WÜRZBURG
Hülya Düber: Junge Frau in der Referenten-Riege
„Wir sind ein hervorragendes Team.“ Seit einem guten Vierteljahr ist Hülya Düber Sozialreferentin der Stadt Würzburg. Die 36-Jährige ist die einzige Frau und die jüngste der Referentenriege. Die Chefin von rund 300 Mitarbeitern versucht gerade alle kennenzulernen: Nicht einfach, da diese über zahlreiche Außenstellen im Stadtgebiet verteilt sind. Ihre Aussage bezieht sich aber nicht nur auf die Kollegen im Sozialreferat, die sie „sehr herzlich“ aufgenommen hätten.
„Ein hervorragendes Team“ ist ihre private Basis. Der Grundstein ihres Karrieresprungs in der Verwaltung: „Mein Mann ist ein hervorragender Familienpartner, der mir hundertprozentige Rückendeckung gibt.“ Sprich, er hat seine Arbeit als Journalist reduziert und kümmert sich hauptsächlich um die zwei und sieben Jahre alten Kinder. Seitdem die damalige Leiterin des Fachbereichs Allgemeine Bürgerdienste im vergangenen Dezember vom Stadtrat als Sozialreferentin gewählt wurde, hört sie die K-Frage oft: Wie vereinbaren Sie denn Kinder und Karriere?
„Ein Mann in der gleichen Situation würde das wohl nicht so häufig erklären müssen“, vermutet Hülya Düber. Sie stellt fest: „Man sieht daran, wie weit der Weg zu echter Gleichberechtigung noch ist.“
Ihre Ziele
Wir treffen die Sozialreferentin am frühen Vormittag im WG-Café in der Bronnbacher Gasse. An den Tischen sitzen vorwiegend junge Mütter, neben ihnen Kinderwägen, auf dem Boden krabbeln Kleinkindern. In der einjährigen Elternzeit nach der Geburt ihrer Tochter hat Hülya Düber hier gerne ab und zu mit Freundinnen gefrühstückt. Heute morgen war sie schon im Büro gewesen, bringt Zeit für einen Cappuccino zwischen zwei Terminen mit.
Und eine Liste. An erster Stelle steht Inklusion. „Ich bin gerade dabei Arbeitskreise zusammen zu stellen, um den im vergangenen Jahr beschlossenen Aktionsplan umzusetzen.“ Um die Teilhabe aller Bürger voranzubringen, ist bereits eine neue Stelle im Sozialreferat geschaffen worden. Die Eingliederung von gehandicapten Menschen sei gerade hinsichtlich des demografischen Wandels ein gesellschaftlich wichtiges Thema, das ihr auch persönlich am Herzen läge: „Mir ist natürlich klar, dass ich nicht die Welt verändern werde, aber ich habe den Mut es konsequent um zusetzten.“
Ehrgeizig, zielstrebig, strukturiert – diese Adjektive passen zur Sozialreferentin Düber. Privat sei sie anders: „eher chaotisch und relativ vergesslich“. Ihr Mann trage ihr öfter mal das zuhause liegen gelassene Handy nach. Obwohl sie gerne arbeitete, könne sie im Urlaub ohne Probleme abschalten und gar nichts machen.
Im Rathaus gilt Düber, die vor ihrer Wahl zur Referentin Chefin der Bauaufsicht und der Allgemeinen Bürgerdienste war, als freundlich und locker. Allerdings könne sie auch mal sauer werden, wenn etwas nicht so läuft, wie sie das will. „Ich finde klare Ansagen wichtig, egal ob privat oder beruflich“, beschreibt die neue Sozialreferentin ihren Führungsstil. Dabei sei sie aber stets fair und offen für Gespräche.
Tochter einer Gastarbeiterfamilie
Persönliche Bezüge hat die Tochter einer türkischen Gastarbeiterfamilie zum nächsten Punkt auf der Liste: Integration. Bei einer Veranstaltung vor zwei Jahren bezeichnete sie sich als „integriert bis aufs i-Tüpfelchen“. Doch als Kind hatte sie auch erlebt, wie ausgrenzend fehlende Sprachkenntnisse wirken. An dieses Gefühl, „die große Sehnsucht, zu dieser Gesellschaft dazu zu gehören“, erinnert sie sich gut.
„Zuwanderern zügigen Spracherwerb zu ermöglichen, ist für mich selbstverständlich.“ Auch ihr hätte als Kind „mehr Einbindung vieles leichter gemacht“. Um ihren persönlichen Bezug zum Thema Integration ist sie dankbar, möchte aber nicht auf „Karrierefrau mit Migrationshintergrund“ reduziert werden.
