An der Grafenrheinfelder Kulturhalle herrscht zur Mittagszeit relaxte Ferienlagerstimmung. Im Garten ist ein Zelt aufgeschlagen, junge Menschen lümmeln dort auf Decken herum, andere machen auf Sofas im Probenraum des Musikvereins ein Nickerchen. Doch wie so oft täuscht der erste Eindruck, denn hier wird ehrenamtlich, freiwillig und noch dazu hart gearbeitet, wie der große Aufnahmewagen der Düsseldorfer Musikhochschule schon erahnen lässt.
Es ist nur gerade Pause – wohlverdient, denn das Symphonische Blasorchester (SBO), Dirigent Christian Lang und drei Studenten der Robert-Schumann Hochschule Düsseldorf arbeiten an einem ehrgeizigen Projekt. Das Institut für Musik und Medien (IMM) bietet die Möglichkeit, in einem Doppelstudium musikalisch-künstlerische mit wissenschaftlich-technischen Interessen zu verknüpfen.
Praktische Erfahrungen werden dort groß geschrieben, und so unterstützt das IMM gerne das freiwillige Engagement ihrer „Ton- und Bild“- Studenten Thorsten Kuhn, Simon Kouker und Robert Schwering. Die durften sich gegen einen kleinen Unkostenbeitrag den technisch vollausgestatteten Ü-Wagen der Hochschule ausleihen und erproben nun eine Facette ihres möglichen späteren Berufs.
Vor noch nicht allzu langer Zeit hätten sie sich entscheiden müssen: Musiker oder Techniker, Künstler oder klassischer Toningenieur? Doch heute ist dank der Zweigleisigkeit, die im IMM praktiziert wird, vieles möglich und alles offen.
Die drei Studenten sind im sechsten Semester, verbinden im Studiengang „Ton und Bild“ Theorie und Praxis, studieren dabei ein Instrument und am Ende stehen je ein Bachelorabschluss in Musik und einer in Engineering und viele berufliche Gestaltungsmöglichkeiten.
Gemeinsam mit dem SBO nehmen sie eine CD unter den realistischen Bedingungen auf, die sie auch später im Beruf vorfinden werden. Nur mit dem Unterschied, dass diese CD niemals in den Handel gehen wird, die kommerzielle Vermarktung ist nicht die Intention, die Arbeit am Projekt darf keine Konkurrenz zu professionellen Tonstudios sein, schreibt die Hochschule vor.
Klare Rollenverteilung
Die Rollenverteilung im Ü-Wagen vor der Halle ist, wie beim Rundfunk üblich, strikt getrennt. Der gebürtige Mainberger Thorsten Kuhn wacht als Tonmeister über die Partitur und die richtigen Töne, Kommilitone Simon aus Gelsenkirchen sitzt am Mischpult und der Xantener Robert hat die technische Aufsicht, im Fachjargon Tape-Operator genannt. Und das SBO spielt in der Kulturhalle wieder und wieder die gleichen „Takes“ (Abschnitte), bis alles passt.
Schnell kommen da bis zum Abschluss der fünftägigen Aufnahme etwa 45 Stunden reine Spielzeit zusammen, 40 bis 60 Stunden brauchen die drei Studenten noch für die Postproduktion, bis das etwa 45-minütige Master-Tape dann fertig ist. „Schön, aber total anstrengend“ , ist das alles – so die einhellige Meinung der etwa 35 Musiker, die da unter der Woche angetreten sind.
Bis zum Ende der Aufnahmen am Wochenende steigt die Zahl auf 50 an, einige wenige haben schon mal mit dem Orchester eine CD aufgenommen, doch für die meisten ist das Neuland und eine super Erfahrung. Wie viele Stücke die CD letztendlich haben wird, weiß bis zum Ende noch keiner. Zwölf, sind sich alle einig, wäre schon ein schönes Ergebnis. Absegnen muss der Dirigent zum Ende noch die ganze Produktion.
Wenn das Ergebnis so gut geworden ist, wie sich das ganze Projekt angelassen hat, könnten die Studenten das momentan ehrenamtliche Ergebnis als Prüfungsbestandteil für das Modul klassische Musik verwenden.
Doch so weit denkt im Moment noch keiner, denn nach der schweißtreibenden Aufnahme steht nun für die Studenten erst mal die aufwändige Nachbearbeitung an, während das SBO nach Examenskonzert und CD-Aufnahmen nun wirklich mal die Sommerpause genießen darf.