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Kolossaler Kontinent
Kriege, Krankheit, Katastrophen – so reduziert sehen wir oft die Welt zwischen Kairo und Kapstadt. Es fehlt uns an Kenntnis. Hier eine Hilfestellung.
Von unseren Redaktionsmitgliedern Andreas Jungbauer und Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:17 Uhr
Älteste Funde: Die Wiege der Menschheit steht in Afrika

Sahelanthropus tchadensis: Sechs bis sieben Millionen Jahre alt ist dieses bislang älteste bekannte Mitglied der Menschenfamilie. Das Skelett wurde 2001 in der Sahelzone entdeckt. Und auch der Homo sapiens betrat vor zwei Millionen Jahren in Afrika erstmals die Bühne der Weltgeschichte. Er wusste das Feuer zu nutzen und mit Werkzeugen zu hantieren. Von Afrika aus besiedelte er die ganze Welt. Vom Kontinent stammen alle Hominidenfunde, die älter als zwei Millionen Jahre sind. Afrika – die Wiege der Menschheit.

Gefährlicher Klimawandel: Afrika leidet unter weltweitem Verbrauch

Der globale Klimawandel hinterlässt auch in Afrika seine Spuren: Es regnet weniger, Dürren (wie 2011 am Horn von Afrika) und extreme Wetterereignisse häufen sich, Temperaturen steigen. Dies bedroht die landwirtschaftliche Entwicklung – und damit Versorgung der Menschen – ebenso wie die Ökosysteme und die Artenvielfalt. Dabei ist Afrika für nicht einmal vier Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Der gesamte Kontinent stößt weniger Kohlendioxid aus als Deutschland. Die Gletscher auf Afrikas höchstem Berg, dem Kilimandscharo (5895 Meter) könnten in 20 Jahren abgeschmolzen sein.

Koloniale Eroberung: Deutschlands höchster Berg lag in Afrika

Der Kilimandscharo war einst der höchste Berg Deutschlands: Das Kaiserreich hatte sich am kolonialen Wettlauf in Afrika beteiligt, in der Berliner Konferenz 1884/85 zerstückelten die Kolonialmächten den Kontinent. Das Deutsche Reich „erwarb“ mit sogenannten Schutzbriefen Gebiete in Südwestafrika (heute Namibia), in Westafrika (Togo, Kamerun) und in Ostafrika (Tansania, Ruanda, Burundi). Mit Ende des 1. Weltkrieges verlor Deutschland alle Territorien in Afrika. Als letzte Kolonie des Kontinents wurde Namibia 1990 unabhängig – vom Apartheid-Staat Südafrika.

Heinrich Barth: Keiner war so lange in Timbuktu wie der Deutsche

Acht Monate lang war Afrikaforscher Heinrich Barth im 19. Jahrhundert in der legendären Wüstenstadt Timbuktu in Mali, so lange wie kein Europäer vor ihm. Nur Gläubige hatten Zutritt zur streng muslimischen Stadt. Barths englischer Kollege Alexander Laing, der 1826 nach Timbuktu kam, wurde enttarnt und ermordet. Barth erreichte die Stadt 1853 als „Muselman“ verkleidet. Da er sehr sprachgewandt war, hielt seine Tarnung stand. Ihm verdankt die Forschung umfangreiche Aufzeichnungen über die Stadt, die einst ein Zentrum des Wissens in Afrika war. Jetzt steht sie wieder im Blickpunkt, weil sie von islamistischen Rebellen besetzt wurde.

54 Staaten in Afrika: Die Suche nach Einheit und neue Abspaltungen

Am ersten Tag des Würzburger Africa Festivals, dem 25. Mai, wurde auch traditionell der Afrika-Tag gefeiert. Er erinnert auf dem ganzen Kontinent an die Geburt der Organisation für Afrikanische Einheit am 25. Mai 1963. Sie ist die Vorgängerin der 2001 gegründeten Afrikanischen Union. Der Suche nach Gemeinsamkeit stehen neue Abspaltungen gegenüber: Am 9. Juli 2011 trat mit dem Süd-Sudan der 54. international anerkannte Staat Afrikas auf die Landkarte. Der 55. zu werden – das wollen rebellierende Tuareg, die im April für den nördlichen Teil Malis („Azawad“) die Unabhängigkeit ausriefen. Der Konflikt dauert an.

Starkes Geschlecht: Zwei Präsidentinnen wollen die Frauen fördern

Frauen gelten als die tragenden Säulen afrikanischer Gesellschaften. Jedoch sind erst zwei Regierungschefs in Afrika weiblich: Friedensnobelpreisträgerin (2011) und Staatspräsidentin Ellen Johnson Sirleaf in Liberia und Präsidentin Joyce Banda in Malawi. Als sie sich Ende April in Monrovia trafen, betonten sie, sich gemeinsam für Afrikas Frauen einsetzen zu wollen. Durch mehr Schulbildung für Mädchen, Aufklärung über Rechte, Gesundheitsfürsorge und Mutterschutz wollen sie Frauen ermächtigen, ihr Leben mitzugestalten.

