Für Elise von Beethoven klingt leise durch die Wände bis ins Zimmer von Michael Dröse – immer wieder, manchmal ein wenig stockend. Michael Dröse ist Geschäftsführer der Sing- und Musikschule Würzburg, deren Lehrkräfte Kinder und Jugendliche in Stadt und Land unterrichten. Die Sing-und Musikschule (SuMS) – sie ist die zweitgrößte Bayerns – feiert dieses Jahr 50. Geburtstag.
„Die Musikschule hat Geburtstag? Wo ist die denn? Waren wir da schon mal?“, ist die zehnjährige Franziska aus Winterhausen in der Festschrift zitiert. Franziska lernt seit 2007 an der SuMS in der Außenstelle Winterhausen. Die Musikschule kommt zu den Kindern. Das ist nicht nur Service, sondern auch aus der Not geboren, denn im Gebäude Burkarderstraße Nummer 30 in Würzburg, wo die Schule Sitz und Verwaltung hat, gibt es nur wenige Räume zum Lehren, Lernen und Üben. Die Kleinsten haben hier musikalische Früherziehung. Die etwas Größeren üben hier für Elise und für Konzerte. Die große Mehrzahl der Schüler aber kommt in die Außenstellen, die die Schule sowohl in der Stadt wie auf dem Land, meist in Schulgebäuden, hat.
Immer wieder muss die Musikschule um Räumlichkeiten kämpfen. Jüngstes Beispiel: Auf dem Mozart-Areal in der früheren Mozartschule hat unter anderem das Blasorchester seine Heimat – noch. 300 Personen kommen pro Woche hierher zu Unterricht und Ensembleproben, zu Proben für Band und Bigband – und Orchester. Allein die Orchestermusiker brauchen 140 Quadratmeter für sich und die Instrumente. SuMS-Leiter Michael Dröse hofft natürlich, dass seine Musiker die Räume noch lange nutzen können, muss aber – wie manch andere im Gebäude – mit einer Kündigung rechnen, wenn das Mozart-Areal in der politischen Diskussion anders verplant und bebaut wird. Die eigentlich heiß begehrte Sing- und Musikschule ist irgendwie doch immer wieder heimatlos.
Da hat es zum Beispiel die Regensburger Musikschule besser in einem beeindruckenden klassizistischen Gebäude, in dem zuvor das Polizeipräsidium und davor der Regierungspräsident beherbergt waren. „Das hat auch etwas mit Anerkennung der Leistung zu tun“ sagt der Würzburger SuMS-Chef. Über Alternativen auf den ehemals US-militärischen Flächen am Hubland kann er im Moment nichts Konkretes sagen, „vor 2015/2016 wird das nichts“, meint Dröse. Wohin also mit Pauken und Marimbafon?
Die Musikschule hat sechs Fachbereiche und Instrumental-,Vokal-, Ensemble- und Grundfachangebote. 3028 Schüler sind gemeldet (zum Vergleich: Regensburg hat 2200). Würzburg verzeichnet 3750 Fachbelegungen, teils haben sich Schüler für zwei oder mehr Fächer entschieden. Den Unterricht bieten insgesamt 70 Lehrer an (Regensburg: 43). Die Würzburger SuMS zählt pro Jahr 150 000 Unterrichtsbesuche. Mit 94 Unterrichtsstätten in 31 Gemeinden und in der Stadt gewährleistet die SuMS flächendeckend qualifizierten Musikschulunterricht – ihre Lehrkräfte müssen alle ein Hochschulstudium oder gleichwertige Ausbildung nachweisen. Im vergangenen Jahr wohnten 45 000 Besucher insgesamt 165 Veranstaltungen bei (ohne offene Auftritte wie beim Stadtfest oder bei Aktionstagen in der City). Das Gesamtbudget der SuMS beträgt drei Millionen Euro. Davon trägt der Freistaat 290 000 Euro, Stadt und Landkreis zusammen rund 1,5 Millionen. Der Rest muss durch Unterrichtsgebühren, Spender und Sponsoren aufgebracht werden.
