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James Blunt ist sensibel
James Blunt trägt Jeans, T-Shirt und Turnschuhe und sieht selbst mit seinen 39 Jahren noch aus wie ein Berufsanfänger. Spricht man mit ihm, dann merkt man schnell, das Blunt einer Familie der englischen Oberschicht entstammt – so höflich und gewählt wie er drücken sich die wenigsten Briten aus.
Von unserem Mitarbeiter Steffen Rüth
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:35 Uhr

James, Ihre neue Single „Bonfire Heart“ ist aber echt mal ein glückliches Lied. So überschwänglich kennt man Sie gar nicht.

James Blunt: Sie wollen sagen, meine Songs sind ihnen sonst zu weinerlich?

Können wir uns auf „melancholisch“ einigen?

Blunt: Ich halte meine Lieder durch die Bank für gefühlvoll. Die verschiedenen Inhalte und Emotionen, über die ich singe, die kommen alle von mir. Es kommt vor, dass ich nachdenkliche Gefühle ausdrücke, es kommt vor, dass es um fröhliche Gefühle geht. „Bonfire Heart“, um darauf zurückzukommen, ist ein Lied über das kleine Glück, dass man zu zweit genießt. Die meisten Dinge im Leben werden viel schöner, wenn man sie mit einem anderen Menschen teilen kann, Es geht um das Feuer, das ein anderer Mensch in unseren Herzen zu entzünden vermag. Sagen wir es doch einfach: In „Bonfire Heart“ geht es um Sex.

Ihre Freundin Sofia Wellesley, die Enkelin des Duke of Wellington und eine Studienfreundin von Pippa Middleton, wird sich bestimmt freuen über dieses Lied.

Blunt: Sie mag meine Musik, das stimmt (lächelt). Aber der Song ist allgemeiner gehalten, er beschreibt nicht das Liebesleben des James Blunt.

Das soll ja sehr bewegt sein, wenn man der Klatschpresse trauen darf.

Blunt: Traue nie der Klatschpresse! Übertreibung ist deren Geschäftsmodell. Meine Lieder sind immer persönlich, doch ich würde mich hüten, über intime Details zu singen, denn das Privatleben war mir immer schon sehr viel wert. Jeder Song drückt ein Gefühl aus, etwa Sehnsucht, Einsamkeit, Liebe, Glück. Ich nehme meine persönlichen Erfahrungen als Grundlage und schaffe daraus etwas, das für alle Menschen relevant ist. Die Sachen, die ich so erlebe, die hat auch jeder andere schon erlebt.

So einfach ist das?

Blunt: So einfach ist das. Musik ist für mich Kommunikation, sie entsteht im Zusammenspiel. Ich finde es toll, wenn die Leute im Konzert alle mitsingen, ich liebe dieses Teilen von Emotionen ohne Ende. Meine Leidenschaft ist es, Menschen zu verbinden.

Sie sind schon ein echter Romantiker, was?

Blunt (zögert): Ja. Ich bin romantisch im Sinne von verträumt. Ich kann es nicht abstreiten. Ich denke, ich bin ein empfindsamer, ein sensibler Mensch.

Als Sie mit ihren Song „You’re Beautiful“ vor acht, neun Jahren auf der ganzen Welt unglaublich erfolgreich wurden, galten Sie für viele Menschen als Reizfigur. Man warf ihnen vor, seichten Schmuse-Pop zu machen. Inzwischen haben sich die Erregungen gelegt, oder?

Blunt: Es war auch damals nicht so krass, wie viele denken. Speziell die Medien machten sich teilweise einen Spaß daraus, über mich zu lästern, das ist nicht immer schön, aber verkraftbar. Trotzdem denke ich nicht, dass meine Musik polarisiert. Den meisten Leute gefällt ganz gut, was ich mache. Sie spüren, dass ich aus Fleisch und Blut bin, kein Produkt, das auf den Markt geworfen wird. Ich designe meine Songs auch nicht dahingehend, dass sie ständig im Radio gespielt werden. Würde ich das tun, gäbe es längst ein Duett mit David Guetta.

Genau wie Guetta leben Sie vorwiegend auf Ibiza. Kommt es vor, dass Sie dort ausgehen in eine dieser Großraumdiscos?

Blunt: Sehr selten. Höchstens, wenn ich Besuch habe, und der Besuch will unbedingt dort hin. Ich lebe auf der Insel eher zurückgezogen. Trubel habe ich in meinem Beruf schon genug.

Wenn Sie im Radio heute Musiker wie Passenger oder Bastille hören, denken Sie dann „Die machen mich nach“?

Blunt: Ach, Quatsch. Ich wurde seinerzeit auch mit anderen verglichen, zum Beispiel mit David Gray oder mit Damien Rice, das ist völlig normal. Ich habe das Format „Männlicher Musiker mit Gitarre“ sicher nicht erfunden. Uns gab es immer, und uns wird es immer geben. Hin und wieder wird einer von uns erfolgreich, weil alles stimmt.

 
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