Es war ein eher harmloser Punkt auf der Tagesordnung: „Verkehrsverhältnisse Heuchelhofstraße: Anlage eines provisorischen Geh- und Radweges im Bereich der Autobahnbaustelle“. Doch es entbrannte eine stundenlange Diskussion im Stadtrat.
Es begann mit dem Antrag von Wolfgang Baumann (Zukunft für Würzburg), den Tagesordnungspunkt nicht zu behandeln. Sein Argument: Eine solche provisorische Trasse verstoße gegen das Ergebnis des Bürgerentscheids vom Frühjahr 2014: Darin wurde die Stadt verpflichtet, sämtliche politisch und rechtlich zulässigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Bund doch noch zu einem Tunnelbau zu bewegen. Die Amts-Trasse, für die Baurecht besteht, basiert dagegen auf einer Troglösung. Baumann war damals noch der Rechtsberater der Bürgerinitiative.
Mit großer Mehrheit entschieden sich die Räte dafür, das Projekt in der Sitzung zu behandeln, nachdem zwei Meinungen aufeinandergeprallt waren: Kommunalreferent Wolfgang Kleiner vertrat die klare Ansicht, eine solche Entscheidung verstoße nicht gegen den Auftrag der Bürger. Baumann widersprach vehement.
Um was ging es eigentlich? Während der Bauarbeiten für die neue Autobahnbrücke kann der Fuß- und Radweg zwischen Heidingsfeld und dem Heuchelhof nicht in seiner jetzigen Form offen bleiben Die Stadt Würzburg hatte sich aber eine Lösung für dieses Problem von der Autobahndirektion Nordbayern ausbedungen. Und die hatte mehrere Varianten geprüft. Andreas Hecke von der Direktion stellte sie vor: Die meisten schieden aus, da zu steil oder zu kurvig.
Nun wird es diese Trasse geben: Oben am Heuchelhofberg wird die Spur über Rampen und Podeste auf die Heuchelhofstraße geführt. Provisorisch abgesperrt ist da ja schon jetzt. Nach weiteren Arbeiten wird die Absperrung künftig Radler oder Fußgänger vor den Autos schützen.
Im unteren Bereich ist eine Anbindung an den Steigerfurtweg vorgesehen. Die Heuchelhofstraße ist in diesem Bereich fast auf gleicher Höhe. Die jetzige Betongleitwand und damit die Sperrung der rechten Fahrspur müsste auf einer Strecke von 200 Meter verlängert werden. Der Verkehrsfluss an der Lichtsignalanlage Stuttgarter Straße ist bei Verlängerung der Betongleitwand nicht beeinträchtigt, sagt Hecke.
Baumann wollte das so nicht hinnehmen. Warum, so seine Frage, hat die Autobahndirektion das nicht alles schon im Planfesstellungsverfahren festgehalten. Und da wären auch die Bürger beteiligt worden. Mit dieser Lösung wolle Würzburg der Direktion doch nur aus der Patsche helfen. Sein Ton gegenüber Hecke war harsch. „Die Autobahnplaner wollen mit uns Schlitten fahren.“ Da widersprach OB Christian Schuchardt: „Die Direktion geht nicht manipulativ mit uns um.“
Stadtbaurat Christian Baumgart nahm die Schelte gelassen auf seine Schultern: „Die Vorlage habe ich eingebracht. Die Direktion hat einen Planfesstellungsbeschluss und ist berechtigt, während der Bauphase an der einen oder anderen Stelle den Verkehr zu unterbrechen. Wir wollen aber den Radweg offen halten.“
Viele Räte waren verunsichert, ob so eine Entscheidung gegen die Auflagen des Bürgerentscheids verstößt. FDP-Mann Joachim Spatz brachte es auf den Punkt: „Können wir bei einer Verweigerung der provisorische Trasse den Bau eines Trogs für die Autobahn aufhalten?“ Die Antwort Kleiners: „Der Bau würde trotzdem weitergehen.“ Und Hecke: „Wir haben Baurecht.“
Damit fiel die Entscheidung mit breiter Mehrheit. Bis 2019 soll dann der in der Planfeststellung vorgesehene endgültige Rad- und Fußweg gebaut sein.