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SCHWEINFURT
Hochkaräter im Theater
Das Programm der 49. Theater-Spielzeit: 160 Vorstellungen mit viel Kontinuität, aber auch sehr vielen Innovationen zum Jahresthema Toleranz
In tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln: Die Tschechische Oper Prag / Oper Liberec zeigt am 21. und 22. Juni 2016 das lyrische Märchen „Rusalka“.
Foto: artandartist | In tschechischer Sprache mit deutschen Übertiteln: Die Tschechische Oper Prag / Oper Liberec zeigt am 21. und 22. Juni 2016 das lyrische Märchen „Rusalka“.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:51 Uhr

Es ist die 49. Spielzeit des Theaters und das bereits zehnte Theater- und Konzertprogramm aus der Hand von Christian Kreppel. Am Mittwoch hat der Kulturausschuss die 160 Vorstellungen in 16 Abo-Ringen und im Freiverkauf für die im September 2015 mit Theater (Ziemlich beste Freunde, Tournee-Theater Hannover) beginnende und im Juni 2016 mit Konzert (Bamberger Symphoniker, letztmals mit Jonathan Nott) endende Saison abgesegnet.

Zuvor erntete der Theaterleiter nach seiner mit Witz und Hintergründigem garnierten Programm-Präsentation Lobeshymnen der Stadträte. Das Programm dürfte die zurückliegende Saison mit mehr als 6600 Abonnements und über 85 000 Zuschauern toppen. Werner Bonengel (SPD) nannte den Spielplan jedenfalls eine „auffällige Weiterentwicklung“, Maximilian Grubauer (CSU) Kreppel einen „Glücksfall fürs Theater Schweinfurt“.

Wunderbar leitete Kreppel ein: „Ich unternehme erneut den Versuch, das architektonische Schmuckstück am Châteaudun-Park mit Sinn und Inhalt und damit auch zu blühendem Leben abseits jeglicher Oberflächenexistenz zu füllen.“

Tatsächlich stehen hochkarätige, schon in Großstädten erprobte, auf renommierten Theaterfestivals oder durch die Fachpresse preisgekrönte Produktionen erster Häuser auf dem Programm. Dazu beim Tanz das Neuengagement des Balletts der Ukrainischen Staatsoper „Taras Schewtschenko“ mit Dornröschen. Mit 130 Akteuren ist die Größenordnung des Kiewer Gastspiels „außergewöhnlich“.

Schließlich der Konzertbereich mit dem „Paukenschlag“ zum Abschluss am 29. Juni 2016, wenn der langjährige Chefdirigent Nott Schuberts „Unvollendete“ und Bruckners 9. Symphonie dirigiert.

Kreppel ging zunächst auf das „besondere Spannungsfeld“ des Schweinfurter Theaters zwischen den Vierspartenhäusern Würzburg, Coburg und Meiningen und auch den hoch subventionierten Klassikfestivals Würzburger Mozartfest und Kissinger Sommer ein. In dieser Nachbarschaft immer aufs Neue ein nachhaltiges Programm mit bewusster Breitenwirkung abseits der Event-Schiene zusammenzustellen, bezeichnet er „eine spannende Herausforderung“. Noch mehr die Prämisse, das heutige Publikum „aller Altersklassen“ mit Kontinuitäten aber auch Innovationen zu erreichen und möglichst auch zu binden.

Sein bewusst gewählter Weg: mit einem anspruchsvollen, breit gefächerten Angebot durch alle Genres und mit höchst möglichem inhaltlichen Anspruch und Qualitätsmaßstäben punkten.

Mit der Nische Tanzschiene mit pro Saison bis zu zehn renommierten Tanz-Compagnien „erzielen wir eine Bandbreite und Vielfalt, die so manche Großstadt nicht aufzuweisen hat“.

Wichtig auch dieser Hinweis: In Schweinfurt träten oft die gleichen Solisten und Ensembles auf wie in den genannten Festivals, die Karte koste allerdings „nur“ 40 statt 80 bis 120 Euro. Von der fantastischen Akustik im Theater ganz zu schweigen. Ein Weiteres: Die Künstler kommen gerne nach Schweinfurt, „weil wir uns intensiv vor, nach den Gastspielen und während der Anwesenheit um die Ensembles kümmern“.

