„Five minutes“ signalisiert der Manager an der Hafentreppe, streckt fünf Finger hoch. Fünf Minuten Zeit für ein Journalistengespräch mit einer Legende. Mit John Paul Jones. Der ehemalige Bassist der Rockband Led Zeppelin ist Stargast des Würzburger Hafensommers. Kurz bevor er mit den avantgardistischen Klangtüftlern von Supersilent das Hafensommer-Publikum auf eine harte Hörprobe stellt, stellt sich der knapp 1,70 Meter große Engländer den Reporterfragen.
Er lächelt auf der Bierbank im Backstagebereich, schaut leicht erwartungsvoll, während der Reporter an den Jones-Song „No Quarter“ denkt, sich aber gleichzeitig auf die Zunge beißt. Man weiß, dass der 66-Jährige nicht gern über Led Zeppelin spricht. Also besser starten mit der Frage, von woher Mister Jones denn angereist sei. Er war tags zuvor in der Schweiz, im Wald wandern gewesen, erzählt er mit einer gewissen Begeisterung. Nein, kein Urlaub. „Ich hatte in Genf einen Auftritt mit Seasick Steve.“
Jetzt also Würzburg – und noch eine Led Zeppelin-freie Frage, die völlig überraschend Sensationelles offenbart. „Wir vermuten mal, Sie haben zuvor noch nie etwas von Würzburg gehört?“ John Paul Jones: „Doch, ich bin hier mal in den Kindergarten gegangen.“ Offene Münder beim Reporter-Duo und ungläubiges Nachfragen: Wirklich? Mister Jones sieht die Neuigkeit weniger spektakulär. Ja, damals hätten seine Eltern bei der Army gearbeitet. Und er sei etwa eineinhalb Monate hier im Kindergarten gewesen. Und dann in anderen Garnisonsstädten. Was in Würzburg damals war, daran kann er sich nicht erinnern – „ich war gerade mal fünf Jahre alt“.
Fünf Minuten sind kurz: Höchste Zeit Mister Jones nach seiner Arbeit zu fragen: Warum er erst 20 Jahre nach der Auflösung von Led Zeppelin für seine erste Solo-CD herausgebracht hat? „Na ja, ich hatte einfach viel zu tun“. Als wir ihn bitten ein Foto aus Led-Zep-Tagen zu signieren, staunt er: „Mein Gott, so viele Haare!“
Und was macht die Oper, an der er gerade schreibt? „Das ist viel, viel Arbeit, das wird eine richtige Oper mit Orchester, Sängern undsoweiter, keine Rockoper“. Bis 2015 will er damit fertig sein, sagt er mit leuchtenden Augen. Jüngst hat er auch auf den Platten der afrikanischen Sängrinnen Fatoumata Diawara und Rokia Traoré gespielt. Ein besonderer Bezug zu afrikanischer Musik? „Ach, die haben mich gefragt, da hab ich halt mitgespielt.“
Der Manager signalisiert: Noch eine Minute. Jetzt aber: „Mister Jones, wir wissen, dass sie nicht gerne über Led Zeppelin ...“ Der bislang sympathisch, lockere Gesichtsausdruck wird merklich verkniffen. Ja, ja er habe noch Kontakt zu Jimmy Page und Robert Plant. Enttäuscht, dass es mit der Reunion nicht geklappt hat? Jones sagt leicht genervt etwas, was man wohl am besten mit „es ist wie es ist“ übersetzt. Man fühlt sich fast verpflichtet, etwas Nettes zu sagen: „Them Crooked Vultures“, eines seiner vielen Projekte, sind jetzt also die neuen Led Zeppelin?! Da kann Mister Jones wieder lächeln.