Mit der international stark besetzten „Trans Germany“ steht für die Mountainbiker das erste bedeutsame Etappenrennen der Saison an: Von diesem Mittwoch an haben die Fahrer von Sonthofen im Allgäu bis zum Ziel am Samstag in Garmisch-Partenkirchen 288,5 Kilometer und 8648 Höhenmeter zu bewältigen. Im Feld der rund 800 Starter stehen mit Christian Schneidawind (29) aus Gerbrunn und dem Wernecker Oliver Vonhausen (23) auch zwei Sportler aus Unterfranken. Das Duo zählt zum sechsköpfigen Aufgebot des Texpa-Simplon-Teams, für das auch der frühere Gerolsteiner-Profi Uwe Hardter (35) fährt, der 2003 beim Giro d'Italia 93. der Gesamtwertung geworden war.
Es ist mal wieder eine Gratwanderung für Vonhausen, der mittlerweile in Würzburg studiert, und seinen Teamkollegen Schneidawind. Beide verdienen ihr Geld nicht mit dem Mountainbiken, müssen aber nicht minder hart arbeiten, um bei Rennen wie dem Bevorstehenden konkurrenzfähig zu bleiben. „Wir haben ähnlich Tagesabläufe und Trainingsintervalle wie Profis“, sagt Schneidawind, und fügt an, „dass wir aber auch noch voll im Berufsleben stehen.“ Der 29-Jährige arbeitet als Ingenieur beim TÜV: „Ohne einen Arbeitgeber, der ein Herz für den Sport hat, lässt sich das alles gar nicht machen.“ Die meisten seiner Urlaubstage gehen für den Radsport drauf – nicht umsonst: Vor zwei Jahren wurde er Gesamt-Dritter bei der „Trans Germany“. Einer der größten Erfolge seiner semiprofessionellen Karriere. „Wir alle arbeiten oder studieren, trotzdem fahren wir auf Profi-Niveau. Wohl auch deshalb hat sich dieser Teamgeist entwickelt, den es in vielen anderen Mannschaften erst gar nicht gibt. Da wird das Personal oftmals gewechselt, und die Ausrichtung ist eine ganz andere“, weiß Vonhausen vor der vier Etappen langen „Trans Germany“.
Es hat sich einiges getan im Team Texpa-Simplon, den nächsten Schritt hin zu mehr Professionalität haben die Verantwortlichen – allesamt Ehrenamtliche – geschaffen. Ein Servicemobil empfängt die beiden Unterfranken ab sofort gleich nach Rennende im Ziel-Bereich. „Das Regenerieren beginnt jetzt schon direkt im Anschluss an das Rennen“, sagt Alexander Steinruck, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert und die Fahrer während der Rennen immer dort unterstützt, wo Not am Mann ist: „Sonst sind wir immer erst ewig mit dem Auto zu den Hotels gefahren. Jetzt gewinnen wir reichlich Zeit, weil wir sofort mit den Regenerationsmaßnahmen auf dem Weg ins Hotel starten können.“
Aufs Erholen dürften sich Schneidawind und Vonhausen auch in der intensiven Vorbereitung auf diese Saison gefreut haben. „Ich bin diesmal einen anderen Weg gegangen, schon im Januar habe ich ein Etappenrennen auf Lanzarote bestritten, um den Körper frühzeitig an die Belastung zu gewöhnen“, sagt der Gerbrunner vor seiner vierten „Trans Germany“-Teilnahme, der ein Start bei der Mountainbike-Marathon-EM folgen wird.
„Es ist bei all dem Trainingspensum verdammt wichtig, einigermaßen erholt an den Start zu gehen“, sagt Vonhausen, der ebenso wie Schneidawind seit dieser Saison vom Institut „sportAmed“ für Leistungsdiagnostik im Bikestore von Thomas Rambacher betreut wird. Wenn am Mittwoch der Startschuss zur ersten Etappe von Sonthofen nach Pfronten fällt, dann soll sich all die Schinderei auch lohnen: „Für mich ist es erst mein zweites Etappenrennen überhaupt“, erzählt Vonhausen, „ich freue mich auf dieses Rennen und unser Team.“
Trans Germany 2012
Knapp die Hälfte der rund 800 Teilnehmer kommen nicht aus Deutschland. Zwar stellt die deutsche Fraktion mit 445 Bikern das Gros des Feldes, doch auch die Niederländer (72 Teilnehmer) sowie die Dänen (50) sind mit zahlreichen Fahrern vertreten.
Der Favorit auf die Trans-Germany-Krone kommt aus der Schweiz: Titelverteidiger Christoph Sauser peilt nach 2010 und 2011 den dritten Sieg in Folge an. „Ich will den Hattrick landen!“, sagt der Weltmeister von 2004 und Olympia-Dritte von Sydney 2000 kämpferisch.