Klappernde Scheren, Föhne und der Geruch von Shampoo und Haarspray. Die Friseure sind ganz in ihrem Element. Aber sie stehen nicht in ihren Salons, sondern in einem Schulungsraum der Handwerkskammer. Sie waschen, schneiden und föhnen an diesem Tag für den guten Zweck. Zum Benefizfrisieren der Friseurinnung sind an diesem Tag 117 Erwachsene und 22 Kinder gekommen. Der Besuch ist für Bedürftige kostenlos. Von der Tafel haben sie dafür Gutscheine bekommen.
Zum zweiten Mal hat die Innung diese Aktion kurz vor Weihnachten organisiert. Die Friseure arbeiten an diesem Tag ehrenamtlich, die Arbeitsmaterialien wurden gesponsert. „Wir wollen Leute unterstützen, die nicht so viel haben. Und sie gerade vor Weihnachten entlasten, damit sie vielleicht ihrem Kind oder Enkelkind ein schöneres Geschenk machen können“, sagt Hauptorganisatorin Birgit Hartbauer, die Obermeisterin der Innung. „Wir wollten nicht nur irgendwohin spenden“, bestätigt Salonbesitzerin Floriana Spitzer, „hier vor Ort gibt es ja auch viele Bedürftige.“
Und die Kunden bekommen gute Qualität. Unter den 18 teilnehmenden Friseuren sind zehn Meister. Die Motivationen der freiwilligen Helfer sind vielfältig. Neben dem guten Zweck sehen sie weitere Vorteile. „Das macht Spaß mit den Kollegen hier“, sagt Ruth Benz. Sie sei gerne dabei, um zu helfen und weil sie einfach sehr gerne schneide. „Ich würde das auch öfters im Jahr machen, nicht nur an Weihnachten“, sagt sie.
Friseurin Floriana Spitzer
Und Friseurmeisterin Patricia Heckenberger sagt: „Man kann ja auch ganz schnell selbst in eine solche Situation kommen. Wenn ich zum Beispiel einen Unfall hätte, könnte ich einen solchen Handwerksberuf nicht mehr ausüben.“ Matthias Krensreiter ist noch in der Ausbildung. Für ihn ist das Benefizfrisieren eine gute Übung. „Und ich habe einfach Spaß am Haare schneiden“, sagt er. Auch Zeliha Erek ist Auszubildende. Für sie ist das Frisieren für den guten Zweck eine Abwechslung vom Alltag. „Es ist mal etwas anderes als immer im Salon oder der Schule zu sitzen“, sagt sie.
Auch Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake kam vorbei, um das ehrenamtliche Engagement zu würdigen und sich bei den Friseuren zu bedanken. Sie freute sich über den Andrang. In diesem Jahr sind nämlich noch mehr Menschen zum Haare schneiden gekommen als im vorherigen. Vor dem Raum warten sie, bis innen ein Platz frei wird.
Auch Karina Appelmann ist gekommen. Sie sagt, dass man sich nicht besonders gut dabei fühle, solche Angebote in Anspruch zu nehmen. Die alleinerziehende Mutter ist das erste Mal beim Benefizfrisieren und bekommt gerade ihre lockigen dunklen Haare geschnitten. Sie sei „voll begeistert“ von der Aktion. „Für einen Besuch beim Friseur muss ich sonst drei bis vier Monate sparen“, sagt sie. Vor allem vor Weihnachten sei das Geld knapp. Deshalb lasse sie ihre Haare sonst eher selten schneiden. Auch sie hat den Gutschein bei der Tafel bekommen. Sie genieße es sich mal verwöhnen zu lassen, sagt sie. Auch ihre Tochter hätte sie gerne noch mitgebracht, die war aber noch im Kindergarten. Friseurmeisterin Patricia Heckenberger bietet ihr an, mit der Tochter in ihren Friseursalon zu kommen. Dann will sie auch ihr kostenlos die Haare schneiden.