Kraftvoll schraubt sich Ulrike Meyfarth in die Höhe, und schon der erste Sprung der 16-Jährigen über die Latte lässt Großes erahnen. Die Menschen fiebern bei den Olympischen Sommerspielen 1972 im Stadion in München mit dem langbeinigen Teenager. Am Ende des Hochsprung-Wettbewerbs deklassiert die Deutsche die Konkurrenz. Mit übersprungenen 1,92 Metern gewinnt sie die Goldmedaille. Meyfarth ist bis dato die jüngste Leichtathletik-Olympiasiegerin in einem Einzelwettbewerb und das weibliche Gesicht dieser Sommerspiele.
Ihr männliches Pendant ist ein gut aussehender US-Boy, der mit unglaublicher Spannbreite seiner Arme scheinbar mühelos durchs Wasser pflügt. Mark Spitz steht als erfolgreichster Sportler dieser Olympiade siebenmal ganz oben auf dem Siegertreppchen. Einen deutschen Star feiern die Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck. „Gold-Rosi“ Rosi Mittermaier triumphiert in der Abfahrt und im Slalom, gewinnt Silber im Riesenslalom. Mit dieser Leistung gesellt sie sich zu jenen Sportlerinnen, die sich nicht nur kurzfristig in die Schlagzeilen, sondern für immer in die Geschichtsbücher eintragen.
Viele Rekorde aus den 70ern sind bis heute unangetastet. So wie die von Eddie Merckx. Gemessen sowohl an der Quantität wie der Qualität seiner Siege gilt der Belgier als der erfolgreichste männliche Radrennfahrer der Radsportgeschichte. Sein unstillbarer Erfolgshunger lässt ihn bis zu seinem Karriereende 1977 alle Klassiker gewinnen.
Den Skisport dominiert der Schwede Ingemar Stenmark. Mühelosigkeit und Eleganz sind die Merkmale des wohl erfolgreichsten Skirennläufers, der es 1979 schafft, die beiden Läufe eines Riesenslaloms mit insgesamt vier Sekunden Vorsprung zu gewinnen. Wenn Stenmark auf den Brettern die Hänge herunterkurvt, halten die Zuschauer den Atem an. Seine Karriere beginnt 1973. Stenmark beherrscht nicht nur den Weltcup, sondern auch Olympische Spiele und Weltmeisterschaften.
Für viel Wirbel sorgt der Boxkampf zwischen Muhammad Ali (Cassius Clay) 1971 gegen Joe Frazier. Erstmals stehen sich zwei ungeschlagene Schwergewichtsweltmeister gegenüber. Dieses Kräftemessen der Giganten, in dem Ali nach Punkten unterliegt, verdient sich die Bezeichnung „Boxkampf des Jahrhunderts“. Drei Jahre später holt sich der eigentlich als chancenlos eingestufte Ali gegen George Foreman den Titel überraschend zurück.
Derartige Geschichten machen aus Sportlern Helden. Aber nicht alle, die zu Lebzeiten mit tollen Leistungen begeistern, kommen in den Genuss, dafür auch bejubelt zu werden. Formel-1-Rennfahrer Jochen Rindt erlebt dieses Glücksgefühl nicht mehr. Als einziger Fahrer bekommt Rindt 1970 den Formel-1-Weltmeistertitel posthum, da sein zuvor eingefahrener Punktevorsprung uneinholbar ist. Sein Leben endet im September 1970 in der Leitplanke beim Großen Preis von Italien. Niki Lauda hat dagegen Glück im Unglück. Er überlebt 1976 einen Unfall im Ferrari mit schwersten Verbrennungen. Nach seiner Rückkehr in den Rennzirkus beendet er die Saison 1977 zum zweiten Mal als Weltmeister nach 1975.
Für den Tennissport steht in den 70ern ein Name: Björn Borg. Der Schwede dominiert die Profitour ab Mitte des Jahrzehnts mit einem Titelgewinn nach dem anderen. Von 1976 bis 1980 trägt er sich fünfmal in Folge in die Siegerliste der Old English Championship ein, besser bekannt als das Tennisturnier auf dem heiligen Rasen von Wimbledon. Zwischen 1974 bis 1981 gewinnt er sechsmal bei den French Open und 1975 erstmals mit Schweden den Davis Cup.
Dass sogar Schach einen Boom auslösen kann, beweist Bobby Fischer 1972. Mit dem als „Jahrhundert-Match“ bezeichneten Weltmeisterschaftsduell gegen den Russen Boris Spasski geht der Amerikaner als Sieger in die Geschichte ein. Der Zweikampf ist aber weit mehr als nur ein Brettspiel. Er symbolisiert den Kalten Krieg zwischen Ost und West.
10 Sportgrößen der 70er
1. John Newcombe (Tennis)
2. Jochen Mass (Motorsport)
3. Alwin Schockemöhle (Reiten)
4. Heide Rosendahl (Leichtathletik)
5. Klaus Wolfermann (Speerwurf)
6. Renate Stecher (Leichtathletik)
7. Hans Fassnacht (Schwimmen)
8. Hansi Hinterseer (Ski alpin)
9. Nadia Comaneci (Turnen)
10. Irina Rodnina (Eiskunstlauf)