Wer kann das schon von sich behaupten, gegen einen Weltmeister gespielt zu haben? Eigentlich kämpft Tobias Greissing in der ersten Würzburger Tischtennis-Kreisliga um Punkte. Am Sonntag allerdings sah sich der Sportler des TSV Reichenberg insgesamt acht deutschen Meisterschaften, einem Weltcup-Titel, zwei Olympischen Medaillen, drei Europameisterschaften und einem Weltmeistertitel gegenüber. Denn mit Jörg Roßkopf stand auf der anderen Seite der Platte einer der erfolgreichsten deutschen Tischtennisspieler überhaupt. Entsprechend schnell war das Spiel dann auch gelaufen, Greissing unterlag klar in drei Sätzen. Für den Reichenberger ein besonderer Moment: „Es ist schon toll, einmal gegen solche Leute spielen zu dürfen“, sagte Greissing. „Auch, wenn das vom Niveau her natürlich ne andere Liga war. Die wissen vorher schon wo man hinspielt und stehen immer richtig.“
Schaukampf zum Jubiläum
Doch um Sieg oder Niederlage ging es diesmal auch gar nicht. Roßkopf – aktuell Trainer der deutschen Tischtennis-Nationalmannschaft – besuchte anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des TSV die Reichenberger Wolffskeelhalle. Mit dabei war neben dem Bundestrainer auch Steffen „Speedy“ Fetzner, der mit Roßkopf zusammen 1989 Weltmeister im Doppel wurde. Die beiden Ex-Profis zeigten zuerst in drei Partien der ersten Herrenmannschaft des TSV ihre Grenzen auf. Anschließend kam es bei der „Weltmeistergala“ zum Schaukampf zwischen Roßkopf und Fetzner. „Das ist schon begeisternd, die beiden hier spielen zu sehen, eine tolle Werbung für den Tischtennissport“, sagte TSV-Vorstand Wilfried Hartmann nach der Veranstaltung. „Für die Zuschauer, die da waren, hat es sich gelohnt.“ Damit sprach Hartmann gleichzeitig den einzigen Negativaspekt des Tages an. Denn trotz der prominenten Gäste waren die Plätze in der Wolffskeelhalle nur vereinzelt besetzt.
Schnelle Spiele, starke Ballwechsel
Die Daheimgebliebenen verpassten eine gute Show und einige spektakuläre Ballwechsel. So etwa beim Duell zwischen TSVler André Scheer und Steffen Fetzner: In einem rasanten Match faszinierte Scheer mit einer starken Abwehr und brachte seinen Konkurrenten gehörig ins Schwitzen. Beide lieferten sich faszinierende und vor allem lange Ballwechsel. Dabei gelang es André Scheer sogar, Steffen Fetzner einen Satz abnehmen. „Das war großartig, es hat wirklich Spaß gemacht“, sagte Scheer nach dem Spiel. „Es ist schon faszinierend, wie schnell der Steffen antizipiert. Während ich mir überlege, ob ich Stop oder Spin spiele, hat er sich schon fünf Varianten zurechtgelegt.“
Tobias Greissing TSV Reichenberg
Großen Einfallsreichtum legten die beiden Ex-Profis dann auch beim abschließenden Aufeinandertreffen an den Tag: Mal spielten sie mit zwei Bällen, mal ging es bei minutenlangen Schmetterduellen bis hinter die Spielfeld-Absperrung. Da derartige Einlagen ordentlich Kraft kosten, ließ sich Steffen Fetzner zweimal auswechseln. So durften dann ein junges TSV-Mitglied und Vorstand Wilfried Hartmann gegen Jörg Roßkopf ran. Beide schlugen sich auffallend gut, als Belohnung gab es jeweils ein Trikot der Tischtennis-Altstars geschenkt. Nach kurzer Verschnaufpause legte dann auch Fetzner noch einmal los und zeigte offensiv und defensiv, wie er zu dem Spitznamen „Speedy“ kam.
„Vielen Dank, es hat uns bei euch sehr viel Spaß gemacht“, fasste „Speedy“ Fetzner am Ende zusammen. „Es ist für uns ja auch nicht ohne, da wir beide nicht mehr ganz so im Training sind.“ Der Unterschied zwischen Profis und Freizeitsportlern wurde dennoch deutlich, stand jedoch dem Spaß nicht im Weg. „Wir kommen gerne wieder“, so Fetzner.