Zu schlecht informiert fühlte sich der Gemeinderat, als er in seiner jüngsten Sitzung über die Umstellung der Stromspannung von 220 auf 380 kV in der Leitungstrasse Grafenrheinfeld-Würgau entscheiden sollte. Die Hauptfragen vor drei Wochen waren, wie das mit dem Ausbau von Stromleitungen weitergeht und welche gesundheitlichen Auswirkungen dies für die Bürger hat.
Inzwischen hat Verwaltungsfachwirt Michael Niklaus den Gemeinderäten die Umweltverträglichkeitsstudie für diese Baumaßnahme zukommen lassen. An dieser zweifelte aber Guido Oster. In diesem Gutachten stehe nicht, dass das unschädlich sei, bemängelte er, und zitierte aus der Studie, dass „geringe Auswirkungen möglich“ seien. Außerdem handle es sich um ein Gutachten, das die Firma Tennet in Auftrag gegeben habe, also die Firma, die die Erhöhung der Leistung um 50 Prozent beantragt hat. Oster brachte wesentlich niedrigere Grenzwerte aus der Schweiz und anderen Regionen Deutschlands zum Vergleich vor.
„Haben die Bürger Grafenrheinfelds nicht schon genug zur allgemeinen Stromversorgung beigetragen?“, fragte Oster, und nannte als Beleg das Zwischenlager, „das uns länger erhalten bleibt“.
Gerhard Riegler hielt die Belastung nicht für untragbar, schließlich habe ja keiner seine Wohnung auf der Leitung stehen. „Wenn das Licht nicht ausgehen soll, dann müssen wir zu den Stromtrassen ja sagen.“
Die Undurchsichtigkeit bei den geplanten Stromtrassen ärgerte Stefanie Horna. Mit der einen Leitung habe sie kein Problem, aber wie sehe es in der Zukunft mit den Leitungen aus, die alle noch auf Grafenrheinfeld zukommen, wollte sie wissen. „Wir wissen immer noch nichts Konkretes“, bemängelte auch Ludwig Weth.
Bürgermeisterin Sabine Lutz bemühte sich vergeblich, das eine vom anderen zu trennen. Das Planfeststellungsverfahren, das nun anstünde, beträfe nur die eine Leitung. Im Frühjahr, wenn mehr Klarheit herrsche, werde ein Mitarbeiter der Firma Tennet den Gemeinderat informieren, was noch alles geplant sei. Auch Markus Hennberger bemühte sich um Klarheit. Wer zu dieser einen Leitung ja sage, müsse deswegen nicht zu allem anderen ja sagen, meinte er.
Kämmerer Hubert Schröder versuchte, die Diskussion wieder auf den Punkt zu bringen: „Es geht um eine Stellungnahme der Gemeinde für diese eine Leitung.“ Es müsse einzig abgestimmt werden, ob Bedenken vorgebracht werden oder nicht. „Dafür hätte man gefühlte 1000 Seiten durchlesen sollen“, empörte sich Walter Weinig, und auch Stefanie Horna fühlte sich mit den Informationen überfordert: „Wir sind alle keine Fachleute.“
„Was hat das eigentlich für Konsequenzen, wenn wir dagegen sind?“, fragte Weth. „Gar keine“, antwortete die Bürgermeisterin. Also sprach sich der Gemeinderat auch mehrheitlich gegen das Planfeststellungsverfahren und eine Erhöhung der Stromspannung aus. Walter Wegner forderte noch, dass die Firma Tennet baldmöglichst über neue Leitungen und die entsprechenden Korridore informieren soll.