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KARLSRUHE
HSV wendet Abstieg ab: 2:1 nach Verlängerung beim KSC
Der Hamburger SV hat das Horrorszenario 2. Liga doch noch abgewendet und nach einem dramatischen Sieg beim Karlsruher SC den Klassenverbleib im Fußball-Oberhaus geschafft.
Geschafft       -  Großer Jubel bei den Spielern - der Hamburger SV hat den Klassenverbleib geschafft. Foto: Daniel Naupold
| Großer Jubel bei den Spielern - der Hamburger SV hat den Klassenverbleib geschafft. Foto: Daniel Naupold
Von Martin Moravec und Ulrike John, dpa
 |  aktualisiert: 27.04.2023 02:11 Uhr

Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia setzte sich am Montag beim KSC nur mit sehr viel Glück nach Verlängerung mit 2:1 (1:1,0:0) durch.

Bis zur 90. Minute führte der KSC mit 1:0, die Aufstiegs-Shirts lagen bereits neben der Bank parat. Doch dann schoss Marcelo Diaz (90.+1) mit seinem ersten Pflichtspieltor für den HSV das Bundesliga-Gründungsmitglied in die Verlängerung. In der 115. Minute zerstörte der eingewechselte Nicolai Müller mit seinem Treffer jäh die Karlsruher Erstliga-Träume. Kurz vor Schluss parierte HSV-Keeper René Adler noch einen Strafstoß von Rouwen Hennings (120.+2).

«So ein Spiel brauche ich nicht so oft», sagte Adler nach dem packenden Duell. «Ich bin drei Jahre gealtert. Es war ein Sieg der Gemeinschaft. Ich bin immer noch auf 180 und will eigentlich nur alleine sein», sagte Adler in der ARD. «Das ist unglaublich für den ganzen Verein, die ganze Stadt», sagte Kapitän Rafael van der Vaart.

Der Karlsruher Sportdirektor Jens Todt sprach von der «denkbar knappsten aller möglichen Entscheidungen» und einem «extrem bitteren Tag» und kritisierte die Entscheidung von Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin), der vor Diaz' direkt verwandeltem Freistoß ein Handspiel gepfiffen hatte. «Den Freistoß darf man nicht geben, das ist absoluter Wahnsinn», sagte der ehemalige Profi.

Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw gelang den Norddeutschen damit wie schon im Vorjahr nach einer völlig verkorksten Saison die späte Rettung. Der sechs Minuten vorher eingewechselte Reinhold Yabo hatte mit seinem Treffer in der 78. Minute die Badener 1:0 in Führung geschossen und nach dem 1:1 im Hinspiel das mit 27 986 Zuschauern ausverkaufte Wildpark-Stadion kurzzeitig in ein Tollhaus verwandelt.

Nach dem Last-Minute-Schock in der regulären Spielzeit versuchte der KSC in den zusätzlichen 30 Minuten noch einmal alles, doch trotz der lautstarken Unterstützung von den Rängen reichte es nicht mehr zum sechsten Erstliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte.

Die ganz in Rot gekleideten Hamburger starteten aggressiv und angriffslustig in die Partie, die als «Hochrisiko-Spiel» eingestuft und aus Sicherheitsgründen von 20.30 Uhr auf 19.00 Uhr vorverlegt worden war. Vor allem Kapitän Rafael van der Vaart wollte sich in seinem letzten Spiel für den HSV offensichtlich ansprechend verabschieden. Der Niederländer ersetzte den Gelb-gesperrten Gojko Kacar im defensiven Mittelfeld und versuchte sich als Taktgeber und Ideenautomat für das Auftreten der Norddeutschen.

Im Gegensatz zum Hinspiel merkte man in der Anfangsphase tatsächlich einen Klassenunterschied. Die Gäste gaben den Ton an und vermittelten im Gegensatz zu manchem Spiel in der abgelaufenen Saison endlich einmal den Eindruck, als Team aufzutreten. Die Offensivkräfte Ivo Ilicevic, Ivica Olic und Pierre-Michel Lasogga sorgten für Gefahr.