Handy-Revolution: Nirgends wächst der Mobilfunkmarkt so rasant

Afrikas Mobilfunkmarkt ist der am schnellsten wachsende der Welt. Die Branche ist dort seit 2007 um über 500 Prozent gewachsen. Es gab auf dem Kontinent schon vor fünf Jahren achtmal so viele Handys wie Festanschlüsse. Eine mobile Revolution, die Entwicklungsperspektiven und wirtschaftliche Möglichkeiten schafft. Die Statistik für 2011 weist bereits eine Mobilfunk-Durchdringung von 41 Prozent auf. Das ist zwar noch deutlich weniger als im internationalen Durchschnitt von 76 Prozent. Die Kurve geht aber weiter steil nach oben.

Paul Simon: Vor 25 Jahren ging er auf Tour mit „Graceland“

1986 veröffentlichte der Sänger Paul Simon sein Album „Graceland“, das er ein Jahr später, also vor 25 Jahren, live präsentierte. Auf „Graceland“ spielte Simon mit südafrikanischen Künstlern wie dem zuvor außerhalb seiner Heimat völlig unbekannten Chor Ladysmith Black Mambazo. Künstlern wie Miriam Makeba oder Hugh Masekela, die wegen der Apartheid im Exil lebten, bot Simon ein Forum, um ihre Musik zu präsentieren. „Graceland“ machte die afrikanische Musik außerhalb des Kontinents bekannt.

Überweisungen aus dem Ausland: Wie Migranten Afrikas Entwicklung fördern

Afrikanische Migranten in der ganzen Welt tragen mit Überweisungen in ihre Herkunftsländer erheblich zu deren Entwicklung bei. Laut Weltbank schicken Exilanten jährlich 20 Milliarden Dollar nach Afrika. Ein Zuwachs um 55 Prozent seit 2000. In einigen Ländern machen die Rücküberweisungen das Siebeneinhalbfache der empfangenen Entwicklungshilfe aus. Zum Beispiel die Schwerpunktländer des Würzburger Africa Festivals: Auf den Kapverden finanzieren Migranten ein Viertel des Wirtschaftsaufkommens. In den Senegal wurden 2010 rund 1,2 Milliarden Dollar überwiesen, mehr als die offizielle Entwicklungshilfe.

Didier Drogba: Fußball-Star und Friedensstifter in der Elfenbeinküste

Den FC Bayern schoss er in tiefe Trauer. Mit seinem Elfmeter sicherte er dem FC Chelsea den Champions-League-Titel. In seiner Heimat, der Elfenbeinküste, ist Didier Drogba ein Nationalheld. Nicht nur als Fußballer, sondern auch als Friedensstifter: Im Oktober 2005 fiel er vor laufender Kamera auf die Knie und beschwor die Bürgerkriegsparteien des westafrikanischen Landes zur Waffenruhe. Sie folgten ihm, zumindest vorübergehend. Im Herbst 2011 wurde Drogba in die „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ für Frieden und Stabilität in der Elfenbeinküste berufen.

Lesetipp: David van Reybrouck über den Kongo

Kritiker bezeichnen das fast 800-seitige, kürzlich im Suhrkamp Verlag erschienene Werk als „Jahrhundertbuch“. Der belgische Publizist David van Reybrouck kennt den Kongo in- und auswendig und lässt ausführlich Bewohner des krisengeschüttelten Landes zu Wort kommen. Geschichte aus der Innensicht derer, die ein Teil davon sind. Prädikat wertvoll.

So gewinnen Sie Tickets

Machen Sie mit bei unserem Quiz für Afrika-Kenner! Es lohnt sich: Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir gemeinsam mit dem Würzburger Africa Festival fünfmal zwei Tickets fürs Doppelkonzert am Montag mit Sebastian Sturm und Stephen Marley.

Schicken Sie uns die richtigen Antworten (Frage-Ziffern + Antwort-Buchstaben reichen) bis Sonntagabend, 18 Uhr, per E-Mail und dem Stichwort „Afrika-Quiz“ an

red.wuerzburg@mainpost.de

Die Quiz-Auflösung und die fünf Gewinner erfahren ab Sonntag um 19 Uhr in unserem großen Africa Festival Special im Internet:

www.mainpost.de/africafestival

Höchster Gipfel: Der Kilimandscharo mit 5895 Metern.
Foto: Thinkstock | Höchster Gipfel: Der Kilimandscharo mit 5895 Metern.
 
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