Denn dass die Darbietungen so überzeugten, lag nicht bloß an der für einen Laienchor erstaunlichen Gestaltungskraft der Sängerinnen und Sänger, sondern auch am Konzept der Veranstaltung: Neben musikalischen Kompositionen, die das Thema Heimat behandeln, kamen auch Werke aus der Blütezeit der literarischen Romantik zu Gehör. Weil insbesondere in diesen Texten die ideellen Brüche zwischen den unterschiedlichen Ansätzen der Verfasser nicht zugekleistert, sondern stehengelassen wurden, entfaltete die Veranstaltung eine beachtliche Authentizität.
Das war freilich nicht zuletzt das Verdienst der überzeugenden Vortragskunst des Rezitators Elias Wolf, der von Haus aus Bassbaritonist ist und die rund 200 Jahre alten Texte mit so viel Stilsicherheit vortrug, dass sie zu neuem Leben erwachten. Das galt vor allem für die Passage aus Friedrich Schlegels „Rede über die Mythologie“, die mit ihren Ausführungen zur Sehnsucht des modernen Menschen nach Ursprünglichkeit auch heute noch eine Erklärung für den seit einigen Jahren zu beobachtenden Trend zu nichtinstitutionalisierter Religiosität liefern kann.