
Im Frühjahr fragen sich viele Immobilienbesitzer, ob sie in eine neue Heizanlage investieren soll. Auch Mieter kalkulieren, welche Kosten künftig auf sie zukommen. Das ist schwierig, weil vor allem die Preise für Heizöl und Holzpellets schwanken. Wir geben einen Überblick, wie man günstig heizt.
Heizen ist in den vergangenen Jahren teurer geworden. Je nach Brennstoff unterscheiden sich die Ausgaben aber deutlich. Für Holzpellets sind derzeit Kosten zwischen 5 und 6 Cent pro Kilowattstunde Brennwert anzusetzen. Das berichten sowohl der Bayerische Brennstoff- und Mineralölhandels-Verband (BBMV) als auch das „Centrale Agrar-Rohstoff-Marketing- und Energie-Netzwerk“, kurz Carmen. Für Erdgas sind es rund 7, für Heizöl rund 8 Cent, für Fernwärme etwa 9 und für Nachtspeicherstrom rund 19 Cent. Haushaltsstrom liegt noch einmal deutlich darüber.
Heizöl war lange Zeit ein Preistreiber. Dies hat sich geändert, wie Markus Brunner, Geschäftsstellenleiter des BBMV, berichtet: Seit 2011 ist der Preis mit den üblichen Schwankungen stabil. Aktuell liege er bei etwas über 79 Euro pro 100 Liter - bei der Abnahme von 3000 Litern. Dies sei sogar weniger als in den Jahren 2012 oder 2013. Brunner nennt zwei Gründe: einmal den guten Wechselkurs des Euro zum Dollar, dann die zunehmende Förderung von Öl und Gas durch die sogenannte Fracking-Technik in den USA. Dadurch entspannt sich auch der Erdgaspreis, bestätigt Klaus-Peter Dietmayer, Chef des regionalen Energieversorgers Erdgas Schwaben. „Wir erleben seit drei Jahren einen konstanten Erdgaspreis.“
Auch drei Wochen nach dem Ausbruch der Krim-Krise hat diese keine Auswirkungen auf die Rohölpreise und damit auf die Heizölkosten im Freistaat, sagt BBMV-Geschäftsstellenleiter Brunner. Heizöl sei in etwa so teuer wie zu Beginn der Krise. Eine Verknappung aufgrund der Krise sei zwar unwahrscheinlich, da das für hiesige Raffinerien bestimmte russische Rohöl nicht über die Ukraine befördert werde. Jedoch führten solche Konflikte an den Börsen immer zu Risikoaufschläge und damit zur Verteuerung von Öl. Bisher sei dies aber noch nicht eingetreten.
Mit Holzpellets heizt man nach wie vor günstig, betont Peter Schweinberg, Geschäftsführer des Dorr-Biomassehofs in Kempten. „Die Kosten liegen im Schnitt ein Drittel unter denen von Heizöl.“ Allerdings sind Pellets teurer geworden. Musste man 2004 im Schnitt rund 175 Euro pro Tonne zahlen, waren es zuletzt 284 Euro, rechnet der BBMV vor. Ein Grund ist, dass Pelletheizungen heute bereits eine große Rolle spielen. Dem Verband zufolge gibt es bundesweit 325 000 Pelletheizungen. 38 Prozent seien in Bayern installiert. Bei den Pellet-Preisen sei daher die „Tendenz steigend“.
Der Strompreis ist zum Beispiel durch die Ökostrom-Umlage gestiegen. Wie sich die Preise entwickeln, hänge deshalb auch von der Ökostrom-Reform der Bundesregierung ab, sagt Norbert Schürmann, Vorstand der Lechwerke (LEW). Der Netzbetreiber 50 Hertz geht für 2014 sogar von einer möglicherweise leicht sinkenden EEG-Umlage aus.
Die Bandbreite der Kosten ist groß. Das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (Eza) hat für unsere Zeitung eine Berechnung angestellt. Für ein Einfamilienhaus auf dem Standard der Wärmeschutzverordnung von 1995 kostet eine Gas-Brennwertheizung mit Erneuerung des Warmwasserspeichers etwa 8500 Euro, wenn ein Gasanschluss besteht. Mit Gasanschluss sind es rund 10 500 Euro. Eine Öl-Brennwertheizung kostet etwa 9500 Euro. Mit Erneuerung des Öltanks sind es etwa 11 700 Euro. Für eine Holzpelletheizung mit Silo und Pelletzuführung muss man etwa 19 500 Euro investieren. Wärmepumpen sollten nur eingebaut werden, wenn die Wärmeabnahme über eine Niedertemperaturheizung - etwa eine Fußbodenheizung - erfolgt. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpenheizung gibt es für rund 19 300 Euro, eine Sole-Wasser-Wärmepumpe für etwa 25 000 Euro.
Die Wartungs- und Betriebskosten sind je nach Wärmeerzeugung unterschiedlich. Bei einer Öl- oder Gas-Brennwertheizung betragen sie laut Eza einschließlich des Stroms für eine Hocheffizienzpumpe rund 370 Euro pro Jahr. Bei Wärmepumpen sind es etwa 190 Euro, bei Pelletheizungen 650 Euro pro Jahr.
Die meisten Dämmmaßnahmen rechnen sich laut Eza bei Gebäuden, die vor 1977 gebaut wurden – also vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung. Bei Häusern bis Baujahr 1995 könne sich eine Wärmedämmung in einzelnen Fällen rechnen, meist aber werde es sich bei den jetzigen Energiepreisen nicht lohnen. Sinnvollerweise muss jedes Haus individuell betrachtet werden. Natürlich können Dämmmaßnahmen bei älteren Gebäuden sinnvoll sein, um Behaglichkeit und Wohnkomfort zu erhöhen. Wer die Fenster austauscht, müsse aber auf eine ausreichende Lüftung achten, um Feuchteschäden und Schimmel zu vermeiden. Generell sollten die Erneuerung der Heizung und eine Dämmung zusammen geplant werden.