
Es gibt viele Dinge, für die Männer nicht taugen. Als Begleitung bei Power-Shoppingtouren durch Klamottenläden. Oder beim Lebensmitteleinkauf für die Weihnachtsfeiertage. Erst recht als Co-Zuschauer bei völlig minderwertigen, aber herrlich entspannenden Filmchen wie „Sex and the City“, „Two and a half men“ oder „The Big Bang Theorie“.
Auch wenn es um die Adoption eines Weihnachtsbaums geht, hielt ich die Mitnahme des Mannes an meiner Seite lange für überflüssig. Bis zu jenem vierten Advent, als er der von mir alleine erstandenen und auf der Terrasse gelagerten Tanne ansichtig wurde. Nachdenklich umrundete er den etwa 1,60 hohen Baum, zupfte ein wenig Moos vom Stamm, rupfte ein paar welke Blättchen aus den Nadeln. Dann richtete sich sein Blick auf mich und er formulierte eine Frage, die ich nie vergessen werde: „Wächst der noch bis Weihnachten?“ Seitdem darf mein Liebster mit zum Baum-Kauf.
Am Samstag fuhren wir in den Christbaum-Wald. Blau-, Rot- und stinknormale Fichten, Edel-, Nobilis- und Coloradotannen in allen Größen. „Zu klein“, protestierte mein Liebster, als ich auf einen etwa 1,80 Meter großen Baum zuging. „Unser Wohnzimmer ist nicht der Spiegelsaal der Residenz“, erinnerte ich ihn. Er wandte sich einem gut drei Meter hohen Exemplar zu, ich liebäugelte mit von knapp zwei Metern. So ging das eine ganze Weile. Als es dunkel wurde und ich Hunger bekam, stimmte ich dem Ankauf einer üppigen Nordmanntanne zum stolzen Preis von 60 Euro zu.
Natürlich war der Baum größer als unser Auto, wir ließen ihn liefern. Als er von zwei starken Männern auf die Terrasse gewuchtet worden war, umrundete ihn mein Liebster, zupfte daran herum und sagte: „Ich glaube, den müssen wir ein Stück absägen.“