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WÜRZBURG
Hollerbach wird Kickers-Coach
„Würzburg braucht Profis!“ – Bernd Hollerbach ist einer: Der 44-jährige Rimparer wird Trainer beim FC Würzburger Kickers und soll die Regionalliga-Fußballer in die Dritte Liga bringen – allerdings nur dann, wenn der Dreijahres-Etat von 3,6 Millionen Euro erreicht wird.
Foto: Fabian Frühwirth | „Würzburg braucht Profis!“ – Bernd Hollerbach ist einer: Der 44-jährige Rimparer wird Trainer beim FC Würzburger Kickers und soll die Regionalliga-Fußballer in die Dritte Liga bringen – ...
Fabian Frühwirth
Fabian Frühwirth
 |  aktualisiert: 11.11.2021 15:40 Uhr

Eine Überraschung war's freilich nicht mehr: Es war tatsächlich Bernd Hollerbach, der am Donnerstagnachmittag neben Michael Schlagbauer, dem Vorstandsvorsitzenden des FC Würzburger Kickers saß, als der Fußball-Regionalligist seinen Trainer für die kommenden drei Spielzeiten präsentierte. Das heißt – derzeit muss man korrekterweise (noch) sagen und schreiben – seinen möglichen Trainer. Denn die Verpflichtung des 44 Jahre alten Ex-Bundesliga-Profis steht unter einem Vorbehalt. Nur dann, wenn es den Kickers in den verbleibenden 61 Tagen bis zum 30. April gelingt, für die nächsten drei Spielzeiten durch Dauerkartenverkäufe und Sponsorgelder einen Etat von jeweils mindestens 1,2 Millionen Euro zu sichern (also in Summe 3,6 Millionen Euro), startet das finanziell wie sportlich ambitionierte Projekt mit dem Titel „3x3 – Würzburg in 3 Jahren in die 3. Liga – Jetzt oder nie!“

Dann, das ist sicher, ist die Vorgabe für Hollerbach klar formuliert: Der gelernte Metzger soll die Kickers in drei Jahren in die Dritte Liga führen. Für drei Jahre gilt der Vertrag, den die Kickers mit dem ausgebildeten Fußballlehrer geschlossen haben. „Das Ziel ist realistisch“, sagt Hollerbach, der in den letzten Tagen und Wochen genau studiert hat, auf was er sich einlässt. Für utopische Dinge, das ließ er durchblicken, sei er nicht zu haben.

Dass der einstige Co-Trainer von Felix Magath im Mai die sportliche Verantwortung am Dallenberg auch fest übernehmen wird, daran will bei den Kickers derzeit keiner zweifeln. 500 000 Euro pro Saison seien in der Zwischenzeit bereits gesichert, berichtete Schlagbauer bei der offiziellen Vorstellung Hollerbachs im Aktions-Pavilion der Kickers mitten auf dem Würzburger Marktplatz: „Und es fehlt ja auch noch die Zusage des Hauptsponsors“. Die Gespräche mit einem potenten Partner seien weit fortgeschritten, ein Abschluss in Sichtweite. Er sei „sehr zuversichtlich“, dass die Kickers ihre finanziellen Ziele erreichen, sagte Schlagbauer: „Die Resonanz der ersten Tage waren durchweg positiv. Viele Leute, auch solche, die bislang noch keinen Berührungspunkt zum Fußball in der Region hatten, sprechen uns an. Jetzt gilt es für uns alle, am Ball zu bleiben, um die Summe zu schaffen.“

Die wichtigste sportliche Personalie ist schon einmal definitiv geklärt. Als Bernd Hollerbach, einst selbst im Kickers-Trikot aktiv, bei der ersten Präsentation des Würzburger Drittliga-Projektes vor gut zwei Wochen dabei war, glaubten viele, dass das Engagement des Rimparers in seiner alten Heimat bereits perfekt sei. Doch vorerst galt Hollerbach nur als Unterstützer der Kampagne, mit der die Rothosen in der Region um Sympathien und Geld für ihre Aufstiegspläne werben. Und es gab in den vergangenen Wochen auch Gründe, an einem Kickers-Engagement des Rimparers zu zweifeln. Schließlich hatte dessen einstiger „Chef“ und Freund Magath in der Zwischenzeit ein Engagement beim englischen Premiere-League-Klub FC Fulham in London übernommen. Beruflich waren Magath und Hollerbach ein untrennbares Paar. Auch diesmal hätte er wieder als Co-Trainer an der Seite des dreifachen Meistertrainers arbeiten können, verriet Hollerbach. Es gab ein Angebot. Hollerbach flog sogar nach London, unterhielt sich mit Magath. Der habe ihm aber Mut gemacht, die Aufgabe bei den Kickers zu übernehmen. „Felix wusste schon länger von dem Projekt bei den Kickers und freut sich als gebürtiger Unterfranke auch darüber. Er hat mich bestärkt, hier eine verantwortungsvolle und interessante Aufgabe zu übernehmen“, erzählte Hollerbach, für den die nun getroffene Entscheidung auch eine Herzensangelegenheit ist: „Würzburg hat einfach Profifußball verdient“, findet er.

Und mit genau diesem Ziel soll er nun im Mai antreten. Die Strukturen am Dallenberg sollen nach und nach professionalisiert werden. Dies gilt für den sportlichen Bereich ebenso wie für das Stadion, das alsbald ein Flutlich bekommen soll. Mit welchem Team Hollerbach am ehrgeizigen Aufstiegs-Projekt arbeiten wird, soll in den kommenden Wochen geklärt werden. Auch die Frage, welche Rolle der aktuelle Trainer Dieter Wirsching nach der Saison in der sportlichen Leitung des Klubs vom Dallenberg spielen wird, dürfte dann beantwortet werden.

Sollten die Kickers freilich ihr finanzielles Ziel erreichen, beginnt die Arbeit für Hollerbach erst richtig. Schon jetzt wird er die aktuelle Mannschaft aufmerksam beobachten und den Spielermarkt sondieren. „Bisher war ich ja nur als Besucher bei Kickers-Spielen. Ab sofort werde ich die Partien mit anderen Augen verfolgen“, sagte Hollerbach.

Bernd Hollerbach

Der heute 44-Jährige stammt aus Rimpar und spielte nach seiner Zeit beim heimischen ASV von 1988 bis 1990 für den FC Würzburger Kickers, ehe er vom Bayernliga-Aufsteiger zum damaligen Erstligisten FC St. Pauli wechselte. Weitere Bundesligastationen des gelernten Metzgers waren der Hamburger SV und der 1. FC Kaiserslautern. Hollerbach absolvierte in seiner Karriere insgesamt 222 Erstliga- und 128-Zweitliga-Partien. Als Trainer war er zumeist an der Seite des jetzt beim englischen Premier-League-Klub FC Fulham tätigen Felix Magath beschäftigt. Mit Magath, unter dem der zweifache Vater einst beim HSV gespielt hat, wurde Hollerbach 2009 deutscher Meister beim VfL Wolfsburg. Als Cheftrainer arbeitete der ausgebildete Fußball-Lehrer beim VfL 93 Hamburg, den er 2006 zum Meistertitel in der Oberliga führte, dem VfB Lübeck und dem VfL Wolfsburg II (beide Regionalliga).

 
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