In Madenhausenstinkt es: Seit Jahren macht sich im Dorf (Kreis Schweinfurt) Fäkaliengeruch aus der Kanalisation breit. Immer stärker. An immer mehr Stellen. Wenn die Einwohner ein Fest feiern, decken sie mit Folien die Schächte ab, um ungestört ihre Bratwurst genießen zu können.
Inzwischen gärt es auch in der Bevölkerung. Bürgermeisterin Birgit Göbhardt hofft, dass am Montag der Durchbruch gelingt, um die zum Himmel stinkende Misere zu lösen.
„Wer vor einem Gullydeckel wohnt, ist besonders schlimm dran. Denn ein Fenster zu öffnen oder gar ein Zimmer zu lüften, ist nicht mehr möglich. Die Toiletten stinken, das ganze Haus riecht nach Kloake.“ So beschreibt der Madenhausener Werner Denninger die Situation. Bürgermeisterin Göbhardt pflichtet ihm bei: „Das können wir niemandem zumuten“, sagte sie am Dienstag vor dem Gemeinderat.
Hintergrund ist folgender: 2007 ist das System geändert worden. Das Abwasser aus Hesselbach wird seitdem über den Berg nach Madenhausen gepumpt, um von dort in die Kläranlage des Abwasserzweckverbands Obere Lauer (AOL) nach Poppenlauer zu fließen. Seitdem ist es mit der frischen Luft in Madenhausen vorbei.
Eine Fehlplanung von Gemeinde und Ingenieuren, wettern Karin und Uwe Benz in einem ultimativen Brief an den Gemeinderat, den Göbhardt am Dienstag öffentlich gemacht hat. Sie spürt, dass es im Dorf zu brodeln beginnt. „Das sind keine renitenten Bürger“, sagt sie über die Beschwerdeführer. Mehr noch: Es sei erstaunlich, dass „sie mit großer Geduld so lange ausgehalten haben“.
Allerdings ist der Gestank der Gemeinde ebenfalls schon lange bekannt: „Bei verschiedenen Bürgerversammlungen wurde unser Problem bereits thematisiert“, erklärt Werner Denninger. Es sei Abhilfe versprochen worden – „doch bisher ohne riechbares Ergebnis“.
„An der Gemeinde liegt's nicht“, sagt die Bürgermeisterin angesichts von Messungen, die die Kommune veranlasst hat. Die Werte daraus machten deutlich, dass „etwas nicht stimmen kann“.
Zu Beginn der Geruchsbelästigung hätten die Experten argumentiert, dass der Kanal zu wenig gespült und zu viel Fremdwasser eingeleitet werde. Weil sich der Gestank aber kontinuierlich ausbreitet, könne das nicht der Grund sein, argumentiert Göbhardt: „Jetzt stinkt's im ganzen Dorf.“
Ortstermin am Montag
Am kommenden Montag nun treffen sich Vertreter von Behörden, der Gemeinde und des Abwasserverbands vor Ort. Dort erhofft sich die Rathauschefin den Durchbruch. Was nicht einfach werden dürfte. Denn die Gretchenfrage lautet: Wer zahlt dafür und auf welcher rechtlichen Grundlage? Der Kanal gehört dem Verband, die Gemeinde ist für den Pumpbetrieb zuständig. Und die Idee von Gemeinderat Fred Conrad, die Fäkalien durch eine neue Leitung um Madenhausen herumzuführen, erscheint sehr unrealistisch.
Das Thema taugt auch für eine politische Auseinandersetzung: Denn Bernd Höhn (SPD) hat im Rat aufgebracht geäußert, schon vor eineinhalb Jahren einen Beschluss herbeigeführt zu haben, dass sich eine Expertenrunde wie die am kommenden Montag treffen soll. „Heute sind wir auf dem gleichen Stand“, ärgert er sich über die Verzögerung. In den Unterlagen sei ein solcher Beschluss nicht zu finden, kontert die Bürgermeisterin.
In jedem Fall sieht sie nach der jahrelangen Hängepartie jetzt schnellen Handlungsbedarf. „Wir leiden hier seit Jahren unter einer massiven Einbuße der Lebensqualität“, moniert Werner Denninger. Seine und die Klagen des Ehepaares Benz machen deutlich: Die Madenhausener haben mittlerweile die Nase voll.