Jedem Feinschmecker würde es wohl schon allein bei dem Gedanken daran den Magen umdrehen: Ein Menü aus der Spülmaschine. Gezeigt wurde so etwas am diesjährigen Valentinstag im Fernsehen im Morgenmagazin und was da auf den Tisch kam, machte durchaus Appetit. Und die Neugierde wuchs als in dem Beitrag erwähnt wurde, dass die Kreation aus einem Würzburger Restaurant stammt. Ein paar Klicks im Internet und der Maitre de Cuisine war entlarvt: Richard Huth, Pächter und Küchenchef des renommierten Würzburger Restaurants Stachel.
Für Richard Huth, der sich der anspruchsvollen regionalen Küche verpflichtet fühlt, war das Menü aus der Spülmaschine „anfangs nur ein Gag“, allerdings durchaus mit ernstem Hintergrund. Auslöser war ein Fernsehfilm über den französischen Chemiker Herve Thies, der als einer der Erfinder der modernen Molekularküche gilt. In dem Film garte Thies einen in eine Kunststofftüte eingeschweißtes Stück Lachs in einem Spülautomaten.
Wasserbad-Temperaturen
Da machte es bei Huth „Klick“. Denn die Wasserbad-Temperaturen, die in der Molekularküche eingesetzt werden, entsprechen exakt denen einer Spülmaschine. Warum also sollte man nicht geeignete Speisen in der Spülmaschine auf Temperatur bringen, wenn man die Maschine ohnehin zum Spülen anwirft? „Wir haben lange getüftelt, was geht und was nicht funktioniert“, berichtet der Küchenchef.
Der Valentinstag am 14. Februar erschien ihm dann als geeigneter Zeitpunkt, um das Menü erstmals auf den Markt zu bringen. So entstand das dreigängige Liebes-Menü mit dem Hintergedanken, dass auch ein im Kochen nicht bewanderter Ehegatte seiner Frau ein feines Essen auf den Tisch zaubern könnte. Die Speisenfolge sieht so aus: „Amors Auftakt“ besteht aus Trüffelnudeln mit Carpaccio vom Hühnerbrüstchen und geschmorten Liebesäpfeln. Es folgt als Hauptgang „Die Macht der Venus“: Filet vom schottischen Lachs mit Soße von Zitrusfrüchten, gebratenem Fenchel und Safranrisotto. Als Nachspeise wird „Schokolade, die Speise der Götter“ gereicht, ein prickelnder Schokoladenkuchen mit Sauerkirsch und Vanille-Ananas und warmer Chili-Schokoladensoße.
Vorbereitet wird dieses Menü wie jedes andere auch, das heißt die einzelnen Gänge werden aus frischen Produkten selbst hergestellt. Anschließend werden sie in spezielle wasser- und geruchsdichte Plastiktüten verpackt und mit einem Vakuumiergerät eingeschweißt. Selbst in der Drei-Sterne-Küche findet dieses Verfahren Anwendung, weiß Richard Huth. Der einzige Unterschied dort sei, dass ganz spezielle Geräte zum Erhitzen eingesetzt werden.
Kein lästiges Aufräumen
Berührungsängste braucht man also nicht zu haben. Ob man dergestalt verpackte Speisen nun in einem Wasserbad oder der Spülmaschine erhitzt, mache keinen Unterschied. Aufpassen muss man bei der Spülmaschine nur darauf, das man die Temperatur auf maximal 65 Grad einstellen kann. Jedem Menü liegt zudem eine ausführliche Gebrauchsanweisung bei, „man muss wirklich keine Ahnung von Kochen haben“, so Küchenchef Huth. Auspacken, die Beutel in die Spülmaschine legen, das Geschirr dazu, fertig. Und wenn der Spülgang beendet ist, ist auch das Menü servierbereit, die sauberen Teller inklusive. Und das lästige Aufräumen in der Küche nach dem Kochen und Essen wird auf ein Minimum reduziert.
„Das funktioniert alles hundertprozentig, sonst würde es ja nicht angeboten“, sagt Richard Huth. Und an die Adresse von Skeptikern richtet er die Frage: „Vor einem sauberen Teller aus der Spülmaschine ekelt man sich doch auch nicht, oder?“
Bisher gibt es im Angebot nur das „Liebes-Menü“, das man vorbestellen muss und dann entweder abholt oder sich schicken lässt. 38 Euro kostet dieser Küchenspaß. In Zukunft sollen aber auch noch weitere Menü-Varianten angeboten werden. Man darf gespannt sein.