Als attraktive junge Frau möchte sie schon wahrgenommen werden. Rote Fingernägel, offenes Haar, schwarzes Kleid mit Stiefeln – die junge Mutter passt perfekt ins Szene-Café. Genauso gut steht ihr das Pepita-Kostüm, dass sie bei ihrer Wahl im Ratssaal trug. Im Dirndl geht sie ins Kiliani-Bierzelt. „Manche Gesprächspartner sind schon überrascht, wenn sie Frau Doktor Düber erwarten und dann mich sehen“, erzählt die 36-Jährige. Das findet sie eher amüsant, als despektierlich.
Kein feministisches Vorzeigemodell
Punkt drei auf ihrer Erledigungsliste: „Ausbau der Kinderbetreuung“. Obwohl sie die Kinder und Karriere bilderbuchmäßig vereinbart, will sie kein feministisches Vorzeigemodell sein. „Es gibt nicht die Art der Kinderbetreuung, die für alle perfekt ist.“ Sie findet es genauso „klasse“, wenn ein Elternteil für die Kinderbetreuung ganz zu Hause bleibt, wie wenn beide Teilzeit oder voll arbeiten. Durch den Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten dürfe kein Druck entstehen, dass Mütter nach der Geburt sofort wieder arbeiten müssen. „Jede Familie soll entscheiden können, was für sie das richtige ist.“
Mit ihrer Entscheidung in den sozialen Bereich zu wechseln, ist Düber sehr glücklich: „Ich war gerne Verwaltungsjuristin, aber als Sozialreferentin kann ich mehr von meiner Persönlichkeit einbringen.“
Zur Person
Als Hülya Bandak am 5. Juli 1978 in Miltenberg geboren. Ihre Eltern waren türkische Gastarbeiter. Sie wuchs mit einer Zwillingsschwester in Burgstadt auf, hat nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr gemacht und begann 1999 in Würzburg Jura zu studieren. Danach arbeitete sie als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Ankara an ihrer Promotion. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Anwältin mit dem Schwerpunkt privates und öffentliches Baurecht wurde sie 2010 Leiterin der Bauaufsicht. 2013 übernahm sie die Leitung der allgemeinen Bürgerdienste. Seit Januar 2015 ist sie Sozialreferentin der Stadt. Sie gehört keiner Partei an, ist verheiratet und hat zwei Kinder: Einen sieben Jahre alten Sohn und eine zweijährige Tochter.
„Ein hervorragendes Team“ ist ihre private Basis. Der Grundstein ihres Karrieresprungs in der Verwaltung: „Mein Mann ist ein hervorragender Familienpartner, der mir hundertprozentige Rückendeckung gibt.“ Sprich, er hat seine Arbeit als Journalist reduziert und kümmert sich hauptsächlich um die zwei und sieben Jahre alten Kinder. Seitdem die damalige Leiterin des Fachbereichs Allgemeine Bürgerdienste im vergangenen Dezember vom Stadtrat als Sozialreferentin gewählt wurde, hört sie die K-Frage oft: Wie vereinbaren Sie denn Kinder und Karriere?
„Ein Mann in der gleichen Situation würde das wohl nicht so häufig erklären müssen“, vermutet Hülya Düber. Sie stellt fest: „Man sieht daran, wie weit der Weg zu echter Gleichberechtigung noch ist.“
Ihre Ziele
Wir treffen die Sozialreferentin am frühen Vormittag im WG-Café in der Bronnbacher Gasse. An den Tischen sitzen vorwiegend junge Mütter, neben ihnen Kinderwägen, auf dem Boden krabbeln Kleinkindern. In der einjährigen Elternzeit nach der Geburt ihrer Tochter hat Hülya Düber hier gerne ab und zu mit Freundinnen gefrühstückt. Heute morgen war sie schon im Büro gewesen, bringt Zeit für einen Cappuccino zwischen zwei Terminen mit.
