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WÜRZBURG
Lebensgeschichte eines Jagdfliegers: Der Heidingsfelder Toni Schwarz liest aus dem Buch über seinen Vater
Robert Menschick
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:49 Uhr

Der 1952 in Rothenburg geborene und mittlerweile in Heidingsfeld lebende Toni Schwarz hat ein Buch über seinen Vater Friedrich Schwarz geschrieben, der während des Ersten Weltkriegs geboren und während des Zweiten Weltkrieges als Jagdflieger gekämpft hat. Durch die Aufarbeitung dieser Lebensgeschichte kann der Sohn die eigene Vergangenheit besser verstehen. Aus seinem Buch „Schwere-Los“, das im Rediroma-Verlag erschienen ist, liest Toni Schwarz an diesem Freitag, 16. Mai, von 18.30 bis 20 Uhr, in der Heidingsfelder Sportgaststätte Jahnwiese, Wiesenweg 2.

Toni Schwarz studierte neben seiner Leidenschaft des Musikmaschens Elektrotechnik. Immer tiefer stieg er in die Geschichte seines vor drei Jahren verstorbenen Vaters ein und empfindet „allergrößte Hochachtung“ für dessen Lebensleistung. Den gestandenen Toni Schwarz packte beim Schreiben die Wehmut, mit dem Vater zu Lebzeiten zu wenig über dessen Erlebnisse gesprochen zu haben und sich nie mehr mit ihm darüber unterhalten zu können. „Mir standen dabei oft Tränen in den Augen“.

Die berührenden Zeilen sind voller Wärme und Respekt geschrieben. Die von Toni Schwarz geschilderten Ereignisse beruhen auf den Erzählungen des Vaters und eigenen Recherchen. Die Erinnerungen der fast 99-jährigen Mutter hingegen sind durch das hohe Alter verblasst. Als aufschlussreich erwiesen sich die akribisch genauen Aufzeichnungen des Vaters in den Flugbüchern der Jahre 1937 bis 1945. Manches musste der Sohn ergänzen, denn es gab Lücken in der Zeitreise. Das grundsätzliche Geschehen basiert auf wahren Begebenheiten.

Friedrich Schwarz wurde 1917 in Wien als Sohn eines Bademeisters geboren. Er war kein Wunschkind. Die Eltern ließen sich scheiden, da war er acht Jahre alt. Nach dem Schulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Flugzeugführer und bekam eine eigene Maschine zugeteilt, eine Messerschmitt Bf109, seinerzeit die beste Jagdmaschine der Luftwaffe. Sein erster Alleinflug im Heinkel-72-Doppeldecker und die Begegnungen mit seinem Fliegeridol Werner Mölders, in dessen Staffel er flog, waren besondere Ereignisse. Über seine spätere Ehefrau Grete, die in Rothenburg eine Lehre als Näherin absolvierte und deren Eltern die „Wolfsschlucht“ betrieben, wurde die Tauberstadt für den Österreicher zum neuen Zuhause.

Während des Heimaturlaubs im Januar 1942 wurde geheiratet. Es war keine pompöse Hochzeit, sondern eine schlichte Kriegstrauung. Die Flitterwochen verbrachte das Paar im Skigebiet Zürs, bevor der 25-Jährige wieder in den Krieg musste. Er wurde nach Krakau versetzt und bildete als Jagdlehrer des Jagdgeschwaders 52 angehende Kampfflieger aus, später für das Jagdgeschwader 54 West. Bei einer Luftraumübung am 21. März 1941 stürzte die Maschine ab. Friedrich Schwarz konnte sich mit dem Fallschirm retten. Bei der Landung auf dem hart gefrorenen Ackerboden verstauchte er sich den Fußknöchel und fiel französischen Bauern in die Hände, die mit Dreschflegeln auf ihn einschlugen. Er versuchte mit Armen und Händen seinen Hinterkopf zu schützen.

Kameraden eilten ihm zu Hilfe. Auf einer Patrouillenfahrt hatten sie den Fliegerabsturz mit dem Fernglas beobachtet und den Ausstieg eines ihrer Piloten. Sie retteten Friedrich Schwarz das Leben. Drei Tage später saß er schon wieder in einer neuen Maschine am Flugplatz in Coquelles, nahe Calais an der französischen Küste. Die schrecklichen Bilder des Krieges hatte er immer wieder vor Augen. Wie sich russische Piloten, die von ihm und seinen Kameraden abgeschossen wurden und mit dem Fallschirm abspringen konnten, am Fallschirm hängend mit der Pistole in den Kopf geschossen haben. Wahrscheinlich aus Angst vor der deutschen Kriegsgefangenschaft oder aus Verzweiflung, im Luftkampf versagt zu haben. Die toten Russen mit ihren zerschossenen Köpfen schwebten regungslos zu Boden. Ende April 1945 ergab sich der Pilot zusammen mit Kameraden, nachdem sie wegen Treibstoffmangels immer weniger mit ihrer Maschine aufsteigen konnten, den Amerikanern. Sie nahmen Friedrich Schwarz seine wertvolle Fliegeruhr ab und brachten ihn in das Regensburger Gefangenenlager.

Am 17. Mai 1945 wurde er freigelassen und trat den Weg nach Rothenburg zu seiner Grete an. Im November 1946 kam ihr erstes lang ersehntes Kind zur Welt, Tochter Leopoldine. Zwei weitere Kinder, Franz und Toni, folgten. Dann war eine Stelle bei der Rothenburger Stadtpolizei ausgeschrieben. Ein Problem: Für diesen Posten brauchte er die deutsche Staatsangehörigkeit, die er trotz Heirat mit einer deutschen Frau damals noch nicht anerkannt bekommen hat. Er schaffte es trotzdem, in seinem neuen Beruf Erfolg zu haben. Als Mitglied beim Aero-Club Rothenburg, den er mit aufbaute, konnte er verschiedene Sportmaschinen fliegen.

Nach seinem Tod stieß der Sohn beim Sortieren des Nachlasses auf alte Fotografien und studierte fasziniert die Logbücher mit den akribisch genauen Eintragungen über die Kriegseinsätze.

Ein hölzernes Etui beherbergte Orden und Ehrenzeichen, die der Vater während des Zweiten Weltkrieges als Flugzeugführer und Kampfflieger bekam: das Eiserne Kreuz erster Klasse, Frontflugspanne in Gold, das Flugzeugführerabzeichen. Weitere Abzeichen stammten von der Rothenburger Stadtpolizei.

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