Seit 1987 veranstaltet die Bürgeraktion Umwelt- und Lebensschutz – Bürgerinitiative gegen Atomanlage, kurz BA-BI, am letzten Sonntag eines Monats eine Andacht am Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, um Ängste, Hoffnungen und die Bewahrung der Schöpfung im gemeinsamen Gebet zum Ausdruck zu bringen.
Am Sonntag, 26. April, um 14 Uhr findet die letzte Andacht vor dem Abschalten des KKW Grafenrheinfeld am 31. Mai statt. Diese Feier gedenkt im besonderen auch der Strahlenopfer von Tschernobyl, wo es am 26. April 1986 zum Super-GAU kam. Den ökumenischen Gottesdienst gestaltet dieses Mal Pfarrer Franz Feineis.
Wegen der Abschaltung und des Tschernobyl-Jahrestages findet nach der Andacht ein gemeinsamer Spaziergang rund ums AKW statt. So haben alle Teilnehmer die Gelegenheit zu einem „letzten Blick auf die rauchenden Kühltürme“ und einem „historischen Foto“, teilt die BA-BI mit und erinnert, dass an diesem Tag vor 29 Jahren zur selben Stunde der Werksfotograf Anatoli Rasskasov aus einem Hubschrauber hängend in Tschernobyl die ersten Fotos der radioaktiven Rauchfahne des zerstörten Reaktorblocks IV machte.
Viele dieser Aufnahmen seien damals infolge der hohen Strahlungsaktivität unbrauchbar oder geschwärzt gewesen. Das den Behörden übergebene Fotomaterial sei damals, teils bearbeitet und manipuliert, erst Tage später veröffentlicht worden, um das Ausmaß der Katastrophe herunterzuspielen. Bei seinem Flug über den havarierten Reaktorblock 4 habe der Fotograf schwere Verbrennungen erlitten. Nach Jahren des Leidens mit Strahlendermatitis, Krebs und Blutkrankheiten sei Rasskasov 2010 gestorben.
Der GAU in der Ukraine belaste bis heute Lebensmittel und habe gesundheitliche Auswirkungen. Zur Andacht mit Spaziergang am Wegkreuz des Kernkraftwerkes Grafenrheinfelds ist die Bevölkerung eingeladen. Die BA-BI hofft auf rege Beteiligung.
Hier geht es zu unserem multimedialen Special zum Abschalten des Atomkraftwerks