Und eine Liste. An erster Stelle steht Inklusion. „Ich bin gerade dabei Arbeitskreise zusammen zu stellen, um den im vergangenen Jahr beschlossenen Aktionsplan umzusetzen.“ Um die Teilhabe aller Bürger voranzubringen, ist bereits eine neue Stelle im Sozialreferat geschaffen worden. Die Eingliederung von gehandicapten Menschen sei gerade hinsichtlich des demografischen Wandels ein gesellschaftlich wichtiges Thema, das ihr auch persönlich am Herzen läge: „Mir ist natürlich klar, dass ich nicht die Welt verändern werde, aber ich habe den Mut es konsequent um zusetzten.“
Ehrgeizig, zielstrebig, strukturiert – diese Adjektive passen zur Sozialreferentin Düber. Privat sei sie anders: „eher chaotisch und relativ vergesslich“. Ihr Mann trage ihr öfter mal das zuhause liegen gelassene Handy nach. Obwohl sie gerne arbeitete, könne sie im Urlaub ohne Probleme abschalten und gar nichts machen.
Im Rathaus gilt Düber, die vor ihrer Wahl zur Referentin Chefin der Bauaufsicht und der Allgemeinen Bürgerdienste war, als freundlich und locker. Allerdings könne sie auch mal sauer werden, wenn etwas nicht so läuft, wie sie das will. „Ich finde klare Ansagen wichtig, egal ob privat oder beruflich“, beschreibt die neue Sozialreferentin ihren Führungsstil. Dabei sei sie aber stets fair und offen für Gespräche.
Tochter einer Gastarbeiterfamilie
Persönliche Bezüge hat die Tochter einer türkischen Gastarbeiterfamilie zum nächsten Punkt auf der Liste: Integration. Bei einer Veranstaltung vor zwei Jahren bezeichnete sie sich als „integriert bis aufs i-Tüpfelchen“. Doch als Kind hatte sie auch erlebt, wie ausgrenzend fehlende Sprachkenntnisse wirken. An dieses Gefühl, „die große Sehnsucht, zu dieser Gesellschaft dazu zu gehören“, erinnert sie sich gut.
„Zuwanderern zügigen Spracherwerb zu ermöglichen, ist für mich selbstverständlich.“ Auch ihr hätte als Kind „mehr Einbindung vieles leichter gemacht“. Um ihren persönlichen Bezug zum Thema Integration ist sie dankbar, möchte aber nicht auf „Karrierefrau mit Migrationshintergrund“ reduziert werden.
Als attraktive junge Frau möchte sie schon wahrgenommen werden. Rote Fingernägel, offenes Haar, schwarzes Kleid mit Stiefeln – die junge Mutter passt perfekt ins Szene-Café. Genauso gut steht ihr das Pepita-Kostüm, dass sie bei ihrer Wahl im Ratssaal trug. Im Dirndl geht sie ins Kiliani-Bierzelt. „Manche Gesprächspartner sind schon überrascht, wenn sie Frau Doktor Düber erwarten und dann mich sehen“, erzählt die 36-Jährige. Das findet sie eher amüsant, als despektierlich.
Kein feministisches Vorzeigemodell
Punkt drei auf ihrer Erledigungsliste: „Ausbau der Kinderbetreuung“. Obwohl sie die Kinder und Karriere bilderbuchmäßig vereinbart, will sie kein feministisches Vorzeigemodell sein. „Es gibt nicht die Art der Kinderbetreuung, die für alle perfekt ist.“ Sie findet es genauso „klasse“, wenn ein Elternteil für die Kinderbetreuung ganz zu Hause bleibt, wie wenn beide Teilzeit oder voll arbeiten. Durch den Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten dürfe kein Druck entstehen, dass Mütter nach der Geburt sofort wieder arbeiten müssen. „Jede Familie soll entscheiden können, was für sie das richtige ist.“
Mit ihrer Entscheidung in den sozialen Bereich zu wechseln, ist Düber sehr glücklich: „Ich war gerne Verwaltungsjuristin, aber als Sozialreferentin kann ich mehr von meiner Persönlichkeit einbringen.“
Zur Person
Als Hülya Bandak am 5. Juli 1978 in Miltenberg geboren. Ihre Eltern waren türkische Gastarbeiter. Sie wuchs mit einer Zwillingsschwester in Burgstadt auf, hat nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr gemacht und begann 1999 in Würzburg Jura zu studieren. Danach arbeitete sie als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Ankara an ihrer Promotion. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Anwältin mit dem Schwerpunkt privates und öffentliches Baurecht wurde sie 2010 Leiterin der Bauaufsicht. 2013 übernahm sie die Leitung der allgemeinen Bürgerdienste. Seit Januar 2015 ist sie Sozialreferentin der Stadt. Sie gehört keiner Partei an, ist verheiratet und hat zwei Kinder: Einen sieben Jahre alten Sohn und eine zweijährige Tochter.
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