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„Macho-Image ist mir wurscht“
reda
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:31 Uhr

Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe hat dem unerschrockenen Ritter Götz von Berlichingen mit einem berühmten Schauspiel ein Denkmal gesetzt, jetzt wagt sich auch der Privatsender RTL an den spätmittelalterlichen Helden. Im deftigen Kostümfilm „Götz von Berlichingen“ (4. Dezember, 20.15 Uhr, RTL) spielt Henning Baum den draufgängerischen Raubritter mit der eisernen Faust, der sich im Deutschland des frühen 16. Jahrhunderts nichts bieten lässt. Henning Baum wurde 1972 in Essen geboren und verkörpert dank seiner imposanten Erscheinung häufig betont maskuline Figuren. Seine Paraderolle ist die des machohaften Polizisten Mick Brisgau in der Krimiserie „Der letzte Bulle“. Henning Baum lebt mit seiner Frau, die als Kostümbilderin arbeitet, und seinen drei Kindern in Essen.

Frage: Sind Sie genervt von dem Macho-Image, das Sie haben?

Henning Baum: Nö, ich glaube auch gar nicht unbedingt, dass mir das anhaftet. Aber sollte dem so sein, dann macht mir das nix aus, weil ich gar nicht drüber nachdenke. Ist mir völlig wurscht.

Sie leben ja auch nicht schlecht vom Macho-Image: Ein Hänfling hätte die Rolle als kraftstrotzender Götz von Berlichingen sicher nicht bekommen.

Baum: Stimmt, das hätte eher weniger gepasst. Der Götz muss schon eine auch physisch durchsetzungsfähige Figur sein. Der muss zulangen können. Die Dreharbeiten waren auch sehr schön, muss ich sagen, ich habe diese Rolle geliebt und konnte mich mit diesem selbstbewussten Ritter sehr gut identifizieren.

Haben Sie extra noch ein paar Muskeln draufgepackt für die Rolle?

Baum: Nö, ich trainiere nie extra für Rollen. Das ist mein Körper, mit dem ich so rumlaufe. Ich trainiere eigentlich gar nicht so oft, aber ich habe ein Trainingskonzept, das sehr effektiv ist und das ich selber entwickelt habe. Ich finde sowieso, man sollte nicht zu viel Zeit mit Sport zubringen. Hartes Training, das wirklich was bringen soll, macht ja nicht gerade Spaß, sondern ist enorm anstrengend. Das sollte man auf den kürzesten Zeitraum reduzieren und es maximal effektiv machen.

Den größten Teil des Films laufen Sie mit einer eisernen Faust durch die Gegend. War die Prothese schwer?

Baum: Allerdings, das Ding war tatsächlich aus Eisen gefertigt und könnte so um die drei Kilo gewogen haben. Ich musste echt vorsichtig sein, damit ich da niemanden unbeabsichtigt verletze. Da ging es nicht einmal um Schlagbewegungen oder so, schon eine Berührung mit dem Ding konnte gefährlich sein. Manchmal musste ich die eiserne Faust den ganzen Drehtag über tragen, zum Glück war die Prothese innen drin mit Filz ausgepolstert.

Natürlich verwenden Sie im Film auch das berühmte Götz-Zitat – „Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!“. Wann haben Sie es denn im richtigen Leben das letzte Mal gebraucht?

Baum: Vor 'ner Dreiviertelstunde ungefähr. So oft verwende ich das glaube ich gar nicht, aber zufällig habe ich es gerade eben gesagt.

Warum?

Baum: Bei einer Diskussion um Probleme mit Versicherungen. Da hab ich gesagt: „Die Versicherung kann mich am Arsch lecken.“

Glauben Sie, dass wir heutzutage mehr solcher Typen wie Götz von Berlichingen bräuchten?

Baum: Unbedingt. Es gibt zwar solche Typen in allen Bereichen des Lebens, wenn ich in der Politik etwa an Helmut Schmidt denke, der immer schon gesagt hat, was er denkt. Aber es sind zu wenige, unsere Gesellschaft könnte mehr davon vertragen.

Die vielleicht berühmteste Interpretation des kühnen Recken Götz von Berlichingen hat das Theater Heinrich George zu verdanken, der seinen Sohn nach ihm benannt hat. Kennen Sie Götz George?

Baum: Ich kenne ihn natürlich aus dem Fernsehen und durfte ihn auch einmal persönlich kennenlernen. Ich halte ihn für einen großen Schauspieler, der meine Generation stark beeinflusst hat. Er hat als Schimanski wirklich Fernsehgeschichte geschrieben.

 
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