Fünf Klicks, dann liegt das Buch beim größten Internet-Versandhändler im virtuellen Einkaufswagen. Fünf Klicks sollen auch nur nötig sein, wenn Kunden Bücher künftig nicht mehr beim anonymen Riesenanbieter kaufen, sondern auf der Internetseite ihres lokalen Buchhändlers. Das ist der Plan von vier unabhängigen, inhabergeführten Würzburger Buchhandlungen. „Lass den Klick in deiner Stadt“ heißt ihre Initiative, mit der sie Kunden animieren wollen, Bücher in ihren Onlineshops zu erwerben. „Wir wollen auf die Stärken des lokalen Buchhandels hinweisen“, sagt Elisabeth Stein-Salomon von der Buchhandlung Knodt.
Die Gesellschaft für Konsumforschung hat herausgefunden, dass im vergangenen Jahr bereits 18,6 Millionen Menschen Bücher online gekauft haben. Diese Menschen wollen die Buchhändler in Würzburg nun verstärkt ansprechen. Seit zehn bis 16 Jahren betreiben die Buchhändler Onlineshops, Umsatz haben sie damit bisher kaum gemacht. „Das Konzept ist einfach nicht bekannt genug,“ sagt Stein-Salomon. „Wir arbeiten aber an der ständigen Optimierung der Shops und wollen unser Angebot im Internet verbessern.“
„Eine reine Kopie von Amazon reicht nicht aus“, sagt Konrad Hagelstein. Der 23-Jährige studiert E-Commerce an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, beschäftigt sich also mit dem elektronischen Handel von Waren und Dienstleistungen im Internet. Zudem ist er Inhaber der Firma KH Marketing und berät Firmen bei ihrem Onlineauftritt. „Die Buchhändler müssen mehr Service bieten als Amazon“, sagt Hagelstein.
Möglich sei zum Beispiel eine schnellere Lieferung. Der Versandriese bietet die Lieferung am selben Tag zu erheblichen Mehrkosten an. „Lokale Händler könnten sich mit einem Pizzaservice zusammenschließen und so günstig und schnell die Bücher nach Hause bringen“, schlägt Hagelstein vor. Oder der Kunde holt das Buch selbst beim nächstem Einkaufsbummel im Laden ab.
Das sehen die lokalen Buchhändler ohnehin am liebsten. Ulla Rottmann, Inhaberin von „Dreizehneinhalb“, nennt den größten Vorteil des persönlichen Besuchs: „Wir kennen unsere Kunden irgendwann und können ihnen ganz gezielt Bücher empfehlen.“ Online-Versandhäuser müssten da auf Computer setzen.
Und was ist mit dem Preisvorteil? „Neue Bücher kosten überall dasselbe, das garantiert die Buchpreisbindung,“ sagt Adolf Wolz von der Buchhandlung Schöningh. Beim Einkauf vor Ort entstehe dem Kunden also kein finanzieller Nachteil. „Wir wollen die Menschen darauf aufmerksam machen, dass das Einkaufen bei Internet-Versandhäusern nur kurzfristige Vorteile bietet. Für den Einzelhandel hat dies jedoch langfristig negative Konsequenzen“, erklärt Werner Beyer vom Buchladen „Neuer Weg“ die Initiative. „Lokale Anbieter gehen kaputt und die Innenstadt verliert an Aufenthaltsqualität.“
Um das zu verhindern, haben sich bundesweit Einzelhändler zum Verein „buy local“ zusammengeschlossen. Im kommenden Jahr wollen auch die vier Würzburger Buchhandlungen beitreten. „Kaufen die Menschen in ihrer Stadt, unterstützen sie den Einzelhandel“, sagt Michael Riethmüller, Vorstandsvorsitzender des Vereins. „Und wir zahlen in der Region Steuern, die zum Beispiel zum Erhalt von Schulen und Kultureinrichtungen beitragen.“