Gegründet wurde die Sing- und Musikschule durch Stadtratsbeschluss am 11. September 1963, ursprünglich als Jugendmusikschule der Stadt. Erster Musikschulleiter war der Kirchenmusiker Stefan Werner. Geboten wurden damals Singunterricht und Stimmbildung, Liedkunde und Instrumentalunterricht mit Blockflöte, Gitarre, Violine und Akkordeon. Das Schulgeld betrug laut Stadtratsbeschluss 1 D-Mark für vier Doppelstunden im Monat plus eine einmalige Aufnahmegebühr von 1 DM. Bereits 1966 hatte die Musikschule 1431 Schüler, im Jahr 1968 waren es über 2000.
1979 wurde die SuMS auf den Landkreis ausgedehnt, und 1997 übernahm der gleichnamige Zweckverband selbstständig die Musikschule Würzburg. Bei den Fachbelegungen kommen 40 Prozent der Teilnehmer aus der Stadt und 60 Prozent sind Landkreisbewohner.
Egon Saßmannshaus wird 1978 Werners Nachfolger. Unter seiner Führung bekommt der Instrumentalunterricht mehr Gewicht, aus der Singschule wird die Sing- und Musikschule. Saßmannshaus pflegt auch die Beziehungen zu den Partnerstädten im Ausland und sorgt für Reisen und Auftritte dorthin. Saßmannshaus geht 1991 in Rente. Sein Schwiegersohn Michael Corßen übernimmt für ein halbes Jahr die kommissarische Leitung, dann wird Peter Schmidt zum neuen Schulleiter berufen. In seine Zeit fällt die Umstellung der Verwaltung auf computergestützte Arbeitsabläufe.
Der Zweckverband schafft 1997 die neue Stelle des Geschäftsleiters, die nun Michael Dröse anvertraut wird. Ihm zur Seite steht das künstlerisch-pädagogische Schulleitungsteam mit den sechs Fachbereichsleitern. Heute sind das für die Zupfinstrumente Robin McBride, für die Tasteninstrumente und Vokalfächer Eva Schneider-Schmitt, für Blechblasinstrumente und Percussion Matthias Wallny, für die Streichinstrumente Christoph Reuter, für die Grundfächer Andrea Osthoff, für die Holzblasinstrumente Andrea Schanzer.
Die Veranstaltungen zum Jubeljahr sind alle kostenfrei, so am Sonntag, 5.Mai, das große Festkonzert im Franconia-Saal des Congress Centrums (15 Uhr). Im ersten Programmteil werden dann Beispiele von Bildungskooperationen vorgestellt. Es präsentieren sich die Percussionsklasse der Grundschule Randersacker mit der Sing- und Musikschule, die Bläserklasse der David-Schuster-Realschule und das Integrative Ensemble der Christophorus-Schule (Förderzentrum) mit der SuMS. Nach der Pause gehört die Bühne einem Sinfonieorchester mit Chor und Solisten, das als Projekt für das Festkonzert gegründet wurde und das Gastdirigenten Wolfgang Kurz leitet. Auch im zweiten Teil werden Integrationsprojekte vorgestellt: Es sind besonders interessierte junge Musiker von Schulen und der Hochschule für Musik dabei, im Chor wirken Sänger des Männergesangsvereins Margetshöchheim mit.
Unterfränkisches Musikfestival
Am 15. Juni folgt das unterfränkische Musikschulfestival, initiiert vom Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) auf der Festung Marienberg. Unterfränkische Musikschulen entsenden Spitzen-Ensembles. Erwartet werden rund 600 Musiker mit circa 40 Orchestern und kleineren Ensembles. Ein Kooperationskonzert des Bayerischen Landesjugend-Jazzorchesters und derBig and „Route 66“ der SuMS folgt am 13. Oktober im Mainfrankentheater. Die SuMS sieht auch dieses Jahr Aktionstage, Stadtteilkonzerte und viele Benefizkonzerte, vor allem in den Landkreisgemeinden, vor. Der Festakt folgt am 23. November im Saalbau Luisengarten, schließlich ein Weihnachtsspecial am 8. Dezember im Congress Centrum um 15 Uhr.
Das Spendenkonto der SuMS hat die Nummer 42 013 110 bei der Sparkasse Mainfranken (BLZ 790 500 00).