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Hilfe zur Selbsthilfe – das ist das Credo der Entwicklungszusammenarbeit. In Kenia unterstützen Entwicklungshelfer beispielsweise die Einheimischen bei der Verarbeitung und Vermarktung der Fische.
Foto: dpa | Hilfe zur Selbsthilfe – das ist das Credo der Entwicklungszusammenarbeit. In Kenia unterstützen Entwicklungshelfer beispielsweise die Einheimischen bei der Verarbeitung und Vermarktung der Fische.
Von dpa-Korrespondentin Carina Braun
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:34 Uhr

Sie beraten beim Umweltschutz oder organisieren Wahlen – Entwicklungshelfer geben den Armen Hilfe zur Selbsthilfe. Was auf den ersten Blick nach einem Knochenjob klingt, lockt viele. Die wenigen Traineestellen sind begehrt. Doch eine Karriere als Entwicklungshelfer lässt sich planen.

Mit Montenegro hätte sie nicht gerechnet. Als Nora Keck, heute 29 Jahre alt, nach dem Studium ihre Karriere in der Entwicklungshilfe begann, hatte sie schon Praktika in Tansania und Namibia hinter sich. Nun aber wurde sie zum Auslandseinsatz auf den Balkan geschickt – in dieses kleine Land zwischen Bosnien, Serbien, Kosovo und Albanien. Ein Jahr verbrachte Keck dort und beriet die lokalen Einrichtungen bei der Bekämpfung von Korruption und der Förderung der Demokratie. „Es war eine unheimlich spannende Zeit“, sagt sie heute. Vor ihrem Einsatz hatte sie sich nie mit Montenegro beschäftigt. „Das ist das Schöne: Dass man in Regionen gerät, in die man nie gereist wäre.“

Hilfe zur Selbsthilfe ist das Ziel der Entwicklungszusammenarbeit, wie die Entwicklungshilfe offiziell genannt wird. Nora Keck hat nach ihrem Studium eine der begehrten Nachwuchsstellen ergattert. Jedes Jahr stellt die staatliche Organisation Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) 20 Trainees ein. Zwischen 1500 bis 2000 Hochschulabsolventen bewerben sich auf die Plätze. Das Interesse ist groß. Im Ausland zu arbeiten, fremde Kulturen zu erleben und dabei die Welt ein bisschen zu verbessern – das lockt viele.

Wer in die Entwicklungshilfe möchte, sollte sich deshalb früh engagieren, sagt Ulrich Heise, der bei der GIZ für die Nachwuchsförderung zuständig ist. Er rät daher, schon während des Studiums Praktika in Entwicklungsländern zu machen. Auch ein Freiwilligendienst nach der Schule sei eine Möglichkeit. Anders als in früheren Jahrzehnten hat sich der Beruf des Entwicklungshelfers weitgehend akademisiert. Die GIZ stellt inzwischen fast ausschließlich Akademiker ein. Handwerker sind kaum noch gefragt. Mehr als 50 Entwicklungshilfeorganisationen gibt es in Deutschland. Neben der GIZ gehören die Deutsche Welthungerhilfe, die kirchlichen Dienste AGEH (Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe) und Brot für die Welt zu den bekanntesten. Von den internationalen Organisationen gehören viele zu den Vereinten Nationen oder zur Europäischen Union, wie das Kinderhilfswerk UNICEF. Einige Dienste haben Nachwuchsprogramme, aber auch der Direkteinstieg über offene Stellen ist möglich. Die Bezahlung variiert je nach Organisation. Berufseinsteiger verdienen bei der GIZ am Anfang rund 3000 Euro brutto im Monat.

Neben einer Karriere in einer Entwicklungshilfeorganisation gibt es jene, die nur für wenige Jahre ins Ausland gehen. Menschen mit Berufserfahrung, die schon einige Jahre in Deutschland gearbeitet haben und sich nach ihrem Einsatz wieder in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren. Zwei, drei oder vier Jahre lang werden sie in der Regel von einer Organisation in ein Partnerland entsandt.

Ein Studium ist in beiden Fällen erwünscht. „Bei etwa 90 Prozent unserer Stellen setzen wir einen Hochschulabschluss voraus“, sagt Katharina Engels von der AGEH. Immer wieder bekommt sie Anfragen, welche Studienfächer zu empfehlen seien. Zwar werden Juristen, Pädagogen, Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler oder Mediziner in der Entwicklungszusammenarbeit besonders häufig gesucht. Letztlich hängt es aber immer von der konkreten Stelle ab. „Wir empfehlen, das zu studieren, was im eigenen Interesse liegt“, sagt Engels. Wichtiger als das fachliche Können sei häufig die Kommunikationsfähigkeit: „Der Erfolg der Arbeit hängt letztlich davon ab, wie gut man das Gegenüber erreicht.“

Bei den Fachkräften in den Entwicklungshilfeorganisationen wechseln sich die Auslands- und Inlandseinsätze ab: Drei Jahre Uganda, zwei Jahre Indonesien, vier Jahre Deutschland – so sieht ein typischer Lebenslauf aus. „Das Gute an der Arbeit ist, dass man viel von der Welt sieht“, erzählt Sebastian Lesch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). „Man kommt in Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen.“ Dafür braucht, wer eine Familie gründen will, auch einen Partner, der sich mit den häufigen Ortswechseln arrangiert. Beruflich muss meist einer von beiden zurückstecken. „Und natürlich sind auch die Bedingungen vor Ort oft schwierig“, sagt Lesch. Versorgungsengpässe, abgelegene Orte, die Sicherheit. Die Arbeit in anderen Kulturkreisen fordert Toleranz und ein gewisses Einfühlungsvermögen.

Gerade die Abwechslung ist das, was Nora Keck so liebt an ihrem Beruf. In der 18-monatigen Ausbildung hat sie auch eine Station bei der OECD in Paris absolviert. Besonders hängen geblieben ist aber dieses kleine Land, von dem sie vorher kaum etwas wusste. Ihr letzter Urlaub hat sie zurückgeführt. Sie weiß, dass es immer wieder Abschiede geben wird, die schwerfallen. Sie weiß aber auch, dass dann wieder Neues kommt. „Es ist schön, mit so vielen verschiedenen Menschen zusammenzukommen“, sagt sie. „Und es ist schön, zu sehen, dass auch etwas zurückkommt.“

 
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