WIESBADEN/WÜRZBURG
Lkw-Schütze ballerte aus Verärgerung
Mindestens 762 Mal hat Michael K. aus seinem Lastwagen auf andere Lastzüge geschossen. Dies hat er laut Jörg Ziercke, dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes (BKA) wenige Stunden nach seiner Festnahme gestanden. Die Vernehmung soll nach Informationen dieser Zeitung der erfahrene Ermittler Hans-Jürgen K. von der Würzburger Kripo durchgeführt haben, der seit Jahren mit dem Fall vertraut ist und federführend an dem Fall mitgearbeitet hatte.
In einer Pressekonferenz in Wiesbaden nannte der Chef der Staatsanwaltschaft Würzburg, Dietrich Geuder, auch das Motiv des Autobahnschützen: Ärger und Frust im Straßenverkehr. Wäre Michael K. nicht jetzt geschnappt worden, hätte er womöglich noch jahrelang die Straßen unsicher machen können: Man habe bei dem Verdächtigen auch noch 1300 Schuss Munition gefunden, sagte Ziercke Er nannte den Fall „bislang einzigartig in der Kriminalgeschichte“. Der Täter stand schon seit mehreren Tagen unter Beobachtung. Am Sonntagmorgen sei dann der Zugriff erfolgt. Der Lkw-Sniper nutzt sogar „Schießkugelschreiber“ für seine Angriffe.
Erfreut zeigte sich auch der Würzburger Leitende Oberstaatsanwalt Dietrich Geuder: "Besser hätte es nicht laufen können." Den verdächtigen könne man "als frustrierten Einzelgänger mit Hass auf anderen Personen und Affinität zu Waffen beschreiben“, sagt Geuder. In der Vernehmung habe der Schütze erzählt, er sei vor einigen Jahren von einem Autotransporter auf der Autobahn abgedrängt worden, sodass es fast zu einem schweren Unfall gekommen sei. Immer wieder habe er sich zudem über andere Lkw-Fahrer geärgert. „Das Geständnis ist noch sehr pauschal“, sagt Geuder. Der Schütze habe ausgesagt, er habe mit den Schüssen niemanden verletzen wollen. Er sei ein guter Schütze und wollte nur Sachen zerstören.
Der Verdächtige ist verheiratet und ausgebildeter Werkzeugmacher, arbeitet aber als Fahrer bei einer Spedition. Er habe zunächst die Tat vollkommen abgestritten, sagt Geuder. Dann allerdings sei er langsam gekippt. „Er bot den Beamten an, sie zu seinem Waffenversteck zu führen.“
Mehr als zwei Monate war es zuletzt ruhig: Mitte April, so sagt das Bundeskriminalamt (BKA), schlug der Autobahnschütze zum letzten Mal zu. Irgendwo zwischen Rastatt in Baden-Württemberg und Düsseldorf fiel ein Schuss auf einen Autotransporter. "Bei der Festnahme wurden Schusswaffen und weitere Gegenstände festgestellt, die jetzt untersucht werden", sagte eine Sprecherin des BKA. Das Problem der Ermittler war zunächst, dass die Polizei nur schwer nachvollziehen konnte, wo die Schüsse überhaupt abgefeuert wurden. Teilweise sind die Lkw-Fahrer noch hundert Kilometer durch Deutschland gefahren, bis sie die Löcher im Blech bemerkten.
In den meisten Fällen hatte der Mann während der Fahrt aus dem Fahrerfenster Fahrzeuge im Gegenverkehr ins Visier genommen und beschossen. "Er hat auch schon Fahrzeuge während eines Überholvorgangs neben sich beschossen. Das ist besonders dreist. Das Risiko für ihn, dabei entdeckt zu werden, ist enorm hoch", erklärte Roland Küpper von der Kölner Polizei im November 2012 die Vorgehensweise des Täters. Seit Mai letzten Jahres hatte er außerdem ein deutlich größeres Kaliber benutzt als bei vorherigen Taten. Für die Fahnder ein Signal, den Ermittlungsdruck zu erhöhen. Die Belohnung für die Ergreifung des Schützen wurde auf 100000 Euro erhöht, unter Federführung des BKA die "Besondere Aufbauorganisation Transporter" ins Leben gerufen. Polizisten aller betroffenen Bundesländer (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) suchten nun nach dem Phantom.
