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TAUBERBISCHOFSHEIM
Knobloch zu Besuch bei Sportlern
„Seien Sie motiviert für das Hier und Jetzt“: Charlotte Knobloch (rechts) im Gespräch mit Fecht-Juniorin Thekla Bartl (links).
Foto: Jürgen Höpfl | „Seien Sie motiviert für das Hier und Jetzt“: Charlotte Knobloch (rechts) im Gespräch mit Fecht-Juniorin Thekla Bartl (links).
Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen HÖpfl
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:43 Uhr

Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass zwei, drei tauberfränkische Parteien, Verbände oder Gesellschaftsorganisationen in den nächsten Tagen Nachfrage vom Nachwuchs bekommen. Dann hätte Charlotte Knobloch bei ihrem Besuch am Montagmorgen im Fechtzentrum mit ihrem Schlusswort etwas bewegt. „Sie sind unsere Zukunft“, sagte die Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland da nämlich zu den 60 Schülerinnen und Schülern, die eine Stunde lang zugehört und mit ihr diskutiert hatten: „Seien Sie ruhig stolz auf sich und Ihre Heimat! Singen Sie von Herzen die Nationalhymne mit! Nehmen Sie sich das Selbstbewusstsein, um Großes zu leisten! Aber bitte engagieren Sie sich auch für Ihr Land!“

Der Bogen, den die Münchenerin voller Empathie spannte, reichte weit – vom Friedensnobelpreis für die Europäische Union bis hin zu den schlimmen Tagen, da die Hausangestellte der Eltern das Mädchen Charlotte als eigenes uneheliches Kind ausgegeben und auf einem Hof in Mittelfranken vor dem Holocaust gerettet hatte. Natürlich kommt das Olympia-Attentat 1972 in München zur Sprache, zumal die Rednerin in Sorge um ihre seinerzeit als Hostess beschäftigte Tochter war, und der Blick auf Israel und seine Nachbarn ist ebenfalls Pflicht: „Die Bilder aus dieser Region sind für europäische Augen schwer erträglich.“ Doch die bald 80-Jährige, die immer noch als Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses amtiert, stellt dabei eine Zeitzeugin dar, die trotz ihrer bitteren Erfahrung keine Trauer oder gar Betroffenheit auf Knopfdruck verordnet, sondern zum positiven Voranschreiten auffordert: „Sie als junge Menschen trifft kein Anteil an der Schuld und Schande mehr. Aber Sie haben die Verantwortung, die Botschaft 'Nie Wieder!' wie ein Vermächtnis weiterzutragen.“ Die Botschaft des 'Nie Wieder', betonte Charlotte Knobloch, gelte fürs „Weghören, wenn wieder Vorurteile verbreitet werden“. Es gelte aber auch bei einer „Fremdenfeindlichkeit, wie sie sich leider auch beim von mir geliebten Fußball verbreitet“.

Der Besuch in Tauberbischofsheim war übrigens der erste einer Serie, die Charlotte Knobloch an der Seite des deutschen Sport-Chefs Thomas Bach in die 41 sogenannten „Eliteschulen des deutschen Sports“ führen wird, von denen der Olympiastützpunkt in Tauberbischofsheim im Verbund mit seinen Partner-Lehranstalten eine ist. An immerhin 31 der 44 olympischen Medaillen für Deutschland bei den jüngsten Sommerspielen in London waren Athleten beteiligt, die während ihrer Ausbildung solche Eliteschulen durchlaufen haben.

Deswegen bringt die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ihren Appell auch gerne vor den künftigen Medaillenhoffnungen zu Gehör: „Der Blick zurück darf uns nicht lähmen, sondern er soll Sie motivieren für das Hier und Jetzt.“

 
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