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WÜRZBURG
KG Elferrat: Garde tanzte im Gangnam Style
Von unserem Redaktionsmitglied Robert Menschick
 |  aktualisiert: 27.04.2023 00:52 Uhr

Das war beste Unterhaltung. Die Gala-Kostümsitzung der 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat am Samstag machte der hochgepriesenen Fernsehsitzung „Fastnacht aus Franken“ echte Konkurrenz. Sitzungspräsident Burkard Pfrenzinger hatte Top-Nummern aus dem Rheinland, Thüringen, Hessen und Franken ins ausverkaufte Congress Centrum gelockt. Zur Eröffnungsmelodie von „Pigalle“ begrüßte er die 1000 Besucher und über 300 Mitwirkenden mit „Die Halle, die Halle – die Mausefalle mitten in Würzburg“.

Begleitet von der eigenen Ranzengarde zogen Prinz Thorsten I. und Prinzessin Lusien I. vom Würzburger Stern ein. Die Elferräte hatten es sich gerade im stimmungsvollen Bühnenbild der Residenz bequem gemacht, als das fünfeinhalbstündige, kurzweilige Programm schon seinen Lauf nahm. Die zehn Mädchen der Prinzengarde der KG Elferrat überraschten bei der Zugabe mit „Gangnam Style“ und brachten auch Pfrenzinger dazu, den aktuellen Hit des südkoreanischen Rappers Psy auf der Bühne zu tanzen.

Martin Trageser, 2. Zugmarschall der KG Elferrat, ließ König Ludwig II. auferstehen, der die große und kleine Politik aufs Korn nahm. Der Monarch bescheinigte unter dem Applaus der Besucher den Franken, der beste aller bayerischen Stämme zu sein. Der Märchenkönig kritisierte aber auch die ungenutzten Gebäude und Flächen rund um den Würzburger Hauptbahnhof („Neu-Kasachstan“), die ewig gestrigen Bremser bei der Entwicklung der Stadt (Bahnhofsarcaden, Platz'scher Garten) und die südbayerischen Landespolitiker, die sich nur zur Faschings-Fernsehsitzung in Franken blicken ließen.

Grüße aus Würzburg an die Kanzlerin nahmen die preisgekrönten Garden der Knoblauchsländer Karnevalsgesellschaft Buchnesia Nürnberg mit. Sie zeigen am nächsten Wochenende in Berlin ihr Können. Umjubelt wurden auch die Modern Style Dancers aus Meiningen mit ihrem Brauchtumstanz in alpenländischem Outfit und das Tanzcorps Blaus-Weiss Windhagen aus dem Rheinland mit seinen akrobatischen Gardetanzfiguren.

Die Überraschung des Abends: Julius Pfreundschuh. Der 18-Jährige aus Neubrunn (Landkreis Würzburg) hatte im letzten Jahr als Franken-Rapper bei der Talentshow „Franken sucht den Supernarr“ im Bayerischen Fernsehen für Beachtung sorgt. Diesmal brachte er den Zuschauern mit Gesang und Gitarre die fränkische Sprache nahe. Seine Bilanz: „Verreck‘ un‘ Dunnerkeil; Fränkisch klingt einfach (geil) – schön.“ Sitzungspräsident Pfrenzinger verpflichtete den jungen Mann noch auf der Bühne für die Sitzung 2014, genauso wie den Fürther Komödianten Bernhard Ottinger, der als Taxifahrer nicht nur über seine Nürnberger Nachbarn herzog, sondern auch Allgemeinwissen zum Besten gab: Mode ist eine Abkürzung und steht für „Mann! Opfer deine Ersparnisse.“

Leise, aber sehr scharfsinnige Töne pflegt Peter Kuhn von der Schweinfurter Schwarzen Elf. Als Obdachloser berichtete er ob der Flughafen-Pleite von Wowereit als einem „Penner-Kollegen“. Kuhn schilderte seine Angst, bald für seine Parkbank Rundfunkgebühr bezahlen zu müssen, und seine Sorge, dass das Internet die gedruckte Zeitung verdrängt („Das hält nicht warm.“)

„Verreck‘ un‘ Dunnerkeil; Fränkisch klingt einfach (geil) – schön.“

Julius Pfreundschuh 18 Jahre, Neubrunn

Mit über 100 Mann zogen schließlich die Kölner Rote Funken im CCW ein. Funken-Präsident Günther Hunold beruhigte die Würzburger, dass sein Traditionsverein nicht zum Militarismus neige: „Aus unseren Gewehren wachsen Blümchen." Den Karneval habe man einst in Köln als einzige brauchbare Waffe erkannt, um sich gegen die Preußen zu wehren. Um die „freundschaftliche Fusion“ mit den Würzburger zu vollziehen durften Oberbürgermeister Georg Rosenthal und Würzburger Hofbräu-Chef Michael Krasser beim Funkentanz mitmachen und zur allgemeinen Freude ihre „Popöchen“ an denen der Kölner reiben.

Weil die Würzburger Karnevalisten auch an andere denken, schickte Pfrenzinger die „Kölsche Funke rut-wieß vun 1823“ mit ihrem Funkenmariechen Jacky Melcher am gleichen Abend auch noch zur Sitzung der Tanz-Sport-Garde Veitshöchheim in die Mainfrankensäle.

Schlagfertig zeigte sich bei der Sitzung im CCW der Nürnberger Kabarettist Oliver Tissot. Er erklärte dem närrischen Publikum, warum es gut ist, dass der Oberbürgermeister Rosenthal heißt: „Da wissen alle gleich, es blüht uns was.“ Tissot, verkündete auch, warum die Karnevalisten der Kölner Rote Funken lieber Bier als Wein trinken: „Die wissen doch nur, dass man von viel Weingenuss ins Spital kommt, nicht aber, dass in Würzburg der Wein sogar aus dem Spital kommt.“ Wesentlich zurückhaltender blieb der Applaus für die „Schwerthöfers“ aus Frankfurt, die von ihrem Sexualleben berichteten.

Zur Stimmung im Saal trugen die Gesangsgruppe Trendsetter, der musikalische Verwandlungskünstler Stefan Dietrich und die Band „Partyvögel“ bei. Partyvogel Andi Schömig nahm ganz aktuell Bezug auf den Zeitungsartikel über die Liebesschlösser auf der Alten Mainbrücke und stellte seinen Song „Schenk mir heut Nacht dein ganzes Herz“ vor, der von diesem Thema handelt.

Das große Finale mit der Sitzungskapelle „Die Grundler“ aus dem Spessart, Ehrengast und „Landesmutter“ Barbara Stamm (O-Ton Pfrenzinger) wurde gegen 0.40 Uhr jäh von einer Feuermeldung unterbrochen. Wer zunächst nur an einen Scherz geglaubt hatte, irrte. In der Tat hatte die Feuerwehr einen brennenden Müllcontainer in der CCW-Tiefgarage zu löschen. Sollte das Gebäude zunächst evakuiert werden, so durften die närrischen Gäste schließlich doch zur After-Show-Party bleiben. Manche mussten sogar: Denn wegen Rauch und Löschwasser in der Tiefgarage dauerte es fast eine Stunde, bis die Besucher wieder zu ihren Fahrzeugen konnten.

ONLINE-TIPP

Mehr Bilder von der Gala-Kostumsitzung der KG Elferrat im Internet unter wuerzburg.mainpost.de

Freundschaftliche Fusion: OB Georg Rosenthal (l.) beim Funkentanz.
| Freundschaftliche Fusion: OB Georg Rosenthal (l.) beim Funkentanz.
 
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