Letztlich war aber offenbar kriminalistische Kleinstarbeit nötig, um dem Mann auf die Spur zu kommen: Der SWR berichtet, dass sogenannte Köder-Lkw Schüsse auf sich ziehen und so zum Täter führen sollten. Weil der Täter aber keinen der überwachten Lastwagen unter Beschuss nahm, schlug der Plan fehl. Erfolgreicher soll dagegen der Einsatz verdeckter Kennzeichenlesegeräte gewesen sein. An mehreren strategisch günstigen Stellen entlang der besonders betroffenen Autobahnen - darunter die A 3, die von Nürnberg quer durch Unterfranken über Würzburg in Richtung Frankfurt führt - wurden massenhaft Kennzeichendaten gesammelt. Dieser Ansatz brachte wohl den entscheidenden Durchbruch. Dies führte auch zu Kritik von Datenschützern. Denn die Ermittler waren dem mutmaßlichen Täter mithilfe von Autokennzeichen-Scans auf die Spur gekommen.
Im April 2013 fanden sechs Beschüsse statt, die zum entscheidenden Datenabgleich führten. Die mutmaßliche Fahrtstrecke und die Tatorte des Lkw-Fahrers wurden rekonstruiert. Die Ermittler konnten einen Autobahnabschnitt eingrenzen, auf dem der Lkw-Sniper unterwegs gewesen sein musste. Bilder einer Überwachungskamera wurden ausgewertet. „Wir haben die berühmte Nadel im Heuhaufen gefunden“, machte BKA-Präsident Ziercke deutlich. Jemanden zu finden, der willkürlich zu jedem Zeitpunkt auf Menschen feuert, sei eine beispiellose kriminalistische Herausforderung gewesen. Mit dem Abgleich weiterer Daten konnte ein Fahrzeug eingegrenzt werden. Die Daten des Fahrers wurden mit den Mobiltelefondaten des Beschuldigten abgeglichen und erhärteten den Verdacht. „Die Übereinstimmungen waren eindeutig“, so Ziercke. Er betonte auch: „Wenn wir die Mautdaten hätten nutzen können, wären wir wohl viel früher zu einer Festnahme gekommen.“ Dies ist aber verboten. Deshalb wurden separat Daten in riesigen Mengen gesammelt. „So etwas geschieht nicht unkontrolliert“, hielt Ziercke am Dienstag Kritikern entgegen. „Wir haben eine große Gefahrenlage und keine andere Alternative als diese Datenauswertung“, so der BKA-Präsident: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Datenschutz etwas dagegen haben kann, wenn wir auf diese Art und Weise die Freiheit unserer Bürger sichern“
In einer Pressekonferenz in Wiesbaden nannte der Chef der Staatsanwaltschaft Würzburg, Dietrich Geuder, auch das Motiv des Autobahnschützen: Ärger und Frust im Straßenverkehr. Wäre Michael K. nicht jetzt geschnappt worden, hätte er womöglich noch jahrelang die Straßen unsicher machen können: Man habe bei dem Verdächtigen auch noch 1300 Schuss Munition gefunden, sagte Ziercke Er nannte den Fall „bislang einzigartig in der Kriminalgeschichte“. Der Täter stand schon seit mehreren Tagen unter Beobachtung. Am Sonntagmorgen sei dann der Zugriff erfolgt. Der Lkw-Sniper nutzt sogar „Schießkugelschreiber“ für seine Angriffe.
Erfreut zeigte sich auch der Würzburger Leitende Oberstaatsanwalt Dietrich Geuder: "Besser hätte es nicht laufen können." Den verdächtigen könne man "als frustrierten Einzelgänger mit Hass auf anderen Personen und Affinität zu Waffen beschreiben“, sagt Geuder. In der Vernehmung habe der Schütze erzählt, er sei vor einigen Jahren von einem Autotransporter auf der Autobahn abgedrängt worden, sodass es fast zu einem schweren Unfall gekommen sei. Immer wieder habe er sich zudem über andere Lkw-Fahrer geärgert. „Das Geständnis ist noch sehr pauschal“, sagt Geuder. Der Schütze habe ausgesagt, er habe mit den Schüssen niemanden verletzen wollen. Er sei ein guter Schütze und wollte nur Sachen zerstören.
