Auf dem Internetportal YouTube werden pro Minute 600 neue Videos hochgeladen. 2010 wurden Schätzungen zufolge 107 Billionen E-Mails verschickt. Facebook zählt inzwischen 800 Millionen Mitglieder. Das Internet ist zu einem unübersichtlichen Ort der Superlativen geworden, dynamisch und scheinbar grenzenlos. Und die Kinder sind mittendrin und müssen lernen, sich im Netz zurechtzufinden. Im Gymnasium Veitshöchheim hat man die Zeichen der Zeit erkannt: Beim „Safer-Internet-Day“ lernten die Fünftklässler, wie man sich sicher im World Wide Web bewegt.
Einmal im Jahr besucht Andreas Gabriel, Internet-Sicherheitsberater von der Universität Würzburg, die fünften Klassen des Gymnasiums und zeigt ihnen Fettnäpfchen und Fallstricke im Internet. So auch am Dienstag.
Tipps und Warnungen
75 Schüler verfolgten interessiert Gabriels Tipps und Warnungen. Kein Wunder. Denn die Ausführungen des Experten über Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Netzwerken oder den Unterschied zwischen Freunden im echten Leben und „Facebook-Freunden“ betreffen den Alltag der Schüler und klingen für die Zehn- bis Elfjährigen weit weniger abstrakt als für manchen Erwachsenen.
„Die Schüler wissen, worum es geht“, sagt Gabriel. Und obwohl fast alle zugaben, regelmäßig im Internet unterwegs zu sein und einen Account bei Facebook oder SchülerVZ zu haben, glaubt Gabriel: „Sie sind öfter online, als sie zugeben.“ Die Kinder seien immer jünger, wenn sie beginnen, die neuen Medien zu nutzen, sagt Lehrerin Kirsten Hummel. „Die Eltern wissen aber nicht, was ihre Kinder dort tun“, fügt sie hinzu.
Daher ist es laut Gabriel wichtig, die Schüler in so jungen Jahren für die Gefahren des Internets zu sensibilisieren. „Zwei Jahre später haben sie die ersten Fehler längst hinter sich.“
So warnte Gabriel davor, unüberlegt Daten preiszugeben, mit Fremden zu chatten, Fotos zu tauschen oder Statusmeldungen abzusetzen, die man später einmal bereuen könnte. In dem rund 90-minütigen Vortrag ging es auch um Mobbing im Internet, um die Frage, wie Facebook mit seinen Mitgliedern Geld verdient und was eigentlich passiert, wenn man auf den „Gefällt-mir-Button“ klickt – Themen bei dem so mancher Erwachsene wohl nicht mehr mitreden kann, die Fünftklässler dagegen schon.
„Die rege Beteiligung der Schüler heute ist typisch für solche Veranstaltungen“, erzählt Hummel. Tatsächlich war es weniger ein Vortrag Gabriels, mehr ein Dialog zwischen dem Experten und den Schülern, die viele Fragen stellten und von eigenen Erfahrungen im Internet berichteten.
Beim Zuhören gewann man den Eindruck, dass sich mancher Fünftklässler deutlich mehr Gedanken über sein Treiben im Internet macht, als es viele Erwachsene tun. Gabriels Meinung gilt wohl für jedes Alter: „Facebook ist cool. Aber man muss wissen, was man tut.“