
Seine verborgene Seele zeigt das Fürther Rundfunkmuseum oft an Donnerstagabenden. Dann treffen sich im obersten Stockwerk der alten Grundig-Direktion die Herren vom Förderverein. Männer in Westen mit bauchigen Werkzeugtaschen, etliche weit in den Siebzigern, viele verbrachten ihr Berufsleben als Ingenieur bei Grundig, Metz oder Siemens. Sie reparieren hier die alten Radios, Fernseher, Messgeräte oder eine der riesigen Musikboxen, fachsimpeln über die Intensitätssteuerung von Kathodenstrahlen und sind glücklich in ihr Tun versunken. Wenn gleichzeitig im Parterre das Museums-Café an eine Geburtstagsgesellschaft vermietet ist, die zu Beginn eine Führung durchs Haus gebucht hat, dann surrt das alte Gemäuer vor lauter Museumslust.
Das größte deutsche Rundfunkmuseum ist mehr als eine Schau und Sammlung deutscher Technikgeschichte. Es illustriert die Wirtschafts- und Sozialgeschichte ab dem späten 19. bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts und steht außerdem für die Historie der Industrie- und Arbeiterstadt Fürth. Außerdem ist es Mitmach-Museum, ein Ort der sinnlichen Technik- und Geschichtsvermittlung für die ganze Familie.
Auf vier Ebenen kann man Geräte bestaunen, die die komplette Entwicklung des Rundfunks abbilden. Oft sind sie auch noch ins Wohnambiente ihrer Zeit eingefügt, man kann in sie hineinschauen, sie einschalten, ihren Klang erleben, sich via Audio-Guide erklären lassen, was das Besondere ist. Vollgestopft bis unters Dach ist dieses Museum ein Konglomerat von Rundfunk-Geschichte(n): Der Aufstieg und Fall des genialen Firmengründers Max Grundig und die Geschichte der Beatles (mit allen Singles in der kostenlosen Jukebox), die Bedeutung des Rundfunks als Propagandainstrument im Dritten Reich, der Siegeszug der Ultrakurzwelle in den 50ern, die Entwicklung der Stereophonie, Rundfunk in BRD und DDR, bis zu Video, CD, DVD und digitalem Zeitalter . . .
Kürzlich hat sich ein neues Leitungsteam gefunden: Die junge Kulturwissenschaftlerin Jana Stadlbauer und der neue Chef, Danny Könnicke, führen das Museum in eine neue Zeit. Die Einserstudentin und der Historiker aus Sachsen-Anhalt wollen dicke Bretter bohren: „Weg von der Technikschau und hin zur gesellschaftlichen Relevanz von Technik“ soll die Reise laut Könnicke gehen. Als erste große Sonderausstellung ist das Thema „Radio und Werbung“ vorgesehen. 2015 steht das 85-jährige Grundig-Jubiläum an. Das ist eine gute Gelegenheit, neue „niederschwellige pädagogische Konzepte“ zu erproben, um künftig noch mehr junge Leute ins Haus zu locken. Die Kinder haben sie längst erobert: Eigene Hörspiele als Kindergeburtstags-Gag zum Mitnehmen zu produzieren, das ist ein Dauerbrenner, der auch künftig zum Programm gehört.
Mehr Infos, Preise, Öffnungszeiten: www.rundfunkmuseum.fuerth.de