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 11.11.2021 14:02 Uhr
Genauso lange produziert das Werk, das heute zum Gerresheimer-Konzern gehört und rund 350 Mitarbeiter beschäftigt, Maggi-Flaschen.

Man schrieb das Jahr 1886, als der Schweizer Julius Maggi eine Erfindung machte, die seinen Namen um die Welt tragen sollte: die Maggi-Würze. Sie besteht nach Angaben der Nestlé-Tochter Maggi aus pflanzlichem Eiweiß, Wasser, Salz, Hefe-Extrakt, Aroma und Geschmacksverstärker. Nicht enthalten ist laut Hersteller allerdings Liebstöckel - jene Gewürzpflanze, die wegen ihres Geruchs und Geschmacks auch Maggi-Kraut genannt wird.

Julius Maggi (1846-1912), der Sohn eines Müllers, erkannte von Anfang an, dass auch das Erscheinungsbild eines Produktes von großer Bedeutung ist. Vor diesem Hintergrund entwarf er höchstpersönlich die typische kantige Flasche, in der seit 1887 die Würze verkauft wird. Er bestimmte auch die Farbe der Etiketten: gelb und rot.

Von Anfang an wurden die Maggi-Flaschen, nach den Vorgaben des Würzeherstellers, im Spessartstädtchen Lohr hergestellt. Heute produziert "Spessart Glas", neben anderen Glaserzeugnissen, jährlich rund 30 Millionen Maggi-Flaschen, hauptsächlich für den europäischen Markt: angefangen von der Mini-Maggi-Flasche mit acht Gramm Inhalt bis zur Vorratsflasche mit 1000 Gramm Würze. Dazwischen liegen die Tischflasche mit 125 Gramm Inhalt und die Doppelflasche, die 250 Gramm Flüssigkeit fasst.

Für eine Maggi-Flaschen-Jahresproduktion verarbeitet "Spessart Glas" rund 7000 Tonnen Glas. Die daraus hergestellten 30 Millionen Flaschen werden im Maggi-Stammwerk Singen befüllt. Mehr als die Hälfte davon landet in deutschen Küchen. Der Rest wird in angrenzende Länder wie Frankreich oder die Niederlande exportiert, ein Teil aber auch nach Übersee.

Doch Maggi-Würze ist nicht nur ein beliebtes Würzmittel. Die Flüssigkeit in der charakteristischen Flasche hat mittlerweile auch den Aufstieg zum Kunstobjekt geschafft. So hat ihr beispielsweise Joseph Beuys (1921-1986) ein Denkmal gesetzt.

Im Jahre 1972 schuf der Künstler und Documenta-Teilnehmer das Objekt "Ich kenne kein Weekend". Dabei handelt es sich um einen aufgeklappten schwarzen Aktenkoffer, in dessen Innenseite eine Reclam-Ausgabe von Kants "Kritik der reinen Vernunft" befestigt ist - neben einer in der Lohrer "Glashütte" produzierten Maggi-Flasche.  .  .

 
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