Glenn Gould: The 1955 Goldberg Variations (Sony): Mit Mantel, Mütze, Schal, Handschuhen und zwei Flaschen Mineralwasser erschien an einem milden Juni-Tag 1955 ein junger Mann im New Yorker Columbia-Studio, um Johann Sebastian Bachs "Goldberg Variationen" auf Schallplatte aufzunehmen. Der junge Mann hieß Glenn Gould und steckte voller Marotten. Zum Beispiel hatte er es sich angewöhnt, während des Klavierspiels mitzusingen oder mitzusummen. Der Tontechniker konnte das natürlich gar nicht gebrauchen. Er bat den Pianisten, doch etwas leiser zu singen - woraufhin der am nächsten Tag mit einer Gasmaske erschien . . .

Jedenfalls lieferte der ungestüme Pianist binnen zehn Tagen eine Einspielung der sperrigen Bach-Komposition ab, die noch heute als unübertroffen gilt.

Jetzt, ein halbes Jahrhundert später, bringt Sony die legendäre Aufnahme in einer Sonder-Edition auf CD heraus. "Birth of a Legend" - die Geburt einer Legende - lautet der Untertitel dieser limitierten CD-Ausgabe, denn die Einspielung begründete den Welt-Ruhm des kanadischen Pianisten. Die CD ist netterweise der Original-Schallplatte nachgebildet, ganz in Schwarz, samt Columbia-Label und Pseudo-Rillen.

Die Aufnahme selbst läuft rausch- und knisterfrei. Die Sony-Toningenieure haben aber glücklicherweise die Finger von zu heftigem digitalem Aufpolieren gelassen. Die Aufnahme klingt zwar etwas flacher als eine frisch eingespielte - aber es sind alle Nuancen noch da, mit der der geniale Tastenkünstler vor 50 Jahren Bachs "Aria mit 30 Veränderungen" versah.

Die Jubiläums-Box bietet zur CD im Schuber ein dickes, mehrsprachiges Booklet mit Geschichten rund um Glenn Gould und die legendäre Aufnahme: * * * * * *