Ilicevic (5.), Olic (6.), Lasogga (18.), van der Vaart aus der Distanz (26.) und Lasogga per Kopf (39.) vergaben die ersten Chancen - so richtig zwingend waren die Aktionen in der ersten Hälfte jedoch nicht. Die Badener agierten zunächst abwartend und auf Konter - obwohl Trainer Markus Kauczinski angekündigt hatte, auf Sieg spielen zu wollen. Den ersten Torschuss gaben die Gastgeber aber erst nach einer knappen halben Stunde ab, als Hiroki Yamada HSV-Torwart René Adler prüfte (28.). Der Japaner hatte im Hinspiel noch wegen Wadenproblemen gefehlt und übernahm nun die Spielmacherrolle.

Kurz vor dem Wechsel setzte Daniel Gordon noch einen Kopfball zu hoch an - es blieb nach den ersten 45 Minuten beim 0:0. «Wir sind gut im Spiel, aber klar ist auch: Wir sollten irgendwann mal ein Tor schießen», sagte der gesperrte HSV-Verteidiger Heiko Westermann zur Pause im TV-Sender Sky. Seine Mannschaftskollegen versuchten auch nach dem Wechsel, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wohlwissend, dass ein 0:0 den erstmaligen Bundesliga-Abstieg zur Folge hätte.

Van der Vaart (51.) und Lasogga (52.) scheiterten, das Duell wurde nun hitziger. Angetrieben von den unentwegt singenden Fans gingen die Karlsruher jetzt auch mutiger zu Werke und trauten sich mehr in die Offensive. Nach einer guten Stunde vergab Gordon die bis dato beste Möglichkeit des KSC, als er aus kurzer Distanz eine scharfe Hereingabe von Enrico Valentini nur knapp verpasste (63.). Einen Kopfball von Manuel Gulde wehrte HSV-Profi Marcelo Diaz kurz vor der Linie ab - der Zweitligist schien dem Tor näher als die Hamburger.

Nach einem gefährlichen Kopfball von Lasogga (77.) schlug auf der Gegenseite der für Yamada eingewechselte Yabo zu und sorgte für Party-Stimmung im altehrwürdigen Wildpark. Schon fünf Minuten vor dem Abpfiff wurden die Aufstiegs-Shirts in Pappkartons zur Ersatzbank gebracht - dann aber ging es in die Verlängerung, und am Ende eines bitteren Abends für den KSC wurden sie dann nicht mehr ausgepackt.

Attacke       -  Karlsruhes Rouwen Hennings (l) wird von Ivica Olic hart angegangen. Foto: Daniel Naupold
| Karlsruhes Rouwen Hennings (l) wird von Ivica Olic hart angegangen. Foto: Daniel Naupold
Dreikampf       -  Pierre-Michel Lasogga kommt gegen zwei Karlsruher zum Kopfball. Foto: Marijan Murat
| Pierre-Michel Lasogga kommt gegen zwei Karlsruher zum Kopfball. Foto: Marijan Murat
Führungstor       -  Reinhold Yabo erzielt das 1:0 für den Karlsruher SC. Foto: Marijan Murat
| Reinhold Yabo erzielt das 1:0 für den Karlsruher SC. Foto: Marijan Murat
Ausgleich       -  Marcelo Diaz jubelt über seinen Freistoßtreffer zum 1:1, der den HSV im Spiel hält. Foto: Daniel Naupold
| Marcelo Diaz jubelt über seinen Freistoßtreffer zum 1:1, der den HSV im Spiel hält. Foto: Daniel Naupold
Entscheidung       -  HSV-Torschütze Nicolai Müller (l) und Zoltan Stieber jubeln über das Tor zum 2:1. Foto: Daniel Naupold
| HSV-Torschütze Nicolai Müller (l) und Zoltan Stieber jubeln über das Tor zum 2:1. Foto: Daniel Naupold
Elfmeter       -  Rouwen Hennings schießt einen Elfmeter mit dem er an HSV-Keeper Rene Adler scheitert. Foto: Marijan Murat
| Rouwen Hennings schießt einen Elfmeter mit dem er an HSV-Keeper Rene Adler scheitert. Foto: Marijan Murat
 
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