Nach Ansicht Kreppels habe das „Theater unserer Tage“ aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung und Weltlage mehr denn je die Aufgabe, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten und Lebensentwürfe abzubilden, die zur Reflektion und Einsicht mahnen. Viele Programmpunkte des 20 Stücke umfassenden Sprechtheater-Angebots kreisten deshalb um die Begriffe „Toleranz und Verzeihen“, dem Motto der neuen Saison.

Dazu zählen im neuen Programm die Tourneepremieren von Hauptmanns „Rose Bernd“ (Ko-Produktion der Ruhrfestspiele Recklinghausen mit dem Grand Théâtre National du Luxemburg und dem Saarländischen Staatstheater), Zuckmayers „Des Teufels General“ (Euro-Studio Landgraf), das Residenztheater München mit Pinters „Der Hausmeister“ (letztmals 1973 in Schweinfurt), mit Hans-Michael Rehberg, Goethes „Faust I“ vom Deutschen Nationaltheater Weimar und „Romeo und Julia“ (Shakespeare) des Landestheaters Salzburg.

Im Spielplan stehen vier weitere große deutsche Autoren: Bertolt Brecht, Max Frisch, Peter Handke und Günter Grass. Dessen „Blechtrommel“ wird in der Inszenierung des Alten Schauspielhauses Stuttgart zu erleben sein. „Immer noch Sturm“ von Peter Handke in der Inszenierung des Theaters Mülheim/Ruhr wurde 2012 mit dem Mühlheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet und von der Jury der Fachzeitschrift Theater heute zum „Stück des Jahres“ gewählt.

Als einen Glücksfall bezeichnete Kreppel das Wiedersehen mit Gerhard Polt und den Well-Brüdern mit „Ekzem Homo“ (Münchner Kammerspiele). Der Kassenfeger in München sei nur aufgrund der langen guten Verbindungen zustande gekommen. Weitere namhafte Persönlichkeiten: Rufus Beck, Matthieu Carriere, Ulrich Gebauer, Brigitte Grothum, Wolfram Koch, Dieter Laser, Jacqueline Macaulay, Heidi Mahler, Timothy Peach, Walter Plathe, Gerd Silberbauer, Philipp Sonntag und Gregory B. Waldis.

Unter dem Motto „Die Oper lebt!“ präsentiert das Theater einen weiten Bogen, der von der Premiere von Monteverdis „L‘ Incoronazione di Poppea“ und Mozarts „Le Nozze di Figaro“ und „Cosí fan tutte“ bis zu „Rusalka“ (Dvorak) „Elektra“ (Strauss) und „Albert Herring“ (Britten) reicht. Nicht zu vergessen zwei Operngalas: eine aus dem Anhaltischen Theater Dessau und eine von der Compagnia d?Opera Italiana.

Auch im Konzert-Spielplan sind Hochkaräter der Sängerbranche angekündigt: Barbara Hannigan, Simone Kermes, Elisabeth Kulman, Dorothee Mields und Georg Nigl. Auf Dominique Horwitz und seinen Jacques-Brel-Abend freut sich nicht nur Theaterleiter Kreppel.

Tanz-Spielplan: Ihr Schweinfurt-Debüt geben Fidget Feet (Irland), Introdans (Niederlande), Beijing Dance Company (China), Together Higher (Vietnam) und Canada?s Royal Winnipeg Ballet mit „Moulin Rouge“. Die Freunde des klassischen Ballets können sich über „Moulin Rouge“ und die „Giselle“ des Rumänischen Staatsballetts Fantasio freuen. Zuletzt wies Kreppel „auf unser kleines aber sehr feines Festival“ hin.

Die 26. Puppenspieltage werden im Oktober 2015 mit acht Produktionen in 13 Vorstellungen im Studio des Schweinfurter Theaters gezeigt.

Hier das komplette Programm mit allen Details:  (anklicken)

Gerhard Polt und die Brüder Michael, Karli und Christoph Well („Biermösl Blosn“) zeigen am 14. und 15. Juni 2016 ihre neue Revue „Ekzem Homo“.
Foto: Andrea Huber | Gerhard Polt und die Brüder Michael, Karli und Christoph Well („Biermösl Blosn“) zeigen am 14. und 15. Juni 2016 ihre neue Revue „Ekzem Homo“.
Dominique Horwitz singt am 14. November Chansons von Jacques Brel.
Foto: R. Brinkhoff | Dominique Horwitz singt am 14. November Chansons von Jacques Brel.
 
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