Der Verdächtige ist verheiratet und ausgebildeter Werkzeugmacher, arbeitet aber als Fahrer bei einer Spedition. Er habe zunächst die Tat vollkommen abgestritten, sagt Geuder. Dann allerdings sei er langsam gekippt. „Er bot den Beamten an, sie zu seinem Waffenversteck zu führen.“
Mehr als zwei Monate war es zuletzt ruhig: Mitte April, so sagt das Bundeskriminalamt (BKA), schlug der Autobahnschütze zum letzten Mal zu. Irgendwo zwischen Rastatt in Baden-Württemberg und Düsseldorf fiel ein Schuss auf einen Autotransporter. "Bei der Festnahme wurden Schusswaffen und weitere Gegenstände festgestellt, die jetzt untersucht werden", sagte eine Sprecherin des BKA. Das Problem der Ermittler war zunächst, dass die Polizei nur schwer nachvollziehen konnte, wo die Schüsse überhaupt abgefeuert wurden. Teilweise sind die Lkw-Fahrer noch hundert Kilometer durch Deutschland gefahren, bis sie die Löcher im Blech bemerkten.
In den meisten Fällen hatte der Mann während der Fahrt aus dem Fahrerfenster Fahrzeuge im Gegenverkehr ins Visier genommen und beschossen. "Er hat auch schon Fahrzeuge während eines Überholvorgangs neben sich beschossen. Das ist besonders dreist. Das Risiko für ihn, dabei entdeckt zu werden, ist enorm hoch", erklärte Roland Küpper von der Kölner Polizei im November 2012 die Vorgehensweise des Täters. Seit Mai letzten Jahres hatte er außerdem ein deutlich größeres Kaliber benutzt als bei vorherigen Taten. Für die Fahnder ein Signal, den Ermittlungsdruck zu erhöhen. Die Belohnung für die Ergreifung des Schützen wurde auf 100000 Euro erhöht, unter Federführung des BKA die "Besondere Aufbauorganisation Transporter" ins Leben gerufen. Polizisten aller betroffenen Bundesländer (Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz) suchten nun nach dem Phantom.
Letztlich war aber offenbar kriminalistische Kleinstarbeit nötig, um dem Mann auf die Spur zu kommen: Der SWR berichtet, dass sogenannte Köder-Lkw Schüsse auf sich ziehen und so zum Täter führen sollten. Weil der Täter aber keinen der überwachten Lastwagen unter Beschuss nahm, schlug der Plan fehl. Erfolgreicher soll dagegen der Einsatz verdeckter Kennzeichenlesegeräte gewesen sein. An mehreren strategisch günstigen Stellen entlang der besonders betroffenen Autobahnen - darunter die A 3, die von Nürnberg quer durch Unterfranken über Würzburg in Richtung Frankfurt führt - wurden massenhaft Kennzeichendaten gesammelt. Dieser Ansatz brachte wohl den entscheidenden Durchbruch. Dies führte auch zu Kritik von Datenschützern. Denn die Ermittler waren dem mutmaßlichen Täter mithilfe von Autokennzeichen-Scans auf die Spur gekommen.
Im April 2013 fanden sechs Beschüsse statt, die zum entscheidenden Datenabgleich führten. Die mutmaßliche Fahrtstrecke und die Tatorte des Lkw-Fahrers wurden rekonstruiert. Die Ermittler konnten einen Autobahnabschnitt eingrenzen, auf dem der Lkw-Sniper unterwegs gewesen sein musste. Bilder einer Überwachungskamera wurden ausgewertet. „Wir haben die berühmte Nadel im Heuhaufen gefunden“, machte BKA-Präsident Ziercke deutlich. Jemanden zu finden, der willkürlich zu jedem Zeitpunkt auf Menschen feuert, sei eine beispiellose kriminalistische Herausforderung gewesen. Mit dem Abgleich weiterer Daten konnte ein Fahrzeug eingegrenzt werden. Die Daten des Fahrers wurden mit den Mobiltelefondaten des Beschuldigten abgeglichen und erhärteten den Verdacht. „Die Übereinstimmungen waren eindeutig“, so Ziercke. Er betonte auch: „Wenn wir die Mautdaten hätten nutzen können, wären wir wohl viel früher zu einer Festnahme gekommen.“ Dies ist aber verboten. Deshalb wurden separat Daten in riesigen Mengen gesammelt. „So etwas geschieht nicht unkontrolliert“, hielt Ziercke am Dienstag Kritikern entgegen. „Wir haben eine große Gefahrenlage und keine andere Alternative als diese Datenauswertung“, so der BKA-Präsident: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Datenschutz etwas dagegen haben kann, wenn wir auf diese Art und Weise die Freiheit unserer Bürger sichern“
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