Die neuen Evakuierungspläne für das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld waren Hauptthema bei der Mitgliederversammlung der Bürgeraktion Umwelt- und Lebensschutz/Bürgerinitiative gegen Atomanlagen (BA-BI). In der geplanten Erweiterung der Evakuierungszonen (wir berichteten) sieht die BA-BI ihre Kritik bestätigt, dass ein Atomkraftwerk beziehungsweise ein Atommülllager in der Nähe einer Stadt mit über 50 000 Einwohnern „nie“ hätte genehmigt und gebaut werden dürfen.
„33 Jahre nach Inbetriebnahme des AKW Grafenrheinfeld, 29 Jahre nach dem Supergau von Tschernobyl und vier Jahre nach den Reaktorkatastrophen von Fukushima, kommt die Einsicht der verantwortlichen Behörden reichlich spät“, heißt es in der Pressemitteilung.
Wie eine Evakuierung überhaupt funktionieren soll, diese Frage ist für Hubert Lutz, Vorsitzender der BA-BI, noch offen. Hier müssten die Bürger sowohl vom Betreiber E.ON als auch von der zuständigen Katastrophenschutzbehörde im Landratsamt umfassend informiert werden. Solange dies nicht geschehen sei, hält er den Weiterbetrieb des AKW, auch kurz vor dem geplanten Betriebsende am 31. Mai, sowie die Lagerung von Castoren auf dem AKW-Gelände für unverantwortbar.
Lutz zitiert in seiner Pressemitteilung das Bundesamt für Strahlenschutz, das bei einem Super-Gau die dauerhafte Umsiedlung von Menschen für notwendig hält, die 170 Kilometer vom AKW entfernt wohnen. „Das würde bei Grafenrheinfeld bedeuten, dass das Sperrgebiet bis Regensburg, Stuttgart und Göttingen reichen würde.“ Die geplante Ausweitung der Evakuierungszonen könne den Schutz der Bevölkerung deshalb nur sehr gering verbessern. „Jede Katastrophenschutzplanung wäre mit einer Reaktorkatastrophe in Grafenrheinfeld völlig überfordert“, heißt es, „der einzige Schutz ist, die Atomkraftwerke sofort abzuschalten in Grafenrheinfeld, in Deutschland und in den europäischen Nachbarländern.“
Für die BA-BI bestätigen die Behörden mit der geplanten Ausweitung der Evakuierungszone, „dass Atomkraftwerke viel gefährlicher sind, als bisher zugegeben wurde und die alten und neuen Evakuierungspläne den Anwohnern eine nicht vorhandene Sicherheit